Hamburg. Die Hunde, die Manuel M. verkaufte, waren oft todkrank und starben. Über Kriminelle, für die Profit alles und ein Tierleben nichts ist.

Es geht um den gewissenlosen Handel mit Hundewelpen. Über Monate hat die Wasserschutzpolizei gegen einen 33 Jahre alten Mann aus Billstedt ermittelt, der im großen Stil die jungen Tiere verkaufte. Viele der Hunde waren todkrank, weil sie zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden. Mindestens sieben Tiere starben. Jetzt sitzt der Drahtzieher in Haft – wegen Wiederholungsgefahr. Bereits im Mai hatte die Polizei wegen des Welpenhandels bei ihm durchsucht. Doch er machte weiter.

Dienstagnachmittag hatten Polizisten Manuel M. in dessen Wohnung am Rodeweg festgenommen. Der Vorwurf: Betrug und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Nach Erkenntnissen der Ermittler hatte der 33-Jährige in mindestens neun Fällen teilweise mehrere Hundewelpen angeboten, die viel zu früh von ihrer Mutter getrennt wurden. In sechs Fällen wurden die Tiere zu Preisen zwischen 400 und 1000 Euro verkauft. Fünf der kleinen Hunde waren kurz darauf tot. Sie hatten wegen der frühen Trennung von der Mutter ihr Immunsystem nicht richtig aufbauen können und waren an dem Parvovirose-Virus erkrankt. In einem Fall waren Interessenten von dem Welpenkauf zurückgetreten, weil der kleine Hund in einem extrem schlechten Zustand war. Was aus dem Tier wurde, ist unbekannt.

Polizei stellt zwölf Hunde sicher

Außerdem wurden bei zwei Aktionen zwölf Hunde sichergestellt, von denen zwei eingeschläfert wurden und sieben weitere mit dem Virus infiziert waren. Als am Dienstag die Polizei bei Manuel M. anrückte, waren keine Hunde in der Wohnung. Dafür fand die Polizei etwas Kokain und Dopingmittel.

Der 33-Jährige ist der Polizei bereits länger bekannt. Immer wieder fiel er wegen Eigentums-, Drogendelikten und sogar Raub auf. Dann entdeckte Manuel M. den Welpenhandel als lukrative Einnahmequelle. Über Kontakte in osteuropäische Länder besorgte er sich die oft erst wenige Wochen alten Tiere, die er über eBay-Kleinanzeigen anbot. Interessenten log er vor, dass die Hunde mindestens acht Wochen alt, gepflegt und gesund seien.

Nach Festnahme: Tierschützer sind erleichtert

Im Mai durchsuchte die Polizei erstmals die Wohnung des Mannes. Zuvor war er von Käufern eines kleinen Hundes angezeigt worden. Der Welpe war kurz nach der Übergabe an das Paar gestorben. Die Polizei stellte damals mehrere Havaneser-Shi-Tzu-Mischlinge sicher. Neben dem Strafverfahren bekam Manuel M. ein Tierhaltungsverbot vom Veterinäramt, an das er sich nicht hielt. Aktuell wertet die Polizei Unterlagen aus, die bei der Durchsuchung seiner Wohnung sichergestellt wurden. Die Ermittler hoffen, dabei auf Hinweise auf die Lieferanten der Hundewelpen zu stoßen.

Bei Tierschützern wurde die Nachricht über die Festnahme mit großer Erleichterung aufgenommen. Sie haben mit den Folgen des illegalen Handels mit Hundewelpen zu tun. Denn am Ende landen viele der oft todkranken Welpen in den Tierheimen. Entweder weil überforderte Käufer sie abgeben oder die Polizei Tiere beschlagnahmt und dort unterbringen lässt So auch in Henstedt-Ulzburg. Dort wurden zuletzt zwölf Welpen aufgenommen, weil in Hamburg kein Platz mehr war. Vier überlebten nicht. So wie der Mischlingswelpe Juri – er starb jämmerlich. Die Tortur der Tiere, die viel zu früh von ihrer Mutter getrennt und nicht ausreichend medizinisch versorgt werden, berührt auch die erfahrenen Tierheimmitarbeiter sehr. „Die Welpen müssen sich permanent übergeben, haben blutigen Durchfall, sind schlapp und können vor Schwäche nicht mehr schlucken – ein grausames Sterben“, berichtet Katja Vogel als Tierheimleiterin in Henstedt-Ulzburg.

Handel mit Hundewelpen blüht

Der Handel mit Hundewelpen, die meist in Osteuropa für ein paar Euro angekauft werden, blüht. „Es ist auffällig, dass mit Beginn der Corona-Zeit der Welpenhandel zunahm“, sagt Philine Westehorn, ebenfalls vom Tierheim Henstedt-Ulzburg. Durch Homeoffice und Isolation bedingt, wäre das Interesse an Haustieren gestiegen. Das machten sich auch die illegalen Händler, die hohe Gewinne einstreichen, zunutze. Besonders auffällig war, dass die Welpen, die zuletzt in den Tierheimen in Hamburg und Umgebung landeten, in einem besonders schlechten Zustand waren. Viele litten an der oft tödlichen Viruserkrankung Parvovirose. Nach Abendblatt-Informationen konnten viele dieser Fälle auf Manuel M. zurückgeführt werden.

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Kurz vor Weihnachten nimmt der Handel an Fahrt auf. „Wir rechnen mit einem rapiden Anstieg der Welpenverkäufe“, sagt Janet Bernhardt, Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins. „Dazu muss ich ganz klar sagen: Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke!“ Von einem Kauf über das Internet rät sie ab. „Die Anzeigen mögen einen seriösen Eindruck machen – doch nur, weil die Händler immer skrupelloser betrügen. Also Hände weg vom Online-Kauf.“

Die Tierschützer appellieren daher, Welpen auch nicht aus Mitleid zu kaufen, sondern das Veterinäramt zu informieren. Tierhalter, deren Welpen nach dem Kauf erkranken, sollten diese Fälle der Polizei melden. Bernhardt, wirbt stattdessen darum, sich vor einem Hundekauf im Tierheim beraten lassen.