Hamburg. Die Deutsche Bahn bereitet die Erneuerung zweier Eisenbahnbrücken vor. Was das für Hamburger Autofahrer bedeutet.

Bei einer Operation am offenen Herzen muss dieses weiterschlagen, während die Arterie repariert wird. Ähnlich dürfte es sich aus Sicht der Planer vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) mit den Arbeiten am Wallring verhalten, der als Ring 1 den Innenstadtbereich umschließt.

Dort finden mit der Sanierung der denkmalgeschützten Lombardsbrücke und dem Umbau der Esplanade derzeit zwei große Baumaßnahmen statt, die mit möglichst wenig Einschränkungen des Verkehrs einhergehen sollen. Und jetzt kommt eine dritte dazu, die allerdings in der Verantwortung der Deutschen Bahn liegt: die Erneuerung der beiden Eisenbahnbrücken „Ferdinandstor“ (erbaut 1960) und „An der Alster“ (in Teilen von 1901), über die täglich etwa 900 Regional-, Fern- und S-Bahn-Züge rollen.

Staugefahr: Aufwendige Erneuerung von Eisenbahnbrücken

Sie zu ersetzen, wird bis 2025 dauern. Für die Maßnahmen müssen 21 Bäume gefällt und 19 umgepflanzt, S-Bahn-Gleise gesperrt und Kabel im Straßenraum verlegt werden.

Durch die hohe Belastung haben die beiden Eisenbahnbrücken auf der wichtigen Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Hamburg-Altona ihre technische Lebensdauer erreicht. Die Bahn verweist darauf, dass die Neubauten in Form und Aussehen den alten Brücken im Wesentlichen entsprechen sollen. Lediglich die beiden Stahlstützreihen an der Seite der Überführung „An der Alster“ würden durch eine Mittelstützreihe aus Stahlbeton ersetzt.

Verkehrseinschränkungen bis 2025

In den vergangenen Tagen wurden die Gründungen für neue Oberleitungsmasten hergestellt. Über Ostern werden die alten Masten versetzt, außerdem finden bis Mai Kampfmittelsondierungen statt. Zudem werden auf jeweils beiden Seiten Kabelhilfsbrücken errichtet. Die eigentlichen Brückenarbeiten beginnen erst 2022.

Dann werden die neuen Brückenüberbauten vorgefertigt auf die Baustelle transportiert und eingeschoben. Bis Sommer 2025 müssen Autofahrer mit Einschränkungen rechnen. Die Gesamtkosten von 54 Millionen Euro werden aus Bundesmitteln finanziert.

Lombardsbrücke wird seit sechs Jahren saniert

Die Sanierung der denkmalgeschützten Lombardsbrücke, die täglich von etwa 50.000 Fahrzeuge passiert wird und ein beliebtes Postkartenmotiv ist, geht bereits ins sechste Jahr. Nachdem 2015 und 2016 Abdichtungs- und Belagsarbeiten stattfanden, die Fahrbahnaufteilung optimiert sowie die Fläche für den Geh- und Radweg an der Binnenalsterseite verbreitert und mit Granit-Kopfsteinpflaster denkmalgerecht wiederhergestellt wurde, geht es nun seit Ende 2019 um die Restaurierung der Natursteinfassaden, Balustraden, Schiffsdurchfahrten und Außenanlagen. Auch werden die fehlenden Kandelaber und Fahnenmasten auf der Außenalsterseite wieder hergestellt und ein anspruchsvolles Lichtkonzept umgesetzt.

„Die Maßnahmen an der Lombardsbrücke stehen unter hohen denkmalpflegerischen Auflagen und können nur von sehr spezialisierten Firmen und Restauratoren umgesetzt werden“, sagt LSBG-Sprecherin Edda Teneyken. Damit sie trotz Wind und Wetter möglich sind, finden die Arbeiten ganzjährig hinter dicken Planen statt.

Kosten für Sanierung mittlerweile bei 12 Millionen Euro

Ursprünglich hatte der LSBG damit gerechnet, dass die Sanierung im Herbst 2020 abgeschlossen werden kann. Jetzt könnte sie ein Jahr länger dauern. Der behutsame Umgang mit der historischen Bausubstanz, der etwa die Anwendung von historischen Bauverfahren erfordert, sowie zusätzliche Bauschäden, die erst während der Arbeiten entdeckt wurden, verzögern das Vorhaben. Außerdem kann zur Aufrechterhaltung der Schifffahrt jeweils nur ein Brückenbogen gesperrt und saniert werden.

Und auch Corona spielt eine Rolle. Wegen der Transfereinschränkungen zwischen Frankreich und Deutschland verzögert sich die Lieferung der neuen Kandelaber, die in Lyon gegossen werden. Auch die Kosten können nicht eingehalten werden: sie wurden 2015 noch auf drei Millionen Euro geschätzt wurde und liegen mittlerweile bei vermutlich 12 Millionen Euro. Insgesamt mussten für die Arbeiten 23 Bäume gefällt werden, von denen mindestens acht ersetzt werden.

Umbau der Esplanade vorgezogen

Die zweite Maßnahme in Verantwortung des LSBG ist der Umbau der Esplanade, der eigentlich erst im Herbst starten sollte. Um die Einschränkungen für Hotels und Gastronomie im späteren Jahr möglichst gering zu halten, wurde damit schon im März begonnen. Den Anfang macht der Umbau der Nebenflächen auf der Südseite der Esplanade.

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Im Zuge der Baumaßnahme, bei der auch die Fahrbahnen saniert werden, sollen auf der westlichen Seite am Dammtordamm und in beiden Richtungen der Esplanade sogenannte Protected Bike Lanes entstehen. Diese Radfahrstreifen sind zwischen 2,25 und 2,50 Meter breit und gelten als besonders sicher, weil sie durch Bordsteine von der Fahrbahn und vom Gehweg abgetrennt sind. Für den Bau fällt auf der Südseite der Esplanade eine der sieben Fahrspuren weg.

Esplanade soll zur Flaniermeile werden

Nach dem Umbau soll die Esplanade zur Flaniermeile werden: Auf der Nord- und Südseite werden die Gehwege auf etwa 3,30 Meter verbreitert. Die Straße soll ihren historischen Allee-Charakter mit der Mittelinsel sowie den Baumreihen und Parkmöglichkeiten behalten. Fünf der 150 Bäume müssen im Zuge der Umgestaltung gefällt werden, elf neue werden jedoch gepflanzt.

In die Baumaßnahme, die bis Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein soll, werden rund 4,5 Millionen Euro investiert. Während am Ende vor allem die Radfahrer profitieren, müssen sich die Autofahrer auf Einschränkungen einstellen. Neben einer Reduzierung der Fahrspuren entfallen etwa die Parkplätze auf der Mittelinsel während der Bauzeit.

Baustellen auf Hamburgs Hauptverkehrsstraßen

Gleichzeitig mit der Esplanade werden auch der angrenzende Dammtordamm und Teile des Stephansplatzes umgebaut. Wer sich jetzt fragt, wo da die Baustellenkoordination bleibt, erfährt von LSBG-Sprecherin Teneyken: „Ziel von Baustellenkoordinierung ist, den Gesamtverkehrsfluss trotz Baustellen in ausreichender Leistungsfähigkeit sicherzustellen.“

Das bedeute insbesondere für die Baustellen auf den wichtigen Hauptverkehrsstraßen, dass sie sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. „Baustellenkoordinierung heißt aber nicht, dass es, insbesondere zu den Hauptstoßzeiten, keinen Stau oder stockenden Verkehr mehr gibt.“