Hamburg. Anekdoten aus der Gesellschaft, Rück- und Ausblicke auf Veranstaltungen – alles über die wichtigsten Köpfe der Stadt.

Skiferien, Weihnachten im Chalet, die Großfamilie unterm Tannenbaum – in diesem Jahr wird das Fest anders aussehen müssen. Viele Familien, die über Jahre Ritualen und Traditionen gehuldigt haben, tüfteln an Plan B. Wie werden der Heilige Abend und die Feiertage in der Stadt begangen? Einige bekannte Hamburger gewähren heute Einblicke: Alexandra von Rehlingen, Hüterin hochkarätiger Gästelisten, die wie ein Wirbelwind seit vielen Jahren die Hamburger Gesellschaft vernetzt, zusammenbringt und Events plant, fährt komplett runter. „Am 24. Dezember feierten wir sonst immer bei der riesigen Familie meines Mannes mit zwanzig Leuten in den Elbvororten“, sagt von Rehlingen. Schon weil ihr Schwiegervater, der langjährige „Bild“- Zeitungs-Chefredakteur Günter Prinz kürzlich verstarb, wird dieses Jahr alles anders sein: Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Medienanwalt Matthias Prinz, und ihrer Mutter, die bei ihnen in Harvestehude lebt, begrüßen sie ihre vier erwachsenen Kinder.

„Weniger ist mehr“, sagt von Rehlingen, die auch beim Festessen auf Fleisch und Fisch verzichtet. Sie wird Trüffelspaghetti auftischen, das sei für alle eine gute Lösung. „Für mich als leidenschaftliche Networkerin, die gastfreundlich ist und immer noch jemanden dazuholt, ist das schon ungewöhnlich, aber ich freue mich umso mehr auf die Zeit für ruhige Gespräche mit meiner Familie“, sagt sie. Die Gäste sind noch nicht da, der Tannenbaum jedoch schon: „Da ich nichts fürchterlicher finde, als die toten Bäume nach Weihnachten an der Straße liegen zu sehen, haben wir jetzt im zweiten Jahr einen lebenden Baum im Topf geliefert bekommen, der auch wieder abgeholt und eingepflanzt wird“, sagt die Umweltschützerin.

Sanna Englund bringt ihrer Familie Zoom bei

Sanna Englund hat ihrer Familie Zoom beigebracht, damit sie die Distanz digital überwinden können.
Sanna Englund hat ihrer Familie Zoom beigebracht, damit sie die Distanz digital überwinden können. © Privat

Notruf-Hafenkante“-Schauspielerin Sanna Englund beweist in diesen vorweihnachtlichen Tagen ihre Kompetenz in technischer Wissensvermittlung: „Ich bin gerade dabei, meinen Eltern und meinen Tanten Zoom beizubringen“, sagt sie. Ihre Familie lebt in Heidelberg, die gut 600 Kilometer Distanz wollen sie durch das Echtzeit-Videoprogramm wenigstens digital überwinden. „Wir werden nicht physisch beieinander sein dieses Jahr, aber sind Heiligabend dennoch fest verabredet zum gemeinsamen
Kochen und Quatschen“, so Englund. „Dank Computertechnik können wir immerhin eine digitale Version des Familienfestes feiern. Ich hoffe nur, dass bis dahin auch alle verstanden haben, wie es funktioniert.“ Sie sei jedoch zuversichtlich. Verzichten muss Englund, die viel Zeit draußen mit ihren beiden Hunden verbringt, jedoch auf das Traditions­essen am Heiligen Abend: „Es ist schade, dass ich die fantastischen Wienerle mit Kartoffelsalat von meiner Mama dann lediglich auf dem Bildschirm und nicht auf dem Teller vor mir haben werde. Aber mein Mann Marco wird sich ganz sicher auch in der Küche verausgaben und uns etwas Leckeres zaubern“, sagt sie hoffnungsvoll. „Wir müssen alle das Beste aus der Situation machen.“

