Hamburg. Hamburg hat eine Wiedereröffnung des umstrittenen Labors genehmigt. Tierschützer sprechen von “Skandal“.
Das im Februar nach scharfer Kritik geschlossene Tierversuchslabor LPT in Hamburg darf unter Auflagen Ende August wieder öffnen. Diese betreffen vor allem Informationen zu personellen Veränderungen, die Sachkunde des Personals sowie die Dokumentation zum Wohlergehen der Tiere, wie die Justiz- und Verbraucherschutzbehörde am Montag mitteilte. Zudem würden die behördlichen Kontrollen des Unternehmens Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) am Standort Hamburg noch einmal verstärkt.
Die Soko Tierschutz, die nach eigenen Angaben die Missstände bei LPT im Oktober 2019 mit aufgedeckt hatte, sprach von einem Skandal.
Tierversuchslabore von LPT waren Anfang des Jahres geschlossen worden
Dem Labor am Hauptsitz der Firma in Hamburg-Neugraben hatten die Behörden im Februar mit sofortiger Wirkung die Erlaubnis entzogen, Tiere zu halten. Zuvor war bereits der LPT-Standort Mienenbüttel (Landkreis Harburg) dicht gemacht worden. Dort hatte der Landkreis Mitte Januar die Erlaubnis zur Tierhaltung widerrufen. Tierschützer hatten im Oktober aufgedeckt, dass in dem Labor im Neu Wulmstorfer Ortsteil Mienenbüttel Hunde und Affen bei Versuchen misshandelt wurden.
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Nach Angaben der Justizbehörde wurden bei LPT inzwischen ein neuer Geschäftsführer, ein neuer Tierschutzbeauftragter und neue Tierversuchsleiter bestellt. Deshalb habe das Oberverwaltungsgericht Hamburg Mitte Juli die aufschiebende Wirkung der Widersprüche des Unternehmens gegen die behördlichen Entscheidungen wiederhergestellt und den Betrieb am Standort Hamburg so grundsätzlich wieder erlaubt. Gleichwohl habe LPT den Betrieb zunächst nicht wieder aufgenommen und dürfe dies nun unter Auflagen.
Tierschützer emport: "Hamburg stellt Profit vor Schutz von Mensch und Tier"
"Dass sich Hamburg von billigen Personalrochaden des LPT offenbar beschwichtigen lässt und nicht einmal die Strafverfahren, insbesondere wegen über ein Jahrzehnt lang, mutmaßlich gefälschten Tierversuchsstudien abwartet, ist ein Skandal", erklärte Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz. "Das zeigt, dass im rot-grünen Hamburg der Profit mit überholten Tierversuchen vor dem Schutz der Menschen und Tiere steht." Die angekündigten Verbesserungen im Labor seien reine Kosmetik, um die Öffentlichkeit abzulenken.
Hamburgs Justiz- und Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina (Grüne) kündigte an, sich auf Bundesebene für mehr Tierschutz einzusetzen. "Verbesserungen beim Versuchstierschutz sind dringend notwendig und längst überfällig", erklärte die Senatorin. Tierversuche sollten generell möglichst vermieden werden. "Wir wollen daher jetzt mit unserer Initiative wichtige Schritte in die richtige Richtung unternehmen und dafür sorgen, dass deutlich mehr und unangekündigte Kontrollen stattfinden und die Unternehmen verpflichtet werden, Alternativen zum Tierversuch voranzubringen."