Hamburg . Ein Bündnis kämpft weiter für die Sanierung der Brücke. Protestkundgebung für Samstag angekündigt. Kritik auch von anderen Seiten.
Erreicht die Diskussion um den geplanten Neubau der Sternbrücke die Gerichte? „Wir rechnen mit weiteren Protesten im Viertel, wir werden unsere Rechte im Rahmen der öffentlichen Auslegung und Anhörung zur Planung wahren, Klagen gegen den Brückenbau sind in Vorbereitung“, schreibt die Initiative Sternbrücke in einer Pressemitteilung. Die Initiative, in der sich Anwohner, Denkmalverein und Bauwagenplatz Zomia organisiert haben, kämpft weiter für die Sanierung der denkmalgeschützten Brücke: „Die Monsterbrücke ist noch lange nicht gebaut.“
Am Dienstag hatten Verkehrsbehörde und Bahn bekräftigt, an dem stützenfreien Entwurf festzuhalten zu wollen. Dies schaffe, so Verkehrssenator Anjes Tjarks, unter der Brücke den dringend benötigen Platz für Busse, Radfahrer und Fußgänger. Für die angestrebte Mobilitätswende sei dies entscheidend. Mehrere Organisationen, darunter die Hamburger Architektenkammer, hatten zuvor den Entwurf als viel zu wuchtig kritisiert.
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Neubau der Sternbrücke: Initiative kritisiert das Verfahren
„Der Senat opfert die Schanze, weil Bürgermeister Peter Tschentscher und Verkehrssenator Anjes Tjarks der politische Mut fehlt, eine fehlerhafte Planung zu korrigieren“, schreibt die Initiative. Es sei sachlich falsch und vorgeschoben, die Sternbrücke als Hemmschuh für die Mobilitätswende darzustellen: „Jedes Kind sieht sofort, dass 20 Meter vor und hinter der Brücke die Stresemannstraße enger bleibt als die Kreuzung unter der neuen Brücke.“ Eine Sanierung sei für die Stadt die kostengünstigste Lösung.“
Die Initiative kritisiert auch das Verfahren: „Mit der Verkündung der Senatsentscheidung in einem Hintergrundgespräch für die Presse setzt Anjes Tjarks die arrogante Politik seiner Vorgänger fort.“ Anwohner, Gewerbetreibende und Club-Besucher seien an dem Entscheidungsprozess nicht beteiligt werden. Die Online-Petition für den Erhalt der Sternbrücke unterstützen bis jetzt 4800 Personen.
Protestkundgebung für kommenden Samstag angekündigt
Außerdem hat die Interventionistische Linke (IL) Jugend Hamburg für den kommenden Samstag, 15 Uhr, eine Protestkundgebung an der Sternbrücke angekündigt. "Ob Sanierung oder Neubau einer Replikation der Brücke – es hätte Wege gegeben, die Konstruktion einer Monsterbrücke zu umgehen. Dass der Grüne Tjarks dieses Projekt nun als alternativlos darzustellen versucht, ist der reinste Hohn für alle Klima- und Fahrradaktivist*innen, die Gegenentwürfe vorgelegt haben.“, erklärt der IL Jugend-Aktivist Jonas Angerer.
Die Hamburgische Architektenkammer (HAK) bedauert in einer Stellungnahme die Äußerungen des Senators für Verkehr und Mobilitätswende Anjes Tjarks, wonach die Deutsche Bahn und der Senat entschieden hätten, dass der Neubau der Sternbrücke auf Grundlage des im Frühjahr vorgelegten Entwurfs für eine stützenfreie Brücke erfolgen solle. „Bei einem Projekt dieser Bedeutung für das Quartier wie auch für die gesamte Stadt ist es unerlässlich, maximal transparent zu agieren, in einem Wettbewerbsverfahren unterschiedliche Varianten entwickeln zu lassen und die für die Stadt beste und verträglichste Lösung zu finden. Entscheidungsgrundlage dürfen dabei nicht nur verkehrliche, sondern müssen auch städtebauliche, freiräumliche und architektonische Kriterien sein“ teilte HAK-Präsidentin Karin Loosen mit.
Dr. Anke Frieling: "Es wird brachial durchregiert"
Kritik an dem Neubau kam auch von der CDU: „Die Kollateralschäden beim Bau der geplanten Brücke sind enorm: Eine Reihe von Häusern muss abgerissen werden, Menschen müssen umziehen, Clubs, Restaurants und Geschäfte brauchen neue Räume. Es werde Raum gebraucht für eine bessere Organisation des Verkehrs, die Stützen unter der Brücke müssten weg, man brauche bessere Wartezonen für die Bushaltestellen – so der Verkehrssenator gestern. Alles für einen guten Zweck also, scheint es", erklärte Dr. Anke Frieling, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion.
Ein Plan, wie der Verkehr in diesem Bereich zukünftig organisiert werden solle, liege bis heute jedoch nicht vor. "Einfach mal Platz schaffen kann ja nicht schaden, auch wenn es 125 Millionen Euro kostet, an denen die Stadt sich beteiligen muss – das ist die Haltung des Senats" so Frieling weiter. Eine Sanierung der Brücke würde die Stadt gar nichts kosten – hierfür wäre allein die Deutsche Bahn zuständig. In Zeiten leerer Kassen sei das kein unwichtiges Argument. Aber Argumente würden nicht mehr zählen, wenn mit Zweidrittelmehrheit regiert werde – weder die der Stadtplaner, noch die des Denkmalschutzes, noch die der Bürgerinnen und Bürger von Altona. "Jetzt wird nicht mehr ‚gut regiert‘, sondern brachial durchregiert. Schade – an dieser Stelle wird sehenden Auges ein Stadtquartier ruiniert!“; so die Politikerin.