Hamburg. Nutzung von Sulfurylfluorid zur Begasung von Exportholz im Hafen nimmt zu. Linken-Politiker Jersch spricht von “Höllenzeug“.

Erneut gibt es Streit über die Nutzung des extrem klimaschädlichen Gases Sulfurylfluorid (SF) im Hamburger Hafen. SF wird, wie berichtet, im Hafen zuletzt immer häufiger für die Begasung von Exportholz eingesetzt, weil mehr Staaten dies zur Schädlingsbekämpfung verlangen.

Klimaschädliches Gas Sulfurylfluorid im Hamburger Hafen eingesetzt

Das Gas ist laut Umweltbundesamt 4090-mal so schädlich für das Klima wie CO2. Gleichwohl hatte sich die im Hafen genutzte Menge seit 2015 auf 203,7 Tonnen in 2019 etwa verzwölffacht.

Das entspricht rund 833.000 Tonnen CO2 oder dem jährlichen Ausstoß von 92.000 Hamburgern. Allerdings gibt es bis heute gültige Genehmigungen, und viele Staaten verlangen den Nachweis einer SF-Begasung.

Kerstan: Nutzung des klimaschädlichen Gases reduzieren

Zu Jahresbeginn hatte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) angekündigt, die Nutzung des extrem klimaschädlichen Gases „so schnell wie möglich auf ein Minimum und wenn irgend möglich auf null zu reduzieren“. Dafür müssen „alle Beteiligten zusammenarbeiten und alsbald in konstruktive Gespräche eintreten“.

Nun aber zeigt eine aktuelle Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des Linken-Umweltpolitikers Stephan Jersch, dass die Nutzung von SF keineswegs zurückgegangen ist – im Gegenteil.

Antrag für zusätzlichen Begasungsplatz gestellt

Im ersten Halbjahr 2020 lag der Verbrauch des Gases bei 102,22 Tonnen – etwas mehr als die Hälfte der Vorjahres-Gesamtmenge. Zudem wurde ein Antrag auf die Errichtung eines zusätzlichen Begasungsplatzes gestellt – und drei weitere Firmen haben laut Senat die Genehmigung zur Containerbegasung mit Sulfurylfluorid erhalten.

„Sulfurylfluorid ist ein Höllenzeug“, sagte Linken-Politiker Jersch. „Es ist erschreckend, dass der Einsatz des Klimakillergases vorerst weitergeht, aber Hamburg jede Kleinstmaßnahme bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes pressegerecht bejubelt. Der Senat handelt inkonsequent und zu langsam. Das 1,5-Grad-Ziel rückt so immer weiter weg, allen Bekundungen zum Trotz.“

Umweltbehörde: Mittel sei in der EU weiter zugelassen

Die zuständige Umweltbehörde verwies darauf, „dass das Mittel in der EU und weltweit weiter zugelassen ist und Importländer weiter eine Behandlung mit diesem Gas verlangen“. Hamburg führe aber Gespräche auf Bundesebene und auch mit anderen Häfen, um eine übergreifende Lösung zu finden.

Norman Zurke, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg, sagte: „Solange SF eine europaweite Zulassung hat und es noch keine adäquaten Alternativen gibt, ist man auf dieses Mittel angewiesen. Die Wirtschaft arbeitet jedoch zusammen mit den Begasungsunternehmen und den Herstellern an Alternativen zu SF sowie an Möglichkeiten zur Abgasreinigung.“