Hamburg. Dürfen Kinder dieses Jahr von Tür zu Tür ziehen? Ein UKE-Arzt gibt Tipps, worauf bei dem Brauch geachtet werden muss.

„Süßes oder Saures?“ Diese Frage darf auch in diesem Jahr unter bestimmten Umständen gestellt werden – trotz Coronavirus. Kleine Hexen und Vampire können an Halloween Süßigkeiten sammeln, sagt Jun Oh. Er ist geschäftsführender Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE.

Allerdings rät er dringend zur Einhaltung der Corona-Regeln: „Wenn Kinder und ihre Begleitpersonen einen Mundschutz tragen, sich an die Abstandsregeln und an die Hygieneempfehlungen halten, also sich ihre Hände regelmäßig und gründlich waschen und sich an die Nies- und Hustenetikette halten, sollte im Idealfall nichts gegen eine Süßigkeiten-Tour sprechen.“

Doch Erwachsene sollten auf Folgendes achten: „Nahrungsmittel kann man nicht gut desinfizieren“, sagt der Mediziner. An Halloween werden mehrere Kinder in dieselbe Schüssel mit den Süßigkeiten greifen. Das heißt, es ist nicht sichergestellt, dass immer alle Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Außerdem gilt, was schon vor der Pandemie gegolten habe: „Wer Symptome hat, sollte nicht an Veranstaltungen teilnehmen, um weitere Infektionen zu verhindern.“

Von Halloween-Feiern in geschlossen Räumen rät der UKE-Arzt gänzlich ab

Nur wer all diese Regeln beachtet, kann an Halloween mit seinen Kindern durch die Nachbarschaft streifen. Und selbst dann kann der Oberarzt kein gleißend grünes Licht geben. Er sagt: „Auch wenn im Idealfall nichts gegen eine Süßigkeiten-Tour spricht, ist momentan nicht der beste Zeitpunkt, um von Tür zu Tür zu gehen und Süßigkeiten zu sammeln.“

Zudem dürfte es einen Unterschied machen, ob man in Wohngebieten mit weit auseinanderstehenden Einfamilienhäusern unterwegs ist oder sich Kinder in den engen Treppenhäusern von Mehrfamilienhäusern drängen müssten. Von Halloweenfeiern in geschlossen Räumen rät Mediziner Oh aufgrund der zunehmenden Infektionszahlen zudem gänzlich ab.

Wer dennoch auf eine Feier nicht verzichten möchte, muss sich an die geltenden Regeln halten: Draußen dürfen sich bis zu zehn Personen treffen – Kinder und Eltern dürfen also am 31. Oktober Süßigkeiten sammeln. Zu Hause darf mit bis zu 25 Personen gefeiert werden. Abstandsregeln innerhalb dieser Gruppen gelten nicht. Für private Feiern mit mehr Personen sieht der Senat weitere Auflagen vor, und für öffentliche Feiern gelten wieder andere Regeln. Tanzen bleibt verboten – auch bei Halloweenfeiern. Zudem empfiehlt der Senat, Kontakte auf ein Minimum zu beschränken.

Kostümverleiher befürchten schlechtes Geschäft

Kostümverleiher hoffen, dass Hamburger ihren Kindern ein Halloween-Fest ermöglichen – entsprechend den Regeln. Sybille Leverenz vom Kostümverleih Hamburg kann noch nicht absehen, was auf sie zukommt, aber es graut ihr vor einem schlechten Halloween. Denn viele Gruselkostüme hat sie noch nicht verleihen. Sie vermutet, „die Leute wollen dieses Jahr abwarten und allenfalls spontan feiern“.

Dennoch hofft sie auf Anfragen, bereitet sich auf Kostümpartys vor, bei denen Kinder Verkleiden spielen. Die Verleiherin bügelt alte Theaterkostüme auf und stellt Kostümkoffer zusammen. Ihr Herzstück ist der Koffer mit ihren Skelettkostümen, die von einer Neonröhre angestrahlt im Dunkeln leuchten. Auf Halloween ist sie vorbereitet, aber ob ihr Fundus in Corona-Zeiten nachgefragt wird?

Optimistischer gestimmt ist Andrea Haertel von Haertels Faschingswelt: „Die Hamburger sind sehr gruselaffin.“ Verkauft hat sie schon jetzt ein bisschen Deko und Kostüme, sagt sie. Und das große Halloween-Geschäft starte erst kurz vorher.

Halloween – das Gruselfest am 31. Oktober

  • Seinen Ursprung hat Halloween in einem keltischen Fest, dem sogenannten Samhain. Die Kelten feierten ihre Ernte und läuteten in der Nacht das neue Jahr ein. Sie glaubten, in diesen Stunden mit der Geisterwelt Kontakt aufnehmen zu können. Mit großen Leuchtfeuern hofften sie, die Seelen der Toten zu erwärmen, sodass die Geister der Verstorbenen aus den Gräbern aufsteigen würden. Die Samhain-Nacht gilt  als Nacht der Begegnung zwischen den Lebenden und Toten.
  • Der Brauch, dass Kinder am 31. Oktober mit der Frage „Süßes oder Saures?“ von Tür zu Tür ziehen, ist ein neumodischer. Er stammt aus dem englischsprachigen Raum und schwappte in den 1990er-Jahren nach Deutschland über. Ursprünglich­ wurde Halloween vom Begriff All Hallow Eve abgeleitet­, das bedeutet übersetzt „Vorabend von Allerheiligen“. lak