Hamburg. Verheerende Feuer haben am Wochenende die Feuerwehr beschäftigt. In den vergangenen sieben Tagen vier Großfeuer.
Zwei Tage nach dem verheerenden Feuer „schüttelt“ sich Axel Bartels noch immer, wie er sagt. Am Freitagabend brannte seine Bootswerft am Goldbekkanal, die Werft Gustävel, komplett nieder. 300 dort eingelagerte Boote und Kanus wurden ein Raub der Flammen. Sein Telefon stand seither nicht mehr still. „Viele Kunden wollten ihr Beileid ausdrücken“, so der Inhaber.
Bartels hatte erst im Januar die fast 60 Jahre alte Werft übernommen, wollte langsam ins Verleihgeschäft einsteigen. Seine Kunden schätzten insbesondere die malerische Lage der Hallen am Goldbekufer. Die Höhe des Sachschadens könne er noch nicht beziffern, so Bartels. Eines sei aber gewiss: „Wir werden die Hallen wieder aufbauen und im kommenden Jahr neu durchstarten.“
Vier Großfeuer an sieben Tagen
Es war das Wochenende der Großfeuer in Hamburg: Erst brannten am Freitagabend die Bootshallen am Goldbekkanal, dann stand am Sonnabendmittag auch noch eine Autofirma am Billbrookdeich lichterloh in Flammen. Damit musste die Feuerwehr in den vergangenen sieben Tagen vier Großfeuer bekämpfen – ein Knochenjob.
Als die Feuerwehr am Freitagabend am Poßmoorweg eintraf, standen zwei Bootslagerhallen mit Außenmaßen von etwa 70 mal 50 Metern bereits in Flammen. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, war das Feuer in der Bootswerft ausgebrochen und griff auf einen benachbarten Lagerschuppen über. Explosionen von Gasflaschen waren zu hören. Klein- und Sportboote aus Holz und Kunststoff brannten, der starke Funkenflug, meterhohe Flammen und dichter schwarzer Rauch waren weithin sichtbar.
Gasbehälter explodierten im Wohngebiet
Der Alarm wurde um 22.09 Uhr ausgelöst. In der Rettungsleitstelle der Feuerwehr waren weit mehr als 100 Notrufe eingegangen, die mit dem Brand in Winterhude zusammenhingen. Gleich bei der Ankunft sei auf dritten Alarm erhöht worden, „um mit einem Großaufgebot von Löschtrupps, Wasserwerfern und Drehleitern ein Übergreifen der meterhohen Flammen auf benachbarte Hallen und Wohngebäude zu verhindern“, sagte Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly.
Die Feuerwehr war in der Spitze mit 130 Feuerwehrleuten im Einsatz. Das Feuer habe sich auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern rasant ausgebreitet und die Hallen vollständig zerstört, so Wesselly. „Der Zerknall von mehreren Druckgasbehältern, die dichte Bebauung und zahlreiche große Bäume erschwerten den Einsatz der Löschfahrzeuge und Drehleitern.“ Zwei Drittel der Hallenkonstruktion sei eingestürzt.
Keine Gefahr für Anwohner
Für Anwohner bestand kein Grund zur Sorge, trotz der engen Wohnbebauung. Sie wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten, da mit einer starken Rauchentwicklung und Funkenflug zu rechnen war. Zudem könnten durch die Explosion der Druckgasbehälter Teile herumfliegen, hieß es über die Warn-App Nina. Auch Klimaanlagen sollten ausgeschaltet bleiben.
Die Feuerwehr konnte eine Ausbreitung des Feuers verhindern und die Flammen gegen 0.30 Uhr löschen. Die Nachlöscharbeiten dauerten aber noch am Sonnabendvormittag an. Gegen 10 Uhr wurde die amtliche Warnung aufgehoben. Die Brandermittler der Polizei wollten im Laufe des Sonnabends der Ursache des Feuers auf den Grund gehen. Ein Ergebnis lag am Sonntag noch nicht vor, wie Polizeisprecher Florian Abbenseth dem Abendblatt sagte.
Autowerkstatt am Billbrookdeich in Flammen
Kaum war die Hamburger Feuerwehr etwas zur Ruhe gekommen, ging es am Sonnabendmittag auch schon weiter. Gegen 13 Uhr stand eine 800 Quadratmeter große Autowerkstatt am Billbrookdeich in Flammen, nachdem beim Austausch eines Motors Vergaserkraftstoff in Brand geraten war.
Drei Löschzüge der Feuerwehr waren mit bis zu 130 Einsatzkräften vor Ort, zusätzlich freiwillige Feuerwehren. Auch in diesem Fall wurde die Bevölkerung per Warn-App aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Der Brand sei zügig unter Kontrolle gebracht worden, sagte Tordten Wesselly. So sei auch ein Übergreifen der Flammen auf ein angrenzendes dreigeschossiges Wohnhaus verhindert worden.
Allerdings beschädigte die enorme Hitze mehrere in der Nähe geparkte Autos. Zwei Gebäude mussten nach Angaben der Polizei evakuiert werden. Gegen 16 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht. Um an die Glutnester der einsturzgefährdeten Halle heranzukommen und abzulöschen, wurden die Reste der niedergebrannten Werkstatthalle zudem per Radlader abgetragen.
Allerdings war kontaminiertes Löschwasser in die angrenzende Bille geflossen – trotz diverser Vorkehrungen. Ein Team des Technischen Hilfswerkes habe daher mit Kleinbooten Ölabsorbersperren ausgebracht, um eine Ausbreitung zu verhindern, sagt Torsten Wesselly.