Hamburg. Hamburgs Prostituierte sind empört über die Entscheidung des Senats, die Bordelle wegen der Corona-Pandemie weiter geschlossen zu halten. Die Zweite Bürgermeisterin Fegebank hat Verständnis für den Ärger - und macht ein bisschen Hoffnung.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hat Verständnis für den Protest von Prostituierten wegen der wegen der Corona-Pandemie weiterhin geschlossenen Bordelle gezeigt. "Ich teile diese Haltung vollumfänglich", sagte Fegebank am Donnerstag in Hamburg. Sie finde auch, dass es ein Risiko sei, "Frauen in die Illegalität zu treiben, weil sie gerade ja einem Berufsverbot ausgesetzt sind". Es lägen gute Hygienekonzepte vor. Deshalb glaube sie auch, dass die Bordelle in einem nächsten Lockerungsschritt geöffnet werden könnten. Allerdings müsse dies im Länderkontext Norddeutschland geschehen. Dazu fänden derzeit Gespräche statt.
Der rot-grüne Senat war am Dienstag dem Wunsch vieler Prostituierter auf eine Wiedereröffnung der Bordelle zum 1. September nicht gefolgt, hatte entschieden, die bereits seit Mitte März geschlossenen Bordelle noch bis Ende November nicht wieder öffnen zu lassen. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) stellte zwar in Aussicht, dass eine Wiedereröffnung auch früher erfolgen könnte, verwies aber auf den Bund und zu treffenden Absprachen mit den Nachbarbundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
Die Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierten den Senat scharf, forderten einen Notfall-Fonds für Prostituierte. "Das Festhalten an einem Verbot der Sexarbeit, während Saunas wieder öffnen dürfen und es weitere Lockerungen im Bereich des Sports gibt, ist absolut unverständlich", erklärte die Fraktionsvorsitzende Cansu Özdemir. Kein anderes Gewerbe werde so konsequent mit einem Arbeitsverbot belegt wie die Prostitution. "Dabei sprechen alle Fakten dafür, dass ein kontrollierter Betrieb die richtige Lösung, sowohl im Sinne der Notlage der Betroffenen, als auch im Sinne des Infektionsschutzes wäre."
Die Gruppierung "Sexy Aufstand Reeperbahn" hatte sich nach der Entscheidung des Senats fassungslos gezeigt. Sie habe einmal mehr aufgezeigt, "dass wir Menschen am Rande der Gesellschaft sind und wohl immer bleiben werden - ganz egal ob wir uns anständig vernünftig und coronakonform verhalten - oder eben auch nicht", hieß es auf der Homepage der Gruppe. "Sexy Aufstand Reeperbahn" - nach eigenen Angaben eine Bewegung von Frauen für Frauen, für Solidarität für St. Pauli, für Gleichberechtigung und gegen Stigmatisierung - kritisierte, dass die Pandemie dafür benutzt werde, "die Prostitution still, leise und über einen langen Zeitraum wieder zu verbieten".