Hamburg. Bundesweit einmalige Einrichtung bietet künftig alle Dienstleistungen unter einem Dach. Besuch lohnt sich aber auch für Ausflügler.
Dort, wo die Bille in die Elbe fließt, ist ein guter Ort für Angler. Im strudelreichen Wasser finden Fische viel Nahrung. Die Chance, hier Hechte, Rapfen, Quappen, Aale oder Zander an die Angel zu kriegen, ist also groß. Jetzt gibt es einen weiteren Grund für Angler, sich Richtung Rothenburgsort aufzumachen.
Besser gesagt: viele Gründe. Denn im Elbpark Entenwerder, zu Füßen des Sperrwerks Billwerder Bucht, hat am Dienstag das Hamburger Angelzentrum eröffnet, unter dessen Dach Angler aus Hamburg und Angeltouristen künftig alle Formalitäten erledigen können. Bislang mussten sie dafür mehrere Stellen aufsuchen. Die Bootsangelkarte etwa gab es bei der Hafenbehörde HPA, einen Angelschein bei der Fischereibehörde und die Fischereiabgabe mussten sie beim Bezirksamt zahlen.
Hamburg besteht zu rund acht Prozent aus Wasserfläche
„Das Angelzentrum unterstreicht Hamburgs Status als Angelhauptstadt Deutschlands“, sagt Martin Liebetanz-Vahldiek, Leiter der Fischereiaufsicht. Mit etwa 120.000 Anglerinnen und Anglern besitze Hamburg die größte Street-Fishing-Szene Europas.
Das liege an den vielen Gewässern – die Stadt besteht zu rund acht Prozent aus Wasserfläche – und an den vielen verschiedenen Fischarten, die es hier gibt. Insbesondere auf den Zander haben es die Angeltouristen abgesehen. Er kenne ein Paar aus der Schweiz, das jedes Jahr nur zum Zander-Angeln nach Hamburg komme, sagt Liebetanz-Vahldiek.
In einem Aquarium ziehen Elbfische ihre Bahnen
In den 60er-Jahren war das Gebäude direkt am Wasser ein Posten von Zoll und Wasserschutzpolizei. Heute haben hier der Hamburger Anglerverband und die Fischereiaufsicht ihre Büros. Letzte gehört der Umweltbehörde an, die das Projekt gemeinsam mit dem Anglerverband ins Leben gerufen haben.
Es gibt einen Kassenbereich, eine interaktive Angelgewässerkarte und einen Seminarraum mit Elbblick, in dem praktische und theoretische Prüfungen zum Angelschein abgenommen werden. Und ein neues Boot für die Kontrollen der Fischereiaufsicht.
Schautafeln mit Informationen über einzelne Gattungen
Doch es werden nicht nur Dienstleistungen für Angler angeboten. Auch interessierte Besucher können in der direkt an der Radstrecke Richtung Vierlande gelegenen Einrichtung viel über die Fischvorkommen in der Elbe lernen. Außen am Gebäude hängen Schautafeln mit Informationen über die einzelnen Gattungen.
Und in einem knapp 1700 Liter fassenden Aquarium im Eingangsbereich kann man verschiedene Elbfische dabei beobachten, wie sie ihre Bahnen ziehen: Hechte mit schnabelartigen Schnauzen, silbrige Brassen mit roten Flossen und gestreifte Barsche – natürlich alles Jungtiere. „Wenn sie zu groß fürs Aquarium werden, entlassen wir sie in die Freiheit, und neue Jungtiere werden eingesetzt“, sagt Karl-Heinz Meyer, Geschäftsführer des Anglerverbands.
Einmalige Einrichtung in Deutschland
Auf großen Tafeln außen am Gebäude können sich Angler auch außerhalb der Öffnungszeiten (Montag, Mittwoch, Freitag 9 bis 16 Uhr, Dienstag, Donnerstag 9 bis 18 Uhr) informieren, wann welche Fischarten gefangen werden dürfen und ob sie ihren Fang auch behalten können. Hechte beispielsweise haben von Februar bis Mai Schonzeit – und müssen 45 bis 75 Zentimeter groß sein. Auch Aale müssen diese Größe haben, dürfen aber das ganze Jahr über gefischt werden. Außerdem ist die Fangmenge je nach Gattung auf zwei bis drei Stück begrenzt
Nach Angaben der Umweltbehörde ist das Hamburger Angelzentrum eine in Deutschland einmalige Einrichtung. Rund 700.000 Euro haben die Renovierung und Modernisierung des 300 Quadratmeter großen Gebäudes durch die städtische Sprinkenhof GmbH gekostet.
Kontinuierlich steigendes Interesse am Angeln
Laut Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) habe man mit der Einrichtung des Zentrums auf ein kontinuierlich steigendes Interesse am Angeln reagiert. „Es zeigt sich, dass die naturnahe Freizeitgestaltung im urbanen Raum immer mehr an Bedeutung gewinne“, so der Senator bei der Eröffnung am Dienstag.
„Insbesondere junge Menschen finden über das Angeln einen Zugang zur Natur.“ Die Begrenztheit von Ressourcen zu erleben sei eine wertvolle Erfahrung, die die Wichtigkeit von nachhaltigem Handeln bewusst mache. Sie soll im Angelzentrum – nach Ende der Pandemie – auch an Schulklassen weitergegeben werden.
Besucher finden gegenüber das Entenwerder Fährhaus
Anglerverbandspräsident Klaus Hommel, nennt die Lage des neuen Zentrums am Übergang zwischen Elbe und Bille „ideal und eine der begehrtesten Angelstellen in Hamburg“. Doch auch Besuchern bietet der Standort einiges: Direkt gegenüber liegt das Entenwerder Fährhaus und auch der Ponton des Café Entenwerder ist nicht weit entfernt.