Hamburg. Hamburg droht das Aus aller Weihnachtsmärkte. Lübeck hat bereits den kompletten Weihnachtsmarkt abgesagt.

Es war angesichts der hohen Corona-Zahlen nur eine Frage der Zeit: Die ersten Weihnachtsmärkte in Hamburg wurden für 2020 offiziell abgesagt, Lübeck hat bereits den kompletten Weihnachtsmarkt gecancelt.

In Hamburg handelt es sich um den Markt an der Apostelkirche in Eimsbüttel und Santa Pauli, Hamburgs selbst ernannter "geilster Weihnachtsmarkt", auf dem Spielbudenplatz. Und es droht sogar eine Komplett-Absage aller Weihnachtsmärkte.

"Wir wollen unter den aktuellen Voraussetzungen die gesundheitlichen Risiken für unsere Mitarbeiter und Besucher nicht eingehen und hoffen auf Euer Verständnis. Es wäre einfach nicht so muckelig geworden wie sonst", heißt es auf der Internetseite des Weihnachtmarkts an der Apostelkirche.

Das erhoffen sich Weihnachtsmarkt-Betreiber

Die Betreiber hoffen darauf, dass das Jahr 2021 ein besseres Jahr für alle werde und der Weihnachtsmarkt dann wieder wie gewohnt stattfinden könne. Darüber hinaus kündigen sie an, dass der Tannenbaumverkauf voraussichtlich trotzdem auch in diesem Jahr angeboten werde.

Auf der Santa-Pauli-Webseite heißt es: "Wir haben in den vergangenen Wochen verschiedene Szenarien für einen möglichen Weihnachtsmarkt auf dem Spielbudenplatz durchgespielt und sind nun zu dem Entschluss gekommen, dass die Voraussetzungen für einen sowohl für unsere Gäste attraktiven als auch für uns wirtschaftlich tragfähigen Santa Pauli in diesem Jahr nicht gegeben sind", teilen die Veranstalter auf der Internetseite mit. "Deshalb wird es Hamburgs geilsten Weihnachtsmarkt in diesem Jahr nicht geben."

Corona: Weihnachtsmarkt Santa Pauli erklärt Absage

Santa-Pauli-Veranstalter Jochen Bohnsack: "Ausschlaggebend für diese Entscheidung sind neben Bedenken des Infektionsschutzes natürlich auch finanzielle Gründe. Bei gleichbleibendem Aufwand und Kosten müssten wir mit deutlich weniger Gästen auf dem Weihnachtsmarkt kalkulieren."

Es sei kein Geheimnis, dass sich so ein Weihnachtsmarkt hauptsächlich über den Glühweinverkauf finanziere. "Deshalb haben wir uns gegen eine Durchführung des Marktes in seiner bekannten Form entschieden. Die Einschränkungen wären so groß, dass wir nicht mehr guten Gewissens von Hamburgs geilstem Weihnachtsmarkt sprechen könnten."

Santa Pauli: Ersatz-Veranstaltung wegen Corona

Auch wenn Santa Pauli in seiner bekannten Form nicht stattfinden wird, wird der Spielbudenplatz in der Vorweihnachtszeit trotzdem nicht leer stehen: Von Freitag, 6. November, an wird Santa Paulis Wintergarten seine Tore für Gäste öffnen.

Corona in Hamburg, Deutschland und weltweit – die interaktive Karte

Angelehnt an das im Sommer erfolgreich umgesetzte Konzept des Großstadtdorfplatzes können die Gäste hier an Feuerschalen und unter Heizpilzen in warme Decken gehüllt ihren Glühwein genießen. Nur eben unter Tannenbäumen statt unter Palmen.

Auch auf Livemusik muss dabei niemand verzichten, denn auf der Kleinkunstbühne werden täglich wechselnde Liveacts spielen. Wer also den Sommer auf dem Spielbudenplatz mochte, der wird hier auch den Winter lieben.

