Hamburg. Das Filmfest Hamburg wird kompakter. Und: Wer zu Hause bleiben will, kann trotzdem dabei sein. Viele Regisseure und Schauspieler werden vom 24. September an ihre neuen Filme persönlich vorstellen. Es wird das erste größere deutsche Filmfestival seit der Pandemie sein.
Weniger Sitzplätze, nur eine Preisverleihung und deutlich weniger Filme: Das Hamburger Filmfestival wird in diesem Jahr coronabedingt auf vieles verzichten und gleichzeitig einen großen Schritt in Richtung Online-Streaming-Angebot gehen. "Verzichtet haben wir in diesem Jahr aufs Feiern, auf Jurys und auf fast alle Preise", sagte Festivalleiter Albert Wiederspiel am Dienstag in Hamburg. Zudem ist das Festival deutlich kompakter als in den Vorjahren. So werden statt der üblichen rund 150 Werke zwischen dem 24. September und dem 3. Oktober noch 76 Filme aus 49 Produktionsländern gezeigt, darunter 21 Debütfilme sowie mehr als ein Dutzend Welt- und Europapremieren. Das Filmfest Hamburg ist das erste größere Filmfestival seit Beginn der Corona-Pandemie.
In den Kinos wird das Sitzplatzangebot aufgrund der Pandemie eingeschränkt sein. Dennoch sollen so viele Tickets verkauft werden, bis die Säle voll sind. "Wir haben uns entschieden, die Kinos durch ein Streaming-Angebot virtuell aufzufüllen. Auf diese Art unterstützen wir die Kinos, mit denen wir langjährige Verträge haben und die dieses Modell mitentwickelt haben", sagte Wiederspiel weiter. Damit soll zudem den Filmen eine zusätzliche Sichtbarkeit gegeben werden. "Und wir erreichen auch das Publikum, das in diesem Jahr lieber zu Hause bleiben will." Streaming-Tickets werden für 49 Filmfest-Filme angeboten. Der Vorverkauf für alle Tickets startet am Donnerstag.
Zu den internationalen und Europa-Premieren gehören neben dem Eröffnungsfilm "Enfant Terrible" von Oskar Roehler auch Moritz Bleibtreus Regiedebüt "Cortex" auch "Gagarine" von Jérémy Trouilh und Fanny Liatard, "Rascal" von Peter Dourountzis und "Bis wir tot sind oder frei" von Oliver Rihs.
Auf dem Filmfest werden zudem trotz der coronabedingten Einschränkungen zahlreiche bekannte Filmemacher und Schauspieler erwartet. So haben unter anderem die Regisseure Bleibtreu, Roehler, Liatard sowie Christos Nikou ("Apples"), Suzanne Lindon ("Frühling in Paris") und Bjarne Mädel (Fernseh-Regiedebüt mit "Sörensen hat Angst) zugesagt; ebenso die Schauspieler Matthias Brandt, Jella Haase, Anna Böttcher, Jannis Niewöhner, Katja Riemann und Oliver Masucci.
Am Ende des Festivals, Abschlussfilm ist übrigens "Nomadland" von Chloé Zhao, soll es aber zumindest einen Film geben, der zum Festivalliebling des Publikums gekürt werden kann. Für den mit 5000 Euro dotierten Preis können die Zuschauer aus fast allen Filmen des Filmfests auswählen. Im vergangenen Jahr hatten dem Veranstalter zufolge noch rund 45 000 Menschen das Filmfest in der Hansestadt besucht. Der Etat des Festivals liegt 2020 bei 1,1 Millionen Euro, davon kommen gut 850 000 Euro von der Stadt Hamburg.