John Neumeier feiert Weihnachten minimalistisch

Auch für Hamburgs Ehrenbürger und Intendant des Hamburg Ballett, John Neumeier, und seinen Ehemann Prof. Dr. Hermann Reichenspurner werden die Feiertage komplett anders ablaufen als in den vergangenen Jahren: „Wir haben beide große Weihnachtsfeiern schon vor Wochen abgesagt“, erklärt der Direktor des Universitären Herzzen­trums (UHZ) des UKE. „Sonst haben wir mit 700 Mitarbeitern des UHZ und der Intensivstation immer ein rauschendes Fest gefeiert, alle haben sich richtig aufgebrezelt, wie wir in Bayern sagen“, so der Herzchirurg, der in München aufwuchs. „Dazu gab es immer die Weihnachtsfeier der Ballettschule des Hamburg Ballett mit Aufführungen aller Klassen“, erzählt Reichenspurner. „Wenn am Schluss alle Schüler – es sind dann sicher dreißig unterschiedliche Nationalitäten auf der Bühne – in ihrer Landessprache ‚Friede für die Welt‘ sagen, ist für John und mich wirklich Weihnachten.“ Dieses Jahr wird der Heilige Abend im Gegensatz dazu minimalistisch sein, ohne Publikum und Besuch.

Dafür mit vorbereitetem, herrlichen Essen der langjährigen Haushälterin Frau Pillmann. Auch das vorweihnachtliche Treffen der 120 Tänzer und Mitarbeiter des Hamburg Ballett im Privathaus von John Neumeier, das seit Jahrzehnten geliebter Termin im Kalender ist, muss ausfallen. „So viele Menschen auf engstem Raum vor dem Weihnachtsbaum, das kann man sich jetzt gar nicht vorstellen“, sagt Reichenspurner. „Das Wichtigste ist, dass die Infektionszahlen runtergehen, das ist mein dringendster Wunsch.“ Apropos Wunsch – ein Ritual im Hause Neumeier/Reichenspurner kann am 24. weiter stattfinden: das stundenlange Geschenkeauspacken. „John packt unheimlich gern aus, das geht über den ganzen Abend, er schaut sich alles dann sehr intensiv an“, sagt Reichenspurner. „Deshalb sammle ich auch das ganze Jahr lang Geschenke für ihn, damit ich genug habe am Heiligen Abend.“ Für das Ehepaar ist der Dezember übrigens ein ganz besonderer
Monat: Am 21.12. ist ihr Hochzeitstag. Und da bleibt alles wie gewohnt, wie Reichenspurner mit einem Lachen in der Stimme sagt: „Ich koche für John – mit der Hilfe guter Restaurants.“

Auf das „Traumschiff“ ist Verlass

Vieles hat sich durch Corona verändert, doch auf das „Traumschiff“ ist Verlass! Wie immer am zweiten Weihnachtstag sticht es in See, dieses Mal mit einer Hamburgerin an Bord. Julia Stinshoff spielt eine der Hauptrollen, die Schauspielerin wurde durch Serien wie „Alarm für Cobra 11“, „Dora Heldt“ oder Comedy-Formate wie „Ladykracher“ bekannt. „Es gibt nur noch wenige Klassiker im deutschen Fernsehen, das ‚Traumschiff‘ gehört definitiv dazu. Die Zuschauer kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, ich bin erstaunt, wer alles zuguckt“, sagt Stinshoff. Die Dreharbeiten Anfang des Jahres verliefen anders als geplant, erzählt die 45-Jährige am Telefon. Denn das Schiff fuhr direkt in den Corona-Lockdown hinein!

