Hamburg. Durchschnittlicher Eigenanteil steigt in Hamburg um 106 auf 2080 Euro im Monat. Krankenkassen warnen vor mehr Sozialhilfeempfängern.
Die Hamburger Pflegeheime werden für die Bewohnerinnen und Bewohner immer teurer. Wie der Verband der Ersatzkassen (Vdek) am Mittwoch mitteilte, stieg der durchschnittliche Eigenanteil 2020 um 106 Euro auf 2080 Euro im Monat. Hamburg liegt damit über dem Bundesdurchschnitt und ist das fünftteuerste im Bundesländervergleich sowie der teuerste Stadtstaat.
Der Eigenanteil setzt sich zusammen aus den anteiligen Kosten für die reinen Pflegeleistungen, den Ausgaben für Unterkunft und Verpflegung („Hotelkosten“) sowie dem Anteil an den Investitionskosten.
Besonders die Pflegekosten haben sich für die Bewohner stark erhöht. Hintergrund: Die Pflegekassen zahlen nur einen gedeckelten Zuschuss, dieser liegt je nach Pflegegrad zwischen 770 bis 2005 Euro. Im Jahr 2018 zahlte ein Bewohner noch 572 Euro als Eigenanteil für die Pflege. Binnen drei Jahren stieg dieser Anteil um 29 Prozent auf 737 Euro. Dies liegt vor allem an der von der Politik ausdrücklich gewünschten besseren Bezahlung der Pflegekräfte und der besseren personellen Ausstattung.
Eigenanteile für Pflegeheime steigen weiter
„Wir sehen die Entwicklung der Eigenanteile mit Sorge. Sie bringt viele Pflegebedürftige an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit“, sagt Kathrin Herbst, Leiterin der Vdek-Landesvertretung Hamburg: „Wenn nichts geschieht, werden immer mehr Menschen auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sein. Noch vor der Bundestagswahl muss deshalb eine Pflegereform auf den Weg gebracht werden. Die Eigenanteile müssen dauerhaft begrenzt und der Beitragssatz in der Pflegeversicherung stabilisiert werden.“
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte Anfang November 2020 ein entsprechendes Eckpunktepapier vorgelegt. Danach sollen Pflegeheim-Bewohner nur noch für 36 Monate maximal 700 Euro pro Monat für die Pflege zahlen. Nach Ablauf dieser drei Jahre wäre die Pflegeversicherung in der Pflicht, den kompletten Eigenanteil zu übernehmen. Diese Kosten sollen aus Steuermitteln finanziert werden.
Die ehemalige Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Stocks (SPD) hatte bereits 2019 für eine deutliche Entlastung der Pflegeheim-Bewohner plädiert. Das Spahn-Modell würde auch die Kommunen entlasten. Derzeit übernimmt das Sozialamt für jeden dritten Pflegeheimbewohner einen Teil der Kosten, weil Vermögen und Rente nicht reichen. Dieser Anteil in den Heimen würde nach einer Studie des Forschungszentrums Ungleichheit und Sozialpolitik (Socium) der Universität Bremen auf 25 Prozent sinken.