Hamburg. Hochkarätige Künstler wie Katie Melua traten bei der Gala im “Schuppen 52“ in Hamburg auf. Besondere Ehrung für Charité-Virologen.
Und plötzlich mussten coronabedingt alle zu Hause bleiben. Alles war anders und doch blieb eine Konstante. Das Radio. Mit enormen Anstrengungen haben die öffentlich-rechtlichen und privaten Radiostationen trotzdem weiter gesendet und dabei sogar noch neue Formate entwickelt. Ob aus dem Kleiderschrank, unter der Bettdecke, auf dem Balkon oder unter dem mit einer Decke behängten Wäscheständer - die Radioreporter und -moderatoren sendeten kreativ von zu Hause aus weiter. In Hamburg sind nun am Donnerstagabend die besten Radiomacher mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet worden.
„Wir waren vollkommen begeistert davon, wie viele Einreichungen uns erreicht haben trotz der Pandemie. Denn seien wir ganz ehrlich: Die Produktionsbedingungen waren eine Riesen-Herausforderung“, sagte Jury-Mitglied Nadia Zaboura am Abend im Schuppen 52 im Hamburger Hafen. Insgesamt hatten 138 Radioprogramme ihre 432 Favoriten eingereicht. Vergeben wurden die undotierten Preise in zehn Kategorien.
Deutscher Radiopreis: Bestes Interview im Deutschlandfunk
Der Preis für die beste Comedy ging an Planet Radio und Parshad Esmaeili für „Frag Parshi“, eine Comedy für die Dating-App-Generation. Als beste Newcomerin ist Anh Tran vom Deutschlandfunk ausgezeichnet worden. Die beste Innovation am Morgen kommt von Energy Stuttgart mit der Morgenshow „Energy Hood Hop“ und die beste Programmaktion von 105,5 Spreeradio und „105,5 Spreeradio kämpft für Berliner Vereine“.
Kornelia Kirchner von MDR aktuell hat mit „Der 9. November 1989 - Protokoll eines historischen Tages“ die beste Reportage eingereicht. Als bestes Nachrichten- und Informationsformat hat „Thema des Tages: Viele bunte Nullen“ von B5 aktuell und Barbara Kostolnik und Steffen Jenter überzeugt. Das beste Interview hat Philipp May vom Deutschlandfunk mit AfD-Co-Sprecher Jörg Meuthen geführt.
NDR-Produktion bester Podcast – Sonderpreis für Christian Drosten
Als bester Podcast ist „Hundertachtzig Grad. Geschichten gegen den Hass“ von Bastian Berbner und Doreen Strasdas und NDR Info ausgezeichnet worden. Zur besten Sendung ist „Chelsea Hotel“ von Sandra Gern und EgoFM gekürt worden. Sinah Donhauser von Radio Hochstift durfte die Auszeichnung für die beste Moderation mit nach Hause nehmen.
Nicht alle - eigentlich sogar die wenigsten Gewinner - drehten sich am Ende um Corona-Aktionen. Eine Sonderkategorie dafür umso mehr. Der Virologe Christian Drosten hat für seine Mitwirkung am NDR-Info-Podcast „Coronavirus-Update“ den Sonderpreis des Deutschen Radiopreises verliehen bekommen. Dem Leiter der Virologie an der Berliner Charité sei es gelungen, „komplexe naturwissenschaftliche und epidemiologische Zusammenhänge allgemeinverständlich darzulegen“, so die Begründung des Beirats, der diesen Sonderpreis vergeben hatte.
Drosten sagte in seiner Dankesrede: „In so einer Situation wie jetzt ist die Aufklärung der Bevölkerung eigentlich eine nicht pharmazeutische Intervention. (..) Und ich glaube, dass da schon das Radio das beste Medium ist, weil man da länger zuhören muss.“ Wie lange er, die Wissenschaftsjournalistin Korinna Hennig und das Team den seit Ende Februar erscheinenden und bereits mehr als 50 Folgen umfassenden Podcast von NDR Info noch senden werden, konnte Drosten nicht sagen. „Ich denke, dass auch das leider vom Virus mitbestimmt ist.“
Barbara Schöneberger moderierte die pandemiegerechte Gala
Als Künstler waren auf der pandemiegerechten Gala - mit viel Abstand und ohne Zuschauer - Katie Melua, Milow, Michael Patrick Kelly und Tim Bendzko aufgetreten. Durch die etwa zweieinhalbstündige Sendung hatte Barbara Schöneberger flott und humorvoll geführt. Dabei nahm sie wie gewohnt nicht nur ihre Garderobe - darunter auch ein Schutzanzug - selbstironisch auf die Schippe. Sie gab auch den Preisträgern augenzwinkernd Anweisungen: „Freut euch in die Armbeuge, Umarmen ist total 2019, Küsschen ist 2019.“
Auf der Gala wurden auch die lustigen hörbaren Seiten der Corona-Pandemie gezeigt. So konnten die Zuschauer und -hörer auch einem Medley von in der Pandemie entstandenen Corona-Songs - von Helge Schneider über Silbermond bis zum Radiomoderatoren-Chor - lauschen. Dazu passte der Auftritt von Stefanie Heinzmann, Kelvin Jones, Lotte und Sasha vom Bandprojekt „WIER“, die das Lied „The best of us“ zum Besten gaben.
Eher lau war dagegen der Auftritt des Comedians Bülent Ceylan. Der seine teilweise zähen Witze aber damit erklärte, dass er schon so lange nicht mehr vor Menschen aufgetreten sei und nun einfach Redebedarf habe. Es sei so schön, mal wieder vor Leuten aufzutreten, sagte er. „Das ist ganz ungewohnt. Mal wieder vor Menschen (...) Ich hab' die ganze Zeit vor Autos gespielt.“ Vor seinem Auftritt hatte Ceylan laut „Verpiss dich, Corona!“ durch den Schuppen 52 geschrien.
So war es beim Radiopreis in den vergangenen Jahren: