Hamburg. Student hat das Projekt ins Leben gerufen. Bereits an fünf Standorten sollen Blühflächen Insekten Nahrung bieten.

Aus Ackern bunt gemischte Blumenwiesen machen: Das ist das Ziel von Birger Riechmann. Der Agrarwissenschaftsstudent­ hat das Projekt „Hamburg blüht“ ins Leben gerufen. An fünf Standorten will Riechmann helfen, Insekten zu schützen und die Artenvielfalt zu stärken. Landwirte aus den Vier- und Marschlanden unterstützten Riechmann dabei.

Auf den Blühflächen soll ein Mix aus unterschiedlichen Blumen und Kräutern Nahrung für möglichst viele verschiedene Insekten bieten. Besonders Wildbienen sollen auf den „Hamburg blüht“ Platz finden. „Bei dem Insektensterben werden teilweise fälschlicherweise Honigbienen mit einbezogen, dies sind allerdings im weitesten Sinne Nutztiere, und damit ist der Imker für die Gesundheit seines Volkes zuständig“, erklärt Riechmann. Aus diesem Grund sollen auch keine Bienenvölker direkt an die Flächen gestellt werden.

Fläche bietet Schutz und Nahrung für Niederwild

Ein Jahr soll die Blühfläche jeweils bestehen: Im Sommer blühen etwa Glockenblumen, Klatschmohn und Schleierkraut, die angelockten Insekten können wiederum für Vögel als Nahrung dienen. Im Winter bietet die Fläche weiter Schutz und Nahrung für Niederwild – also Fasane, Hasen oder Rehe.

Bild von einer Wiese in Flensburg.
Bild von einer Wiese in Flensburg. © visuellverstehen

Die Idee zum Projekt bekam Riechmann von einem Kommilitonen im Studium. Gemeinsam mit einem Freund und seiner Familie, die selbst einen Agrarbetrieb hat, setzte er 2020 bereits „Flensburg blüht“ in seiner Heimatstadt um. Dort habe er auch schon viele Hummeln auf seinen Flächen gesehen. In diesem Jahr zieht Riechmann nach Hamburg, seine Freundin lebt hier. Mit der Entscheidung zum Umzug kam die Idee, das Projekt auch in der Hansestadt umzusetzen. Über seine Eltern entstand der Kontakt zu einem Hamburger Landwirt, der Riechmann weitere Partner vermitteln konnte.

Blühflächen für Ohlrogge bisher ein Zusatzgeschäft

Sieben Landwirte unterstützen Riechmann bisher und säen in Hamburg auf ihren Flächen aus. Einer von ihnen ist Nils Ohlrogge, der in der Vergangenheit bereits selbst Blühareale angelegt hat. „Ich finde es sinnvoll, da wir die Insekten als Bestäuber brauchen“, sagt Ohlrogge. Auf einer seiner Flächen in Bergedorf standen bereits Sonnenblumen. „Ich bin ein Freund von blühenden Flächen, es war überwältigend zu sehen, was da alles summt und brummt. Damit fühlt man sich gut.“

Bisher waren die Blühflächen für Ohlrogge aber ein Zusatzgeschäft neben seinem Raps-, Weizen- und Gerstenbau in Hamburg und Mecklenburg. Es habe positive Effekte für das Land gebracht, aber sich nicht unbedingt gerechnet. Die Fläche in Bergedorf soll nun zu „Hamburg blüht“ gehören, sobald sich genug Unterstützer gefunden haben. Durch das Projekt erhalten die Landwirte quasi eine „Entschädigung“ für die Ernte, die in diesem Jahr auf der Blühfläche ausbleibt.

Weitere Fläche in Kirchwerder

Aktuell stehen 16.380 Quadratmeter Fläche für das Projekt zur Verfügung, möglich gemacht durch die Unterstützung von 142 sogenannten „Blüten Botschafterinnen und Botschaftern“. Diese spenden einmalig für die Saat. Für 50 Euro können „Botschafter“ beispielsweise 100 Quadratmeter einer Blühwiese unterstützen, für 25 Euro 50 Quadratmeter und für 10 Euro entsprechend 20.

Immer, wenn genug finanzielle Unterstützung für je 5000 Quadratmeter zusammengekommen ist, soll ein neuer Landwirt angesprochen werden. Für „Hamburg blüht“ können bereits Standorte in Ochsenwerder, den Boberger Dünen und in Neuengamme genutzt werden. Neben Ohlrogges Feld in Bergedorf steht außerdem noch eine Fläche in Kirchwerder zur Verfügung. Riechmanns Ziel: „Wenn Flensburg drei Hektar schafft, dann kann Hamburg auch fünf Hektar schaffen. Darüber würde ich mich persönlich freuen.“

„Hamburg blüht“ soll kein Unternehmen werden

Die Blühflächen jeweils nur für ein Jahr stehen zu lassen, sei sinnvoll, um die Standorte durchzurotieren und sauber zu halten, erklärt Landwirt Ohlrogge. Bei mehrjähriger Nutzung kann es zu Unkrautproblemen kommen: Es könnten sich etwa Disteln ansiedeln, die dann auch auf angrenzende, noch für Ernte genutzte Flächen übergehen. Riechmann wird also jedes Jahr aufs Neue Geld für die Saat sammeln.

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Obwohl das Projekt sehr gut zu seinem Studiengang passt, soll „Hamburg blüht“ ein Hobby bleiben und kein Unternehmen werden. Im Sommer würde Riechmann das Projekt auch gerne nutzen, um ein Gespräch zwischen Landwirten und Verbrauchern anzustoßen.

„Mit ,Hamburg blüht‘ hat man vielleicht die Chance, dem Verbraucher zu erklären, warum man Sachen so macht, wie man sie macht“, sagt Riechmann. In Flensburg ist er schon mit Passanten an den Blühflächen ins Gespräch gekommen, sagt der Student: „Andere Menschen haben nicht unbedingt einen Überblick darüber, was in der Landwirtschaft gerade ansteht.“

Weitere Informationen zum Projekt gibt es auf hamburg-blueht.de