Hamburg. Müssen Schüler Klassenarbeiten vor Ort schreiben? Das Thema ist umstritten. Außerdem soll die Testpflicht für Vorschulkinder kommen.
Während für die Abiturienten Ende der kommenden Woche die schriftlichen Abschlussprüfungen beginnen, werden in den anderen Klassenstufen längst wieder Klassenarbeiten und Klausuren geschrieben – Corona-Pandemie hin oder her.
Zwar ist vieles in der Schulpolitik zentral geregelt, aber bei den sogenannten schriftlichen Leistungsnachweisen gilt: Die Lehrkräfte bzw. die Schulen entscheiden, ob die Schülerinnen und Schüler die Arbeiten in Präsenz, also in der Schule, oder in Distanz, also zu Hause, schreiben.
Appell an die Schulen in Hamburg
„Wir appellieren an die Schulen, darauf zu verzichten, dass Klausuren und Klassenarbeiten in Präsenz geschrieben werden, wo immer dies möglich ist“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. Werden Klassenarbeiten in der Schule geschrieben, müssen die Schülerinnen und Schüler unmittelbar zuvor einen Corona-Schnelltest machen.
Während es nachvollziehbar erscheint, dass Klassen, die mittlerweile im Wechselunterricht phasenweise in der Schule sind, dort auch Arbeiten und Klausuren schreiben, liegt der Fall bei Klassen anders, die nach wie vor ausschließlich in Distanz unterrichtet werden. Das gilt zum Beispiel für die fünften Klassen an Gymnasien.
Eltern sind in Sorge um ihre Kinder
Eltern, die aus Sorge vor einer Infektion Bedenken gegen eine Präsenz-Arbeit haben, haben allerdings wenig Spielraum. „Für die Anfertigung von Klausuren und die Durchführung von Prüfungshandlungen kann die Schule die persönliche Anwesenheit von Schülerinnen und Schülern anordnen“, heißt es im aktuellen Muster-Corona-Hygieneplan für die Schulen. Laut Albrecht hat die Schulbehörde derzeit keinen Überblick darüber, in welchem Umfang Klausuren und Klassenarbeiten in Präsenz durchgeführt werden.
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Seit den Märzferien kommen in Hamburg Schüler der Klassenstufen 9,10 und 13 der Stadtteilschulen und der Klassenstufen 6, 10, und 12 an Gymnasien in der Regel zum Wechselunterricht an ihre Schulen. Am Gymnasium Eppendorf hat sich die überwiegende Mehrheit des Abiturjahrgangs jedoch gewünscht, weiter von zu Hause aus unterrichtet zu werden.
Einige Schülerinnen und Schüler zählen zu Risikogruppen
Schulleiterin Maike Languth erklärt: „Der Fernunterricht hat für die meisten Schülerinnen und Schüler gut funktioniert. Sie hatten zum Teil aus Infektionsschutzgründen und durch ungleich viele Präsenzstunden Bedenken, einen Nachteil zu erleben, daher wünschten sie sich, dass Fernunterricht, ergänzt mit Prüfungskolloquien, stattfindet.“
Weiter würden einige Schülerinnen und Schüler zu Risikogruppen zählen oder Eltern haben, die gefährdet sind. „Da die Präsenzpflicht auch für die Abschlussjahrgänge aufgehoben ist, konnten wir den Fernunterricht für die Schüler, die es wollten, weiter möglich machen“, so Languth weiter. „So hat es für alle eine gute Lösung gegeben, und die Schülerinnen und Schüler fühlen sich gut auf das bevorstehende Abitur vorbereitet.“
Kritik aus der Elternschaft
Unterdessen kommt Kritik aus der Elternschaft, dass die Testpflicht für Schulkinder im Präsenzunterricht nicht für Vorschulkinder gilt. „Es ist sehr ärgerlich, dass der Senat diese Lücke im Infektionsschutz in Kauf nimmt – auf Kosten der Jüngsten“, sagt Nathalie Sprung, Elternvertreterin zweier Vorschulklassen mit insgesamt etwa 40 Kindern an der Grundschule Ohkamp in Fuhlsbüttel.
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Etliche Eltern seien sehr besorgt, dass ausgerechnet jene Schülergruppen, für die keine Maskenpflicht und Abstandsregeln vorgeschrieben sind, von der seit dem 6. April geltenden Vorgabe ausgenommen seien. Das sorge auch bei Eltern an anderen Schulen für Fassungslosigkeit, sagt Sprung, die eine E-Mail an Schulsenator Ties Rabe (SPD) geschickt hat mit der Forderung, die Testpflicht auch für Vorschulkinder vorzusehen und den Schulen dafür genügend Kits zu liefern.
Einige Eltern schicken ihre Kinder aus Vorsicht nicht mehr in die Vorschulklassen
Als die Selbst-Schnelltests an den Hamburger Schulen noch unverbindlich waren, hätten sich an der Grundschule Ohkamp auch die Kinder in den beiden Vorschulklassen unter Aufsicht selbst testen können, sagt Nathalie Sprung. „Das hat sich als unproblematisch erwiesen. Die Kinder haben das toll gemacht.“
Vom 6. April an seien dann keine Tests mehr für die Jüngsten angeboten worden. Seitdem schickten einige Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Vorschulklassen – aus Vorsicht. Nach Informationen des Abendblatts will die Schulbehörde die Tests für Vorschulkinder ermöglichen und klärt derzeit, wie das mit den derzeit verfügbaren Testtypen und -kapazitäten realisiert werden könnte.
247 Infektionen an Schulen in zehn Tagen gemeldet
Unterdessen sind für Freitag 39, für Sonnabend 15 und für Sonntag sieben mit Corona infizierte Schulbeteiligte aus 43 Schulen gemeldet worden. Dabei handelte es sich um 58 Schülerinnen und Schüler sowie vier Schulbeschäftigte. Von zwei berufsbildenden Schulen sind drei bzw. vier, von der Elbinselschule sind sechs Infizierte gemeldet worden. Ob die Infektionen innerhalb oder außerhalb der Schule erfolgt sind, ist nicht bekannt.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Insgesamt sind für die vergangenen zehn Tage von 126 Schulen 247 Infektionen gemeldet worden, darunter waren 228 Schülerinnen und Schüler (0,1 Prozent) und 19 Schulbeschäftigte (o,05 Prozent). Derzeit sind 574 Schüler sowie 47 Beschäftigte in präventiver Quarantäne. Der Anteil der infizierten Schulbeteiligten liegt mit 6,8 Prozent aller Infizierten deutlich unter dem Anteil der Schüler, Lehrer und weiteren Schulbeschäftigten an der Gesamtbevölkerung (15,3 Prozent).