In Hamburg droht das Aus für alle Weihnachtsmärkte

Ob der Roncalli-Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt stattfindet, steht noch nicht fest. Ein Konzept mit Einbahnstraßen-Regelung und einem separaten Gastronomiebereich sei der Stadt bereits vorgelegt worden, sagt Sprecherin Heide Mombächer. „Nun warten wir händeringend auf ein Signal von der Stadt, da wir in zwei Wochen mit dem Aufbau beginnen müssten.“

Doch auch bei einem Okay des Senats wäre der Weihnachtsmarkt anders als sonst. Es gäbe weniger Aussteller, und wegen der hohen Zuschauerzahl müsste man auch auf die Attraktion des fliegenden Weihnachtsmannes verzichten.

Weihnachtsmarkt-Veranstalter warten auf Ansage des Senats

Auch die Veranstalter des Barmbeker Weihnachtsmarktes auf der Piazzetta-Ralph-Giordano wollen noch keine finale Absage aussprechen. „Wir warten auf die Angaben des Senats“, sagt Marno Happ von H&P Events. Vorstellbar seien Märkte ohne Glühweinausschank oder mehrere kleine Märkte mit jeweils nur vier Hütten. „Wir sind nicht guter Dinge“, sagt Ulrich Geiger, Veranstalter des ohnehin sehr kleinen Weihnachtsmarktes am Mühlenkamp, „aber wir geben die Hoffnung nicht auf.“

Die Bergmann-Gruppe, die neben dem Weihnachtsmarkt auf dem St.-Markus-Kirchplatz auch den an der Ottenser Hauptstraße und auf dem Eppendorfer Marie-Jonas-Platz veranstaltet, hofft, die Märkte kleiner und den Corona-Anforderungen entsprechend durchführen zu können.

Hoffnung verbreitet Wirtschaftssenator Michael Westhagemann nicht

„In Eppendorf und Hoheluft steht dafür ausreichend Platz zur Verfügung“, so eine Sprecherin. „Sorge bereitet uns nur der Weihnachtsmarkt in Ottensen, wo es ohnehin schon sehr eng ist.“ Dort bestehe aber die Möglichkeit, auf dem Platz vor dem Mercado ein paar Buden aufzustellen. Würde es verboten, Alkohol auszuschenken, lohne sich der Aufwand nicht.

Ob überhaupt Weihnachtsmärkte in Hamburg stattfinden dürfen, darüber wird der rot-grüne Senat vermutlich auf einer Sondersitzung am Freitag entscheiden. Viel Hoffnung verbreitet Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) allerdings nicht. "Man verfolgt natürlich ganz genau, was andere machen. Der Christkindlmarkt in Nürnberg ist abgesagt, in Lübeck die Weihnachtsmärkte sind abgesagt", sagte der Senator.

Also sagt auch Hamburg ab? "Ehrlicherweise, bei dem Infektionsverlauf, den wir im Moment haben, werden wir vielleicht auch darum nicht umhinkommen", sagte Westhagemann. Der Senator sorgte auch für den Lacher des Tages, als er feststellte: "Wir hatten ja schon gesagt, dass wir auf den Weihnachtsmärkten als erste Maßnahme sowieso den Alkohol verbieten wollen, und das ist ja auch schon ganz bitter, wenn es da keinen Punsch mehr gibt."

Der Hamburger Schaustellerverband von 1884 würde sich dann laut Verbandspräsident Robert Kirchecker wieder verstärkt auf Sondernutzungen konzentrieren. Rund 50 Schausteller hätten schon jetzt ihre Stände an dezentralen Orten geöffnet.

Lübecker Weihnachtsmarkt abgesagt

Wegen steigender Coronazahlen hat die Hansestadt Lübeck bereits den kompletten Weihnachtsmarkt abgesagt. Zudem finden die Nordischen Filmtage in diesem Jahr nur digital statt, wie die Stadt mitteilte. Von Dienstag an gelte zudem in der gesamten Lübecker Altstadt eine Maskenpflicht. Dadurch solle versucht werden, den sprunghaften Anstieg der Infektionen in der Stadt einzudämmen, sagte Bürgermeister Jan Lindenau (SPD).

Trotz der Absage des Weihnachtsmarktes werde es in Lübeck Weihnachts-Atmosphäre geben, versicherten die Veranstalter vom Lübeck und Travemünde Marketing (LTM) auf ihrer Internetseite. Geplant sei eine stimmungsvolle Winterinszenierung in der Altstadt.