Hamburg. Nach der Attacke auf den jüdischen Studenten in Hamburg ermittelt der Staatsschutz. Die Einzeltäter-Theorie wird angezweifelt.

Nach der antisemitischen Attacke vor der Hamburger Synagoge im Stadtteil Eimsbüttel haben die Ermittler von Landeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft neue Details über den Attentäter gesammelt. Der Mann (29) hatte einen jüdischen Studenten am Sonntag mit einem Klappspaten schwer am Kopf verletzt. Das Opfer (26) lag zwischenzeitlich auf der Intensivstation.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) sprach unumwunden davon, dass man nicht immer nur von Einzelfällen reden könne: Nach einem Treffen mit Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde in Hamburg erklärte Fegebank: „Ich bin zutiefst beschämt darüber, dass ein jüdischer Student genau hier attackiert wurde. Ich war genau vor einem Jahr hier nach den Anschlägen in Halle." Antisemitismus sei kein Einzelfall. "Wir müssen uns noch mehr mit dem Hasse, der im Netz millionenfach verbreitet wird, auseinandersetzen und dürfen das nicht abtun als die Tat von Einzelnen, die gern als geistig Verwirrte beschrieben werden."

Attacke auf Juden in Hamburg: Wohnung durchsucht

Doch wie sicher ist die seit Jahren rund um die Uhr bewachte Synagoge in der Hohen Weide überhaupt? Für die Türkische Gemeinde Hamburg erklärte der Vorsitzende Murat Kaplan: „Dieser Anschlag an einem jüdischen Feiertag macht erneut deutlich, wie wichtig funktionierende Gegenmaßnahmen sind, die bereits präventiv ihre Wirkung entfalten müssen." Die Sicherheit vor der Synagoge müsse jetzt geprüft werden. Das forderte auch die CDU in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Nach Abendblatt-Informationen ist der mutmaßliche Täter Grigoriy K. ein Deutscher mit kasachischen Wurzeln. Er soll zuletzt in Berlin gemeldet gewesen sein, aber in Hamburg-Langenhorn in einer Einrichtung von "Fördern & Wohnen" gelebt haben. Diese Wohnung wurde durchsucht, Laptops und USB-Sticks beschlagnahmt. Ermittler sprachen bei Grigoriy K. von einem "verwirrten" Mann. Er hatte ein Messer bei sich und einen Zettel mit einem handschriftlich gekritzelten Hakenkreuz.