Braunschweig/Hamburg. In Braunschweig wurden Akten zu einem Überfall geschlossen. Dabei könnte das die Vorbereitung auf die Reemtsma-Entführung gewesen sein.
Er ist schon 60 Jahre alt, aber offenbar ein notorischer Schwerkrimineller: In den Niederlanden wurde er gefasst, weil er Überfälle auf Geldtransporter begangen haben soll. In Hamburg und ganz Deutschland kennt man ihn nur als den "Reemtsma-Entführer". Doch in Braunschweig musste jetzt ein Verfahren gegen Thomas Drach eingestellt werden.
Nach jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Überfalls auf einen Geldtransporter im Jahr 1995 gingen die Aktendeckel jetzt zu. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte einen Bericht der „Welt am Sonntag“. Demnach könnte Drach, der wegen drei Raubüberfällen in Amsterdam in Auslieferungshaft sitzt, beidem Überfall vor gut 25 Jahren mit einem Komplizen 1,5 Millionen Mark (767.000 Euro) erbeutet haben. Zeugen sollen angegeben haben, dass Drach sich mit dem Überfall gebrüstet und plötzlich über viel Geld verfügt habe.
Reemtsma-Entführer Thomas Drach: Mit Überfall gebrüstet
„Wenn man alle Indizien zusammennimmt, ist eine Tatbeteiligung aus unserer Sicht wahrscheinlich“, sagte der Sprecher weiter. Auch die Vorgehensweise mit schweren Waffen in Braunschweig ähnele späteren Überfällen. Die Staatsanwaltschaft hatte im Oktober 2020 wegen der drohenenden Verjährung von 20 Jahren Anklage erhoben. Da außer den Zeugenaussagen nur Indizien vorlagen, lehnte des Landgericht Braunschweig die Eröffnung eines Hauptverfahrens ab. „Aus heutiger Sicht spricht vieles dafür, ändert formaljuristisch aber nichts“, betonte der Sprecher. „Wir können das nicht mehr verfolgen.“
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Der Komplize bei der Braunschweiger Tat soll nach Informationen der Zeitung der Australier Lionel D. gewesen sein, der sich mit seinem Beute-Anteil in sein Heimatland abgesetzt habe und nie für die Tat behelligt worden sei.
Überfall als Vorbereitung für Reemtsma-Kidnapping?
Der Überfall könnte dazu gedient haben, Geld für die geplante Entführung von Jan Philipp Reemtsma zu beschaffen. Im März 1996 wurde der Hamburger Erbe der Tabak-Dynastie entführt, Drach kassierte mit Komplizen Millionen. Zwei Jahre später wurde er gefasst und kam nach einer langen Gefängnisstrafe im Herbst 2013 frei.
Drach sitzt in Amsterdam in Auslieferungshaft. Ein Richter hatte die Haft am Freitag erneut verlängert. Wider Erwarten hatte sich das Gericht noch nicht mit dem Auslieferungsantrag der Kölner Justiz befasst. Der 60-Jährige war am Dienstag in der niederländischen Hauptstadt festgenommen worden. Die Kölner Justiz verdächtigt ihn, an drei Raubüberfällen in Köln und Frankfurt/Main 2018 und 2019 beteiligt gewesen zu sein.
Bei einem Überfall war ein Wachmann schwer verletzt worden. Die Fahnder waren Drach über ein Fluchtfahrzeug auf die Spur gekommen. Das war in den Niederlanden zugelassen. Nach möglichen Komplizen wird noch gefahndet.