Hörsten. Am Junkernfeld sind Landschaftspfleger unterwegs – für den Naturschutz. Etappenweise werden dichte Gehölzbestände ausgelichtet.

Kopfweiden sind nicht einfach nur Bäume. Sie sind ein Kulturgut. Die Bäume mit der typischen Kopfform prägen das Landschaftsbild. Doch damit das so bleibt, müssen sie regelmäßig gepflegt werden. Das geschieht jetzt im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung. Dort finden im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg bis Ende Februar Gehölzschnittarbeiten statt.

Kopfweiden wurden früher als Grundstücksbegrenzung oder zur Befestigung von Gräben gepflanzt und hatten eine große wirtschaftliche Bedeutung: Sie lieferten die Weidenruten, aus denen Körbe geflochten wurden. Außerdem verwendete man Weidenruten vielfach beim Bau von Fachwerkhäusern: Die Felder des Fachwerks wurden innen mit einem Weidengeflecht versehen und anschließend mit Lehm ausgefacht.

Nicht nur bei den Kopfweiden ist der Schnitt angesagt

Den Lehm warf man – ähnlich wie heute den Spritzbeton – beidseitig auf die Weidenflechtwand und strich anschließend die Oberflächen glatt. Bis heute unverändert hoch ist der ökologische Wert von Kopfweiden für den Artenschutz und als wertvoller Lebensraum. In den Baumhöhlen alter Kopfweiden leben beispielsweise Steinkäuze und Fledermäuse, auf Rinde, Blättern und Trieben sind rund 400 verschiedene Insektenarten zu Hause.

Doch in der Unteren Seeveniederung ist nicht nur bei den Kopfweiden der Schnitt angesagt. Etappenweise werden dichte Gehölzbestände ausgelichtet, damit sich Solitärbäume entwickeln können. Auf den kleinen Inseln im Steller See vor dem Vogelbeobachtungsstand, nahe der Eisvogelsteilwand, laufen Rückschnitte und Fällarbeiten, damit die Erholungssuchenden und Naturfreunde künftig wieder einen ungestörten Blick auf die Seeufer und die dortige Vogelwelt genießen können.

Etappenziel für Zug- und Rastvögel

Die Untere Seeveniederung ist auch ein Etappenziel für Zug- und Rastvögel auf ihrem Weg in den Süden und zurück nach Norden. Kurze Seeuferstrecken werden freigestellt, um neue Rastplätze für Wildgänse & Co. zu schaffen. Im Junkernfeld werden zwei kurze Weidenhecken beseitigt, um den Kiebitzen und Brachvögeln des Gebietes bessere Lebensbedingungen zu bieten. Beide Arten sind Wiesenvögel, die offene Wiesen mit Rundumblick brauchen und Wiesen mit Gehölzriegeln daher von Natur aus meiden.

Aber auch an die Vogelarten, die Gehölzbestände benötigen, wird gedacht. Allein entlang der Ufer von Steller See und Junkernfeldsee bleiben auf einer Länge von vier Kilometern dichte natürliche Gehölzbestände dauerhaft für die Baum- und Gebüschbrüter wie Nachtigall und Grauschnäpper erhalten und dürfen sich ungestört entwickeln. Durch die Arbeiten kann es kurzfristig zu Lärmbelästigungen kommen oder Wege sind für kurze Zeit nur eingeschränkt nutzbar. Alle dort tätigen Firmen wissen um die Bedeutung des Gebietes für die Naherholung und sind gehalten, zügig zu arbeiten.