Hamburg. Gzuz hatte sich zuvor im Prozess einen Schlagabtausch mit dem Richter geliefert. Nun zeigt er Reue und entschuldigt sich.

Zuletzt hatte der Skandalrapper noch sein Bad Boy-Image gepflegt. Hatte sich so mit Zwischenfragen und rüpelhaftem Benehmen daneben benommen, dass der Richter den Rapper Gzuz von dessen eigenem Prozess ausgeschlossen hatte. Doch am Dienstag war der Frontmann der Band 187 Strassenbande dann im Prozess lammfromm. Sein Mandant wolle „sein Bedauern aussprechen für sein Verhalten am letzten Sitzungstag“, sagte Verteidiger Christopher Posch.

Prozess in Hamburg: Mehrere Vorwürfe gegen Gzuz

Für Gzuz, dem die Staatsanwaltschaft in dem Prozess vor dem Amtsgericht unter anderem Verstoß gegen das Waffengesetz und Körperverletzung vorwirft, beantragte der Anwalt Freispruch. Keiner der Vorwürfe sei nachgewiesen, argumentierte der Verteidiger. Bei den allermeisten anderen Verdächtigen wären sie nicht einmal angeklagt oder zumindest später eingestellt worden. Gegen den 187-Strassenbande-Frontmann bestehe allerdings ein „unglaubliches Verfolgungsinteresse“, kritisierte Bosch. Gzuz werde behandelt wie „der Staatsfeind Nummer 1“.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft muss der Rapper, der mit bürgerlichem Namen Kristoffer Klauß heißt, jedoch verurteilt werden. Unter anderem habe der 32-Jährige an Silvester 2018 eine Schreckschusswaffe abgefeuert, obwohl gegen ihn ein Waffenverbot bestand, und darüber hinaus eine junge Frau ins Gesicht geschlagen, die ein Selfie mit ihm haben wollte. Für den vielfach vorbestraften Angeklagten, der zudem noch unter Bewährung stand, sei eine „Freiheitsstrafe unerlässlich“, sagte der Staatsanwalt. Er forderte eine 14-monatige Gefängnisstrafe für Gzuz. Ein Urteil wird am 29. September erwartet.

Ärger um Gzuz' Finanzen

Zu Beginn des Verhandlungstages hatte es noch eine Auseinandersetzung über die Finanzen des Rappers gegeben. Diese wären bei einer Verurteilung zu einer Geldstrafe von Bedeutung. Tatsächlich habe sich bestätigt, so Richter Johann Krieten, dass der Angeklagte wegen der Corona-Krise in diesem Jahr keinerlei Gagen für irgendwelche Auftritte erhalten habe. „Aber“, so der Richter: „Exorbitant in die Höhe geschnellt sind die Zahlungen Ihrer Plattenfirma.“

So habe Gzuz laut Unterlagen in diesem Jahr bis Mitte August allein von seinem Label rund 900.000 Euro erhalten. Hinzu kämen sicherlich noch Einnahmen aus dem Merchandising. Verteidiger Posch dagegen sprach von erheblichen Ausgaben, die auf den Rapper zukämen. „Und er bezahlt den Spitzensteuersatz.“

Das ist die 187 Strassenbande:

  • Die 187 Strassenbande ist ein Kollektiv aus mehreren Hamburger Hip-Hop-Künstlern
  • Die bekanntesten Rapper sind Bonez MC und Gzuz
  • Gründer Bonez MC (bürgerlich: Johann Lorenz Moser) gilt als kreativer Kopf, Gzuz (bürgerlich: Kristoffer Jonas Klauß) als Gesicht der Gruppe
  • Der 187 Strassenbande gehören außerdem die Rapper LX, Maxwell und SA4, der Produzent Jambeatz sowie die Sprayer Frost und Track an
  • Der Musikstil der Strassenbande ist dem Genre Gangsta-Rap zuzuordnen
  • Die Mitglieder der 187 Strassenbande geraten wiederholt in Konflikt mit der Polizei, vor allem wegen Drogen und Waffen
  • Der Name der Gruppe leitet sich aus dem US-amerikanischen Polizeicode "187" ab
  • 187 ist außerdem die Nummer des Paragraphen im kalifornischen Strafgesetzbuch, in dem Mord behandelt wird
  • Keimzelle der 187 Strassenbande ist St. Pauli, dort befindet sich auch das eigene Tattoostudio 187 Ink