Julia Stinshoff wird am zweiten Weihnachtstag in einer der Hauptrollen beim „Traumschiff“  zu sehen sein.
Julia Stinshoff wird am zweiten Weihnachtstag in einer der Hauptrollen beim „Traumschiff“ zu sehen sein. © Elena Zaucke

„Plötzlich kamen wir nirgendwo an Land, die Häfen haben uns nicht mehr genommen.“ Aus den ursprünglich zwei geplanten Wochen Dreharbeiten wurden so mehr als vier. Die Darsteller Florian Silbereisen und Harald Schmidt konnten gar nicht mehr kommen, der für sie vorgesehene Text musste auf andere Schauspieler umgeschrieben werden. Für das Team wurde es zunehmend schwierig, überhaupt nach Hause zu kommen. Erst wollte man von Jamaika zurückfliegen, dann von Costa Rica, dann von Miami. Doch nirgendwo durfte das Kreuzfahrtschiff festmachen. „Wir sind dann den ganzen Weg über den Atlantik zurück nach Deutschland geschippert“, so die Mutter, die sich ehrenamtlich für die Organisation „War Child“ engagiert. Bis auf die Sehnsucht nach ihren beiden Kindern sei das Leben an Bord angenehm gewesen. Während an Land alle Restaurants, Fitnessstudios und Bars geschlossen wurden, galten diese Restriktionen an Bord der zwangsläufig von der Welt Isolierten noch nicht, so Julia Stinshoff: „Wir lebten in einer Blase der Glückseligen.“

Designer Youssef Hotait ist optimistisch

Gerade dachte der junge Hamburger Designer Youssef Hotait, er hätte das große Los gezogen. Der 34-Jährige durfte im Dezember ein Geschäft am Neuen Wall 72 eröffnen, um seine Männermode zu präsentieren. Nun ist der erste richtige Laden des Deutsch-Libanesen schon wieder geschlossen. Hotaits Label heißt UFFF, nach dem Ausruf von Erleichterung. „Ich möchte das Leben der Männer vereinfachen, das Gefühl transportieren, dass auch Loungewear elegant sein kann“, so der Hamburger. Bis Senatoren im Rathaus in Schlafanzügen oder Jogginghosen erscheinen, wird es wahrscheinlich noch dauern, doch viele internationale Instagram- und Musikstars wie Stevie Wonder oder Malouma (55,7 Millionen Follower, Hits mit Jennifer Lopez) feiern das neue Label aus Hamburg bereits. „Und nach dem Lockdown darf ich mein Geschäft am Neuen Wall wieder eröffnen, und dann geht es weiter“, so der Designer optimistisch. Bis dahin: www.ufff.de

Georg Mecke geht in den Ruhestand

Elf Jahre lang hat Georg Mecke den Airbus-Standort Hamburg geleitet. Vor wenigen Wochen ging der 65 Jahre alte promovierte Ingenieur in den Ruhestand. Dennoch ist er täglich auf dem Gelände des Flugzeugbauers auf Finkenwerder präsent. An der Wasserlinie in der Nähe des Werkshafens stehen einige ältere Flugzeuge wie der Airbus-Transporter Super Guppy, der Bundeswehr-Transporter Transall, der in Hamburg entwickelte Geschäftsflieger Hansa Jet und der kürzlich neu hinzugekommene Bremer Tradi­tionsjet VFW 614. Die Maschinen sollen auf die Entwicklung der norddeutschen Luftfahrtindustrie in den vergangenen Jahrzehnten erinnern – und in Erinnerung an die Verdienste des langjährigen Standortleiters trägt dieser Platz nun den Namen „Museumsinsel Dr. Georg Mecke“.

Carlo von Tiedemann, Jenny Falckenberg, Petra van Bremen und ihr Mann Michael Kubenz haben viele Weihnachtswichtelpakete gesammelt, die in der vergangenen Woche dem Eltern-Kind-Zentrum Osdorf und der Kirchengemeinde Maria Magdalena am Osdorfer Born übergeben wurden. Initiiert wurde die Aktion von dem Round Table 84 unter der Mithilfe der Grundschule Klein Flottbeker Weg.