Hamburg. Aber auch Abbilder von Senioren oder gleichgeschlechtlichen Paaren sollen den Schilderwald in Hamburg gerechter machen.

Die Geschlechtergerechtigkeit soll sich auch im Straßenverkehr in Hamburg widerspiegeln – zumindest wenn es nach der SPD-Bezirksfraktion in Eimsbüttel geht.

Während die Insassen motorisierter Individualverkehrsmittel die diversen Staus und Wartezeiten schon heute unabhängig vom Geschlecht erdulden, ist die Gleichberechtigung der Geschlechter dahin, wenn es um das Studium der Verkehrszeichen geht. Denn die Schilder bilden Personen „zwar vornehmlich neutral, aber als männlich erkennbar ab“, so die SPD Eimsbüttel. Was einseitig sei und so nicht bleiben solle.

Verkehrsschilder in Hamburg mit gleichgeschlechtlichen Paare

„Es gibt aber keinen Grund, weshalb nicht auch Frauen auf Verkehrszeichen abgebildet werden können“, schreibt die SPD in ihrem Antrag für die Bezirksversammlung Eimsbüttel und verweist auf das fortschrittliche Genf in der Schweiz.

Dort zeigten aufgrund einer Initiative für mehr Geschlechtergerechtigkeit im öffentlichen Raum die Verkehrsschilder an den rund 500 Zebrastreifen der Stadt seit letztem Jahr nicht mehr nur Männer, sondern auch Schwangere, ältere Männer und Frauen sowie gleichgeschlechtliche Paare.

Darstellungen auf den Schildern sollen "entkrampft" werden

„Die geschlechtergerechte Anpassung von Verkehrszeichen mag zunächst symbolischen Charakter haben, aber dieses Zeichen für Gleichberechtigung im öffentlichen Raum bedeutet zugleich einen kleinen Schritt für einen gesellschaftlichen Wandel“, heißt es zur Begründung.

Deshalb soll Hamburg eine Initiative zur Änderung der Straßenverkehrsordnung geben und sich zum Vorreiter der Bewegung machen. Es sei sinnvoll, der Vielfalt mehr Raum zu geben und dabei auch die Darstellungen auf den Schildern zu entkrampfen.

In Hannover leuchten bei Grün unterschiedliche Paare

Hannover hat wie 2018 schon Frankfurt am Main im letzten Jahr anlässlich des Christopher Street Days am 31. Mai homosexuelle Ampelmenschen als Zeichen für Vielfalt eingeführt. Bei Grün leuchten an vier Ampeln in der Stadt unterschiedliche Paare, die Händchen halten. Auch ein Herzsymbol ist zu sehen.

Es gibt die Konstellationen Mann und Frau, Frau und Frau sowie Mann und Mann, die auch nach dem (digitalen) CSD weiter leuchten durften. Bei Rot blieb allerdings alles beim Alten. Ein kleiner Mann steht stramm. Vielleicht auch ein Symbol, wenn auch nicht für Vielfalt.

Veränderung von Abbildungen nur auf Bundesebene möglich

Auch andere deutsche Städte realisierten ähnliche Verkehrsprojekte. Hameln stellte kurzzeitig eine Rattenfänger-Ampel auf, und in Emden gibt es vier Otto-Ampel zu Ehren des Komikers Otto Waalkes. Sie zeigen einen stehenden roten Otto und einen grünen, der mit wehendem Haarschopf hüpfend und mit vorgestreckten Händen zur anderen Seite strebt. Die zunächst angedachten Ottifanten-Ampeln scheiterten am Bierernst der Straßenverkehrsordnung. Sie sieht, wenn Menschen gemeint sind, ausschießlich menschliche Darstellungen vor.

Die in Deutschland zulässigen Verkehrszeichen sind in einem zentralen Register gelistet. Das Schild Fußgängerüberweg trägt die Nummer 350. Eine Veränderung von Abbildungen oder Abmessungen ist, abgesehen von standortbezogenen und oft umstrittenen Sondergenehmigungen, nur auf Bundesebene möglich und müsste vom Land Hamburg über den Bundesrat angeschoben werden. Das, so die Eimsbütteler SPD, solle der Senat jetzt tun.