Hamburg. Laut Verfassungsschutz hat die Scientology-Tarnorganisation für den 27. Januar eine Kundgebung am Hauptbahnhof angemeldet.
Die als extremistisch eingestufte Scientology-Organisation (SO) will nach Angaben des Hamburger Verfassungsschutzes den Holocaust-Gedenktag für eigene Zwecke missbrauchen. Die unter Beobachtung stehende Organisation versuche, den 27. Januar für ihre "Propaganda zu instrumentalisieren", teilte das Hamburger Landesamt am Dienstag mit.
So habe die SO-Tarnorganisation "Kommission für die Verstöße der Psychiatrie gegen Menschenrechte" eine Kundgebung am Hamburger Hauptbahnhof um 14.30 Uhr angemeldet. Tenor der Aktion: „Am internationalen Holocaust-Gedenktag erinnern wir: Psychiatrie, Wegbereiter und Architekt des Massenmordes“
Hamburger Verfassungsschützer: "schäbige Aktion"
„Das ist eine mehr als schäbige, widerwärtige Aktion“, sagte Marco Haase, Sprecher des Verfassungsschutzes in Hamburg, dem Abendblatt. Seit Jahren betreibe die KVPM „Hetzkampagnen“ auch gegen Berufsstände der Psychiatrie und Pharmakologie.
Scientology wird seit 1997 vom Verfassungsschutz beobachtet. Nur selten tritt die Organisation in Hamburg mit ihrem Namen in der Öffentlichkeit auf. Stattdessen versucht sie nach Einschätzung des Verfassungsschutzes, neue Anhänger über Tarnorganisationen oder Kampagnen wie „Sag nein zu Drogen – Sag Ja zum Leben“ zu gewinnen.
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Mit Vorliebe hetzen die Verfassungsfeinde – wie jetzt auch – gegen Psychiater und Psychologen. Erklärung dafür: „Die Scientology-Organisation betrachtet dieses Berufsfeld als unliebsamen Konkurrenten“, so Haase. Die eigene Technik des „Auditing“ werde dem entgegengesetzt und in ein besseres Licht gerückt. Beim "Auditing" sollen mit Hilfe eines „E-Meters“ sogenannte „Engramme", die mit negativen Ereignissen assoziiert sind, aus dem Gedächtnis der Person gelöscht werden - alles pseudowissenschaftlicher Humbug. Sollten sich tatsächlich Ratsuchende zur Scientology verirren, könnte dies möglicherweise "gefährlich" für sie werden, so Haase. Ihr Ziel sei es, eine sogenannte „scientologische Zivilisation“ zu errichten
Scientology in Hamburg circa 300 Anhänger
Die Kommission betreibe seit Jahren "Hetzkampagnen unter anderem gegen die Berufsstände der Psychiatrie und Pharmakologie", denen sie unter pseudowissenschaftlicher Argumentation eine angebliche Mitverantwortung für die Massenmorde während der Nazi-Herrschaft unterstelle, hieß es.
Scientology versuche immer wieder, über Tarnorganisationen "in verschiedensten gesellschaftlichen Themenfeldern aktiv zu sein – letztendlich immer mit dem Ziel, neue Anhänger zu gewinnen und politisch, sozial, kulturell sowie wirtschaftlich Einfluss zu erlangen", so der Verfassungsschutz weiter. Erklärtes Ziel sei es, eine sogenannte "scientologische Zivilisation" zu errichten.
Die Zeiten, in denen Scientology als potenzielle gesamtgesellschaftliche Bedrohung gelten durfte, sind längst vorbei. Von 650 Anhängern im Jahr 2010 sind ihr in Hamburg nicht mal mehr die Hälfte geblieben. In Hamburg wurden der Organisation Ende 2019 circa 300 Anhänger zugerechnet.