Kiel. Grundschulen und Kitas sind in weiten Teilen Schleswig-Holsteins wieder offen. Mit mehreren Regeln und Angeboten will die Regierung für Sicherheit sorgen. Wegen der Corona-Fallzahlen bleiben Schulen und Kitas in fünf Kreisen vorerst zu.
Die Freude über die Rückkehr in die Schule ist einigen Grundschülern im Kieler Stadtteil Russee deutlich anzusehen. Nach Wiederöffnung der Grundschulen geht es am Montagmorgen im Klassenraum der 4B auch um die Erlebnisse im Lockdown. Klassenlehrerin Juliane Schmitt-Hollenberger erklärt ihren rund zwei Dutzend Schülern, woran sie sich an den kommenden Schultagen halten müssen, denn die Schule hat ein Hygienekonzept erarbeitet. Einige Kinder tragen im Unterricht medizinische, andere FFP2-Masken.
Nach zwei Monaten Pause hat am Montag an Grundschulen in weiten Teilen Schleswig-Holsteins erstmals wieder Präsenzunterricht stattgefunden. Offen sind Grundschulen und Kitas nicht nur in Kiel, sondern auch in Neumünster sowie den Kreisen Dithmarschen, Nordfriesland, Ostholstein, Plön, Rendsburg-Eckernförde, Segeberg, Steinburg und Stormarn sowie auf Helgoland. Für alle Lehrer, Schüler und Mitarbeiter gilt die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske. Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sprach von einem "Tag der Hoffnung". "Der Tag zum Start des Präsenzunterrichts war für viele Schüler im Land ein Tag der Freude. Das konnte man überall im Lande merken."
Prien verteidigte die Rückkehr zum Präsenzunterricht gegen Kritik beispielsweise von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Präsenzunterricht sei unbedingt erforderlich für die Entwicklung und die Bildung der Kinder. "Kinder machen die entscheidenden Entwicklungsschritte insbesondere auch in dem Alter bis zu zehn Jahren im Kontakt mit Gleichaltrigen", sagte Prien im Deutschlandfunk. Als Folge des Lockdowns brauche laut Experten rund ein Drittel der Schüler und Schülerinnen psychiatrische oder psychologische Behandlung. Die anderen würden in ihrer Entwicklung stark gehemmt. "Das ist eigentlich noch viel schlimmer als die Bildungslücken, die faktisch natürlich genauso entstehen."
Prien hält Präsenzunterricht bei niedrigem Infektionsgeschehen für sinnvoller als Wechselunterricht. "Und wir tun das insbesondere auf Empfehlung unserer Experten, weil natürlich der Wechselunterricht in vielerlei Hinsicht eine Krücke ist." Es sei schulorganisatorisch kaum zu machen, damit die Verlässlichkeit der Grundschule aufrechtzuhalten. "Soviel Personal und so viele Räume gibt es gar nicht. Das heißt, der Wechselunterricht ist immer eine schwierige Angelegenheit, auch für Eltern, die ja ihr Berufsleben überhaupt nicht ausrichten können auf diesen sehr eingeschränkten Unterricht."
Die GEW hatte eine behutsamere Öffnung von Grundschulen und Kitas gefordert. "Weder in Kitas noch in Grundschulen lassen sich schon aus pädagogischen Gründen die erforderlichen Abstände einhalten", schrieb GEW-Landesvize Katja Coordes in einem offenen Brief an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
Für Sicherheit will die Landesregierung dadurch sorgen, dass sich alle Lehrer, Erzieher und Beschäftigte bis zu zweimal pro Woche kostenlos auf das Coronavirus testen lassen können. Das gilt auch für Kindertagespflegerinnen sowie das Personal von Horten und offenen Ganztagsschulen. Insgesamt geht es um etwa 60 000 Menschen. Dafür hat die Landesregierung 17,2 Millionen Euro bereitgestellt.
Ab 1. März sollen die Grundschulen in den Kreisen Pinneberg und Herzogtum Lauenburg sowie in Lübeck wieder öffnen. Zunächst sei dort eine Woche lang Wechselunterricht geplant, sagte Prien. In Flensburg gebe es aufgrund der dort aktuellen besonders angespannten Corona-Lage auch in der kommenden Woche dagegen nur Distanzunterricht. Im angrenzenden Kreis Schleswig-Flensburg soll in der kommenden Woche aber Wechselunterricht starten. "Allerdings werden einige Schulen im direkten Flensburger Einzugsgebiet, in die auch viele Schülerinnen und Schüler aus Flensburg gehen, noch eine weitere Woche Distanzlernen machen", sagte Prien.
Für die Jahrgangsstufen 5 bis 13 an den weiterführenden Schulen bleibt es weiterhin bis zum 7. März beim Lernen in Distanz. Für die Abschlussklassen werden die Präsenzangebote fortgesetzt.
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