Hamburg. Das Filmfest Hamburg stand wie derzeit viele Veranstaltungen unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Der Blick in die Stuhlreihen sei gewöhnungsbedürftig gewesen, so Festivalleiter Albert Wiederspiel. Er ist dennoch zufrieden und hofft auf ein anderes Filmfest 2021.
Obwohl das Filmfest Hamburg in diesem Jahr coronabedingt deutlich reduzierter über die Bühne gehen musste als üblich, ist Festivalleiter Albert Wiederspiel mit der Resonanz zufrieden. "Dafür, dass wir nur so wenige Sitzplätze und deutlich weniger Filme als sonst im Programm hatten, ist es super gelaufen", sagte Wiederspiel der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Gleichzeitig sei es ein "gewöhnungsbedürftiger Blick" gewesen, auf die coronabedingt vergleichsweise leeren Stuhlreihen zu schauen. Deshalb freue er sich schon sehr auf das Filmfest 2021 - "dann ohne Corona".
Das Filmfest hatte in diesem Jahr coronabedingt erstmals Streamingtickets für etwa 50 Filme angeboten. Damit sollten - rein rechnerisch - die leeren Plätze in den Kinosälen ausgeglichen werden, die wegen der geltenden Abstandsregeln nur mit deutlich geringer Kapazität belegt werden durften. Das Angebot sei durchaus angenommen wurden, sagte Wiederspiel dazu. Ausverkauft seien die Tickets dagegen nicht gewesen. "Die Kinozahlen sind besser als die Streamingzahlen, was mich persönlich als Kinomann freut." Das Filmfest-Publikum schaue eben doch die neuen Filme lieber im Kino als auf dem Sofa.
Für die Fachbesucher des Festivals seien die Streams hingegen eine gute Ergänzung gewesen, weil "so nicht nur die Hamburger Filmbranche erreicht wird, sondern auch die in Köln oder München". Im Rahmen des Filmfestes hatte es etwa ein Dutzend Fachveranstaltungen gegeben. Diese Streams will Wiederspiel auch im nächsten Jahr beibehalten.
Das Filmfest Hamburg war am Samstagabend mit dem bereits mehrfach ausgezeichneten Film "Nomadland" Film von Chloé Zhao und mit Ausnahmeschauspielerin Frances McDormand zu Ende gegangen.
Der Film "Gunda" des Regisseurs Victor Kossakovsky gewann den mit 5000 Euro dotierten Publikumspreis des 28. Filmfestes Hamburg. Die filmische Liebeserklärung an Schweine, Kühe und Hühner, die den Planeten bewohnen und die täglich von Menschen gegessen werden, werfe aktuelle Fragen auf nach der Einstellung jedes Einzelnen zu Nutztieren und deren Haltung. Der Schwarz-Weiß-Dokumentarfilm kommt am 17. Februar 2021 in die Kinos. Gunda ist der Name eines Schweins.
Eröffnet wurde das Festival am 24. September mit dem Film "Enfant Terrible" von Oskar Roehler. Seitdem liefen fast 90 Kinofilme, Fernsehfilme und Dokumentationen in den Festivalkinos. Darunter war auch das Regiedebüt von Moritz Bleibtreu, der labyrinthische Psychothriller "Cortex". Bjarne Mädels Regiedebüt fürs Fernsehen, "Sörensen hat Angst", flimmerte ebenfalls über die Leinwand. Zudem standen trotz der Corona-Pandemie zahlreiche bekannte deutsche und europäische Filmemacher und Schauspieler auf dem roten Teppich vor dem Cinemaxx-Kino am Dammtor.
Das Filmfest Hamburg war das erste größere deutsche Filmfestival seit Beginn der Corona-Pandemie. Der Etat liegt 2020 bei 1,1 Millionen Euro, davon kommen gut 850 000 Euro von der Stadt Hamburg. 13 690 Besucher und Besucherinnen haben die Filme im Kino gesehen, das entspricht knapp einem Drittel der Vorjahresbesucherzahl. Die Sitzkapazität lag bei 30 Prozent. Das digitale Filmangebot wurde von rund 2500 registrierten Usern genutzt. Das nächste Filmfest Hamburg findet vom 30. September bis 9. Oktober 2021 statt.