Hamburg. Wegen Corona fällt der Fischmarkt lange aus, das Hygienekonzept des Bezirks lässt auf sich warten. Protest vor dem Altonaer Rathaus.

Seit Mitte März wird der Fischmarkt an der Großen Elbstraße nicht mehr veranstaltet – jetzt reicht es den Händlern. Mit Protesten machten sie am Donnerstagabend, unmittelbar vor Beginn der Bezirksversammlung, ihrem Ärger vor dem Altonaer Rathaus Luft. „Wir fühlen uns total ungerecht behandelt“, sagt Wilfried Thal, Präsident des ambulanten Gewerbes.

Der Grund für die Verzweiflung der Händler: Das Bezirksamt Altona erarbeitet zur Vorbereitung der Wiedereröffnung des Markts aktuell ein Hygienekonzept, dessen Detailplanung, so der Vorwurf der Händler, viel zu umfangreich gerät und auch lange dauert. Das Konzept liegt nach wie vor nur als Entwurf vor, entsprechend ist zurzeit völlig offen, wann der Fischmarkt überhaupt wieder öffnen kann.

Die Händler zeigen sich kompromissbereit

In Vorgesprächen haben die Händler deutlich gemacht, dass sie viele der starken Einschränkungen tragen werden, die das Konzept vorsieht. Sie können sich einen verkleinerten Markt mit veränderten Öffnungszeiten ebenso vorstellen wie die Einführung eines Rotationsprinzips, über das die Anzahl der Marktstände niedrig gehalten werden soll. Und sie sind auch bereit, auf das traditionelle „Ausrufen“ der Ware zu verzichten. Doch der Konzeptentwurf sieht deutlich strengere Auflagen vor.

So soll es ein Online-Anmeldetool geben, über das den Besuchern ein genaues Zeitfenster vorgegeben wird. Und: Jeweils um 12.30 Uhr sollen die in einer Schlange vor dem Eingang Wartenden von einem Ordnungsdienst wieder nach Hause geschickt werden, weil der Markt um 13 Uhr schließt. Der Grund für all das: Der Fischmarkt wird offiziell wie eine Großveranstaltung behandelt, nicht wie ein Wochenmarkt, was er aus Sicht von Wilfried Thal und seinen Mitstreitern aber ist.

Der Fischmarkt gehört zu Hamburg wie der Michel und die Alster

Unterstützt werden die Händler von den Bezirksfraktionen von SPD und FDP. „Das Konzept ist total überzogen und verursacht zudem Kosten, die der Bezirk nicht tragen kann“, kritisiert An­dreas Bernau (SPD). „Wochen-, Jahr- und Flohmärkte dürfen unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln doch auch längst wieder öffnen, da gibt es doch logistisch gar keinen Unterschied.“ Laut Bernau bringe die lange Schließung die Marktbeschicker schon jetzt in existenzielle Nöte – und ein Ende der Beschränkungen sei nicht in Sicht.

Und die FDP-Fraktionsvorsitzende Katarina Blume kritisiert: „Der Fischmarkt gehört zu Hamburg wie der Michel und die Alster. Es kann nicht sein, dass diese Einrichtung wegen einiger Formalien kaputt gemacht wird.“ Laut Blume stehe der Fortbestand einer Institution mit 300-jähriger Geschichte auf dem Spiel.