Hamburg/Schwerin. Weihnachten in der Kirche wird immer unwahrscheinlicher: Die Bischöfe der Nordkirche äußern zum Beginn des Lockdowns Verständnis für die Absage von Präsenz-Gottesdiensten - wie bereits in Lübeck. Die Landesbischöfin überrascht mit einem Vorschlag für Heiligabend.

Die Nordkirche zeigt in der Corona-Pandemie Verständnis für die Absage von Präsenz-Weihnachtsgottesdiensten: "Mit zunehmender Besorgnis nehmen wir alle wahr, wie derzeit Infektionszahlen steigen, wie bedrückend hoch die Todesfälle sind und dass sich unser Gesundheitssystem am Rande der Überlastung befindet", schrieben Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischof Gothart Magaard und Bischof Tilman Jeremias in ihrem gemeinsamen Brief des Bischofsrats am Mittwoch zum Beginn des harten Lockdowns an die fast 1000 Kirchengemeinden.

Die Nordkirche erstreckt sich über die Länder Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus gerade auch in Lübeck haben dort bereits die vier evangelischen Innenstadtgemeinden ab sofort alle Präsenz-Gottesdienste bis zum 10. Januar abgesagt. Laut Robert Koch-Institut betrug am Mittwoch der Sieben-Tage-Inzidenzwert an Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in Lübeck 170,9 und in Schleswig-Holstein insgesamt 86.

Grundsätzlich gelte, wie die Bischöfe betonten, dass die Kirchengemeinden eigenständig entscheiden, wie Weihnachten in den Gemeinden gefeiert wird - ob analog oder rein digital, ob draußen oder drinnen. Gleich, welcher Weg eingeschlagen werde, gebe es für die Entscheidungen vor Ort Rückendeckung: "Entscheidend ist, dass wir in allen wie immer gearteten Beschlüssen im Blick auf das Weihnachtsfest beieinander bleiben, einander stützen und stärken."

In einer Videobotschaft regte Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt an, etwas zu tun, das alle verbinden könne: "Am Heiligen Abend um 20.00 Uhr "Stille Nacht" zu singen oder mit Instrumenten zu spielen. Auf dem Balkon, am geöffneten Fenster, allein oder in der engsten Familie. Vielleicht mit einer brennenden Kerze in der Hand. Als Licht in all dem Dunklen, was das Leben beschwert und bedroht."

Katholiken können in Schleswig-Holstein nach behördlichen Angaben wegen der Corona-Maßnahmen die Kommunion in Gottesdiensten nicht ohne Maske empfangen. Sprecher des Gesundheits- und des für Religionsfragen zuständigen Bildungsministeriums verwiesen am Mittwoch in Kiel auf dpa-Nachfrage auf die jüngste Landesverordnung.

Darin heißt es in Paragraf 13 zu rituellen Veranstaltungen der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften. "Während der gesamten Veranstaltung ist eine Mund-Nasen-Bedeckung (...) zu tragen." Beide Ministeriumssprecher betonten: "Der Wortlaut der Verordnung gilt, ein Mund-Nasenschutz ist also während der gesamten Veranstaltung zu tragen." Ein Sprecher des Erzbistums Hamburg hatte es zuvor als gängige Praxis bezeichnet, dass in Gottesdiensten zum Empfang der Kommunion der Mund-Nasenschutz kurz abgenommen wurde, um die Hostie in den Mund nehmen zu können.

Am Mittwoch aktualisierte das Erzbistum seine Regelungen für Gottesdienste während der Corona-Pandemie. Demnach wird die Kommunion-Austeilung so angepasst, dass ein Hinzutreten in angemessenem Abstand möglich sei. Die Abstände werden auf dem Kirchenboden farbig markiert. "Nach dem Empfang treten die Gläubigen einige Schritte zur Seite, um ungestört die Mund-Nase-Bedeckung anheben und den Leib des Herrn empfangen zu können", heißt es in den neuen Kirchenregeln.