Hamburg. Die Stadt will das jüdische Leben schützen. Für den Wiederaufbau werden Unterstützer gesucht. Einige Fragen sind aber noch offen.

Ein „fulminantes neues Jahr“ wünschte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Die Grünen) Zuschauern und Journalisten am Montag auf dem Rathausmarkt. Sie hatten sich alle um das Wartehäuschen einer Bushaltestelle versammelt. Danach schritt die Bürgermeisterin zur Tat: Sie zupfte am Baumwollvlies der Glaswand – und während es auf den Bürgersteig fiel, erschien darunter ein Plakat mit der Botschaft: „Antisemitismus? Hass? Gewalt gegen Juden? Sag nein!“

Darunter war ein QR-Code zu sehen mit dem Hinweis auf das Wiederaufbauprojekt für die von den Nationalsozialisten zerstörte Synagoge am Bornplatz (heute: Joseph-Carlebach-Platz).

Bornplatzsynagoge: Unterstützer zum Wiederaufbau gesucht

Bis zu 500 solcher Plakate sollen in den nächsten Tagen im ganzen Stadtgebiet sichtbar werden. Nach Angaben der Organisatoren der Initiative zum Wiederaufbau der einst größten Synagoge Norddeutschlands soll damit ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden. Bis zum 27. Januar, dem internationalen Holocaust-Gedenktag, wollen sie möglichst viele Unterstützer für das Bauprojekt gewinnen.

Mit den City-Light-Postern setzt die Wall GmbH ein Zeichen gegen Hass und Antisemitismus. „Wir geben der Kampagne Raum und Öffentlichkeit“, sagte Patrick Möller, Geschäftsführer der Wall GmbH mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen gehört als Teil des internationalen Konzerns JCDecaux zur weltweiten Nummer Eins bei Stadtmöblierung und Außenwerbung.

„Aus tiefster Überzeugung und unternehmerischer Verantwortung engagieren wir uns seit langem gegen Antisemitismus und für eine vielfältige jüdische Kultur in Deutschland“, sagte Möller und fügte hinzu: „Daher unterstützen wir auch mit Freude die Initiative zum Wiederaufbau der Bornplatzsynagoge in Hamburg.“ Die Wall GmbH finanziert die Plakat-Aktion auf eigene Kosten.

Bund reserviert 65 Millionen für die Synagoge in Hamburg

Bürgermeisterin Katharina Fegebank zeigte sich „begeistert“ von der Kampagne. Sie sei nicht von Politikern ins Leben gerufen worden, sondern von Teilen der Zivilgesellschaft. „Von heute an wird das wichtige Anliegen noch sichtbarer im Stadtbild und sorgt hoffentlich für noch mehr Akzeptanz und Unterstützung bei uns in der Stadt“, sagte die Politikerin.

Wie Eva Marhenke von der Initiative Bornplatzsynagoge dem Abendblatt sagte, finden die Pläne zum Wiederaufbau bereits internationales Interesse, insbesondere bei jüdischen Familien mit Hamburger Wurzeln. Weitere Aktionen seien in den nächsten Wochen geplant.

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Erstmals hatte Landesrabbiner Shlomo Bistritzky die Idee eines Wiederaufbaus in einem Interview mit dem Abendblatt im Herbst 2019 zur Sprache gebracht. Daraufhin hatte der Bund kurzfristig 600.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat der Haushaltsausschuss des Bundestages Mittel in Höhe von 65 Millionen für das Projekt reserviert.

Wie es bei der Hamburger Wissenschaftsbehörde heißt, gibt es noch etliche offene Fragen beim weiteren Vorgehen. Sie betreffen unter anderem die architektonische Gestaltung des Neubaus, die räumliche Situation am Joseph-Carlebach-Platz mit dem angrenzenden Allende-Platz und dem denkmalgeschützten ehemaligen Luftschutzbunker. Geklärt werden müsse auch die weitere Nutzung der Synagoge an der Hohen Weide.