Hamburg. Von A bis Z: Ein neues Handbuch stellt den größten Parkfriedhof der Welt anhand von 750 Stichworten vor.
Ruhe, Trauer, Feierlichkeit. Wenn es um Friedhöfe geht, haben die meisten Menschen eine klare Vorstellung von diesen Orten. Sie für viele auch Stätte, an denen im Grunde alles immer gleich bleibt. Zwar wechseln die Grabstellen logischerweise laufend, aber das Drumherum scheint sich nur wenig zu verändern. Mag das für manchen Mini-Friedhof auch zutreffen – für Ohlsdorf, den größten Parkfriedhof der Welt, gilt es bestimmt nicht.
Und da sich hier in den vergangenen Jahren viele verändert hat, gibt es jetzt auch ein neues Buch, das diesen Wandel dokumentiert und zugleich Bestehendes erläutert: „Der Ohlsdorfer Friedhof“ erlebbar als, wie der Untertitel deutlich macht, „Handbuch von A bis Z“. Grundlage ist das bisher von dem mittlerweile verstorbenen Ohlsdorf-Experten Helmut Schoenfeld herausgegebene Buch, nun aber aktualisiert und erweitert.
Viele bekannte Persönlichkeiten haben in Ohlsdorf ihre letzte Ruhe gefunden
Die Zahl der bekannten Persönlichkeiten, die auf dem 389 Hektar großen Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Und da viele Fans von Prominenten wie Roger Willemsen, Helmut und Loki Schmidt, Monika Bleibtreu oder Jan Fedder (um nur einige wenige zu nennen), ihren Idolen auch über den Tod hinaus die Treue halten wollen, ist eine Neuauflage des Handbuchs mit genauer Angabe der jeweiligen Grablage nur folgerichtig.
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Sie sind unter den 750 Stichworten im neuen Buch genauso erfasst, wie die vielen Veränderungen, die Ohlsdorfs Friedhof genauso stark prägen wie seine Tradition. Seit 2020 gibt es beispielsweise den Gemeinschaftsgarten für Mensch und Tier, hinzu kommen Naturlehrpfade, vogelkundliche Führungen und immer mehr Ökoflächen.
Die Autoren Norbert Fischer, Barbara Leisner und Lutz Rehkopf machen deutlich: Hier trägt der Friedhof den laufenden Veränderungen bei Begräbnis- und Trauerkultur Rechnung, ohne dass dabei das Althergebrachte allzu sehr gestört oder vernichtet wird.
Was ist ein Pfeilergrabmahl, was ein Kalzinierofen?
Was ist ein Pfeilergrabmahl, was ein Kalzinierofen? Wo steht der Grabstein der Zarathrustrier und wie sieht ein Ädikulagrabmahl aus? Wer möchte, kann sich vor Ort auf Spurensuche begeben und vieles entdecken – zum Beispiel das Gemeinschaftsgrab der Grasbrookopfer. Erinnert wird dort an 30 Tote, die im Jahr 1909 bei der Explosion des damals größten Gasometers Europas zu beklagen waren.
Anderes vermitteln historische Fotos. So war die heute noch erhaltene Stelle der „Zuerstbeerdigten“, der Platz, an dem zwei Männer und eine Frau am Tag der Friedhofseröffnung, dem 1. Juli 1877 ihre letzte Ruhe fanden, seinerzeit ein geradezu winziger Fleck auf einer riesigen leeren Parkfläche. Über diesen Gräbern hatte man damals ein mit Zweigen umwundenes, sehr hohes Gerüst aufgebaut, um der Einweihung eine gewisse feierliche Würde zu geben.
Viele spektakuläre Grabstellen
Viele spektakuläre Grabstellen werden im Buch gezeigt und ihre Geschichte erläutert, zum Beispiel das große Grabmal der Familie Rolfing (heute: Nugent) mit acht toskanischen Säulen und einer „antikisierenden Dachkonstruktion“, das 1890 die erste „auf Friedhofsdauer“ überlassene Grabstätte vor Ort war. Fast wäre es damit nichts geworden.
„Dem beharrlichen Einsatz von Friedhofsmitarbeitern ist es zu verdanken, dass die ehemalige Säulenhalle Rolfing (...) vor dem Abriss verschont geblieben ist“, lässt sich in dem Buch nun nachlesen. Verblüffend wirkt auch eine Zeichnung, die einen nicht ausgeführten Entwurf von Friedhofsgründer Wilhelm Cordes für das Verwaltungsgebäude im Stil des Historismus zeigt.
Dieser Bau, halb Schoss halb Kirche, wäre heute an der Fuhlsbüttler Straße kaum vorstellbar. Zu vertraut ist das dann realisierte Gebäude den Hamburgern inzwischen – wie so viele auf dem Ohlsdorfer Friedhof.