Hamburg. Großes Interesse bei Architekten an der Machtbarkeitsstudie. Soll das Gebäude genau so aussehen wie vor der Zerstörung?
Der geplante Wiederaufbau der Hamburger Bornplatzsynagoge stößt bei Architekturbüros offenbar auf großes Interesse. Auf die im Januar erfolgte europaweite Ausschreibung für eine Machbarkeitsstudie habe sich eine "schöne große Anzahl" von Bewerbern gemeldet, sagte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hamburg, Philipp Stricharz.
Die Bewerbungen kämen aus Hamburg, Deutschland und anderen Ländern. Der Zuschlag solle bis Anfang Juli erteilt werden, die Vorlage der ausgewählten Studie werde bis Ende November erwartet.
600.000 Euro für Wiederaufbau
Für die Voruntersuchung des Projekts hat der Bund 600.000 Euro bereitgestellt. "Mit der Machbarkeitsstudie soll unter Beachtung aller planungsrelevanten Faktoren untersucht werden, auf welche Weise die ehemalige Synagoge wiedererrichtet (...) werden kann", hieß es in der Ausschreibung.
Von der Linken in der Bürgerschaft kommt Kritik an der Formulierung. Das Parlament habe sich im Februar 2020 einstimmig zu dem Ziel bekannt, "jüdisches Leben in Hamburg sichtbarer zu machen und den Wiederaufbau einer repräsentativen Synagoge am ehemaligen Standort der Bornplatzsynagoge zu unterstützen", erklärten die Abgeordneten Insa Tietjen und Carola Ensslen in einer Kleinen Anfrage.
Kritik von den Linken
Die Ausschreibung für die Machbarkeitsstudie weiche von dem Beschluss ab. "Wie ergebnisoffen ist das Ganze? Oder steht schon fest, dass die Synagoge 1:1 wiederaufgebaut wird?", fragte Tietjen, die religionspolitische Sprecherin der Fraktion ist.
Lesen Sie auch:
- Bornplatzsynagoge: Zentralrat der Juden wehrt sich gegen Kritik
- Das jüdische Leben in Hamburg soll sein Zuhause finden
- Virtuelles Museum für jüdisches Leben in Deutschland
Hintergrund ist die Befürchtung, dass ein originalgetreuer Wiederaufbau den Eindruck erwecken könnte, die Nationalsozialisten hätten die Synagoge bei den Novemberpogromen von 1938 gar nicht zertört. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte dieser Ansicht kürzlich widersprochen: "Ganz im Gegenteil: Ein wiedererrichtetes Gotteshaus an diesem Ort weist zugleich darauf hin, was dort geschehen ist." In der Rekonstruktion - statt einer modernen Synagoge - liege ein besonderer Reiz. Das Hamburger Projekt könne durchaus mit dem Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche verglichen werden, sagte er dem Abendblatt.
Originalgetreuer Wiederaufbau als Option
Stricharz betonte, bei der Machbarkeitsstudie gehe es darum, eine belastbare Grundlage für die öffentliche Debatte über den Wiederaufbau zu bekommen. Von diesem Begriff sei im Beschluss der Bürgerschaft auch die Rede. "Die Synagoge so wieder aufzubauen, wie sie einst aussah, sollte man als Option sehen", sagte der Gemeindevorsitzende. Eine völlig andere Gestaltung wäre aber eine Themenverfehlung. Stricharz erinnerte daran, dass auch der Hamburger Michel und andere Kirchen nach dem Krieg in alter Form wieder aufgebaut worden seien.