Hamburg. Die Hamburger Köche hatten die Idee zum Kehrwiederpaket, die schon jetzt ein Riesenerfolg ist. Wer davon profitiert.

Eigentlich ist der „Drilling“ am Friesenweg in Hamburg eine Destillerie, die exquisiten Gin, Brand oder Geist verkauft und mit angeschlossener Bar und Café sein Publikum lockt. In diesen Corona-Tagen sieht es hier eher aus wie in einem großen Verteillager, in dem sich Bierkisten, Marmeladenkartons oder Soßengläser türmen. Im Keller sprüht der Künstler Björn Holzweg von der Affenfaust-Galerie Möwen auf nachhaltige Kartons aus Gras und Heu. Nun geht das Kehrwiederpaket auf die Reise.

Die Idee der Gastronomen Tim Mälzer und Fabio Haebel, eine 16-Kilo-Kiste mit Hamburger Spezialitäten kleiner Anbieter zu packen, ist ein Riesenerfolg. Binnen Tagen waren alle 3097 Pakete vergriffen, 2200 Interessierte stehen auf der Warteliste.

Hamburger Gastro-Hilfs-Fond profitiert von Kehrwiederpaket

Die Ersten bekommen nun Produkte von mehr als 25 Hamburger Restaurants, Mikro-Getränkeherstellern und Food-Manufakturen. Tim Mälzers Bolognese-Sauce und Fabio Haebels Hauswürze sind ebenso dabei wie Brotbackmischungen, eingewecktes Gemüse, Kaffee und Süßigkeiten.

Davon profitieren nicht nur die Hersteller, sondern auch der Hamburger Gastro-Hilfs-Fond, dem mindestens 18.000 Euro aus der Aktion zufließen. Und alle helfen mit – der Sommelier Jonas aus dem Haebel lacht: „Ich bin neuer Azubi der Logistik.“

Mälzer und Haebel hoffen auf Restaurant-Öffnungen im April

Für die Mitwirkenden ist es eine Chance, Angestellte aus der Kurzarbeit zurückzuholen, Waren zu verkaufen und etwas Geld zu verdienen. „Wir packen Hamburg in eine Box – das war eine der besten Ideen aller Zeiten“, sagte Tim Mälzer am Donnerstag. „Die Solidarität unter den Hamburgern ist einzigartig – da schauen viele neidisch auf unsere Stadt.“

Gastronom Fabio Haebel präsentiert das Kehrwiederpaket, die nun an die ersten Käufer rausgehen.
Gastronom Fabio Haebel präsentiert das Kehrwiederpaket, die nun an die ersten Käufer rausgehen. © Matthias Iken/HA

Haebel und Mälzer geben sich aber keinen Illusionen hin, rasch wieder öffnen zu dürfen. Fabio Haebel hofft auf eine Wiedereröffnung seines Restaurants in der Paul-Roosen-Straße im April. „Wir dürften zu den Letzen gehören, die wieder aufmachen.“

Mälzer: "Hineinrutschen in eine dritte Corona-Welle wäre fatal"

Auch Mälzer rechnet nicht mit einer Rückkehr in die Bullerei vor Ostern. Er warnt sogar ausdrücklich vor verfrühten Teilöffnungen: „Wir haben uns mental mit der Situation arrangiert“, sagt der Gastronom. Teilöffnungen seien ökonomisch unsinnig – und ein Hineinrutschen in eine dritte Corona-Welle wäre fatal. „Wir dürfen nicht ungeduldig werden.“

Zugleich warb Mälzer aber auch für mehr Wertschätzung der Gastronomie. „So viele Sehenswürdigkeiten hat die Stadt ja nicht, es ist eher die besondere Atmosphäre. Gerade Restaurants machen Hamburg aus.“

Deshalb unterstützt Hamburg Tourismus das Marketing für die Idee des Care-Pakets. „Die Kehrwieder Box ist beispielgebend für den Ideenreichtum und den Zusammenhalt in Hamburg“, sagt Geschäftsführer Michael Otremba. „Die gastronomische Vielfalt zu erhalten, geht uns alle an. Sie ist Teil unserer Lebensqualität.“