Hamburg. Nord- und Ostsee überlaufen? Machen Sie Urlaub vor der Haustür! Heute: Das Wunderlandhaus in Hamburg-Kirchwerder.

Es ist zwar ganz klitzeklein, doch bei genauem Hinsehen ist das braune Türchen in jedem Gästezimmer nahe der Fußleiste zu finden: „Meistens entdecken Kinder die Wichteltürchen“, verrät Nika Nikitina-Dill, die im Juni ihr Wunderlandhaus am Süderquerweg in Hamburg-Kirchwerder eröffnet hat. Und dort legt die 29-Jährige sehr viel Wert auf die Details, mögen sie auch noch so klein sein. Schließlich ist das Haus die Erfüllung eines langgehegten Traums.

Die Geschichte von „Alice im Wunderland“ hat direkt das Herz der gebürtigen Russin erobert, als sie den beliebten Kinderbuch-Klassiker als kleines Mädchen das erste Mal mit ihrer Patentante in Moskau gelesen hat. In der Geschichte folgt Titelheldin Alice neugierig einem sprechenden weißenden Kaninchen, das ständig auf die Uhr schaut und sagt, es komme zu spät. Durch einen Kaninchenbau landet Alice in einem Raum voller Türen. Bis es ihr allerdings gelingt, durch die kleinste Tür zu gelangen, muss sie mithilfe eines Tranks erstmal selbst kleiner werden. Schließlich kommt sie ins Wunderland, wo sie auf Charaktere trifft wie die Grinsekatze, den verrückten Hutmacher, die Herzkönigin, Teegesellschaften und Croquet-Spieler mit Flamingos als Schläger.

Eins ist sicher: Die Welt im Wunderland entbehrt jeder Logik. Und genau das ist es, was Nika Nikitina-Dill auch nach all den Jahren an der Geschichte fasziniert: „Es ist eine Welt voller Fantasie, in der auch Erwachsene noch einmal Kind sein können“, sagt die 29-Jährige.

Wer das Wundlandhaus betritt, steht sogleich inmitten der Bibliothek.
Wer das Wundlandhaus betritt, steht sogleich inmitten der Bibliothek. © Lena Diekmann

Für ihr Studium kam die Tochter eines Schauspieler-Paares vor sieben Jahren nach Deutschland, studierte in Nürnberg International Business und an der Fakultät für Tourismus in München Hospitality Management. Während des Studiums lernte sie ihren heutigen Ehemann Volker kennen. Gemeinsam mit den beiden Kindern zog das Paar vor gut einem Jahr aus Bayern nach Hamburg.

regio serie logo urlaub vor der haustuer.jpg

Am Süderquerweg entdeckte Nika Nikitina-Dill dann die reetgedeckte Bauernkate, die 1968 erbaut wurde und lange Zeit als Gästehaus einer Familie genutzt wurde, die in unmittelbarer Nähe eine Bäckerei betrieb. Nika Nikitina-Dill wusste sofort: Das ist der perfekte Ort zum Träumen. „Unsere Gäste sollen den Alltag und alles um sich herum vergessen“, sagt die 29-Jährige.

Es gibt viele Details aus der Geschichte zu entdecken

In das Wunderlandhaus gelangt der Besucher aber nicht durch ein kleines Türchen wie Alice in ihr Wunderland, sondern durch eine schwere dunkelgrüne Pforte – und steht schon inmitten der kleinen Bibliothek. Ein geschickter Schachzug: Denn so dienen die Regale nicht nur als Windfang für den Frühstücksraum, der sich dahinter verbirgt, sondern die Bücher regen schon gleich beim Betreten des Hauses auch die Fantasie an, ist die Hausherrin Nika Nikitina-Dill überzeugt.

Neben den Wichteltürchen gibt es in und vor dem Haus noch eine Menge mehr Details aus der Geschichte zu entdecken: Ein kleiner Hasenkopf dient als Handtuchhalter, eine Fußmatte zieren die Zwillinge Diedeldei und Diedeldum, Flamingo-Figuren schmücken den Vorgarten, eine Grinsekatze gibt es auf dem Bettüberwurf zu entdecken, Teekessel und Tassen hängen als Lampen an der Decke oder den Wänden.

Kleine Details im Haus erinnern an das Kinderbuch, wie ein Bettüberwurf mit dem weißen Kaninchen.
Kleine Details im Haus erinnern an das Kinderbuch, wie ein Bettüberwurf mit dem weißen Kaninchen. © Lena Diekmann

Und mit der Zeit sollen es noch mehr Details werden. Das werde sich nach und nach ergeben, ist Nika Nikitina-Dill überzeugt. Ebenso soll die Zahl der Events wachsen: Ende Juli konnte sie endlich mit einem Jazz-Frühstück starten. Geplant sind ebenso verrückte Teegesellschaften mit Livemusik, Kindergeburtstage und ein Mittagstisch.

In wenigen Tagen an die Spitze der Bewertungs-Charts

Eigentlich wollte die 29-Jährige ihr Wunderlandhaus bereits im April eröffnen. Doch Corona durchkreuzte ihre Pläne. So konnte sie nicht nur zwei Monate lang keine Gäste empfangen, sondern saß auch ebenso lang in Russland fest, wo sie eigentlich nur ihre beiden Kinder abholen wollte, die ihre Ferien bei den Großeltern verbracht hatten.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

weitere Videos

    Ihr Mann Volker hielt im Wunderlandhaus die Stellung und trieb die Renovierung voran. Mitte Juni konnte Nika Nikitina-Dill endlich ihre ersten Gäste empfangen: „Am liebsten wäre ich ihnen vor Freunde um den Hals gesprungen“, sagt sie. Das ging natürlich nicht. Allein schon wegen der Corona-Bestimmungen. Aber dafür schmiss sie sich besonders in Schale: In hellblauem Kleid und weißer Schürze sah es so aus, als würde die märchenhafte Alice höchstpersönlich die ersten Gäste in ihrem Wunderlandhaus willkommen heißen.

    Tipps für die Umgebung:

    • Historisch: An einem der südlichsten Punkte Hamburgs verbindet das Zollenspieker Fährhaus direkt an der Elbe Moderne und Tradition. Das unter Denkmalschutz stehende Traditionshaus am Zollenspieker Hauptdeich 141 wurde vor mehr als 765 Jahren als Zollturm errichtet. Heute ist es beliebtes Restaurant, Café und Feier-Location. Seit dem Jahr 2012 gehört ein neugebautes Vier-Sterne-Hotel zum Ensemble, ebenso das nach eigener Auskunft „kleinste Restaurant der Welt“ im Pegelhäuschen. Der benachbarte Fähranleger ist beliebtes Ausflugsziel von Motorradfahrern. Die Fähre pendelt dort täglich von März bis November auf die andere Elbseite nach Hoopte.
    • Heilig: Die Vierländer Kirchen – St. Severini zu Kirchwerder, St. Johannis zu Curslack, St. Nicolai zu Altengamme und St. Johannis zu Neuengamme – entstanden meist als kleine Saalkirchen aus Feldstein. Die Kirchtürme wurden als Holzkonstruktionen abgerückt von der Kirche errichtet. Nicht nur ihr Äußeres ist äußerst ansehnlich, auch das Innere kann sich sehen lassen. Es gibt schmuckvolle Hutständer, verzierte Banktüren und Intarsiengestühl zu entdecken, die von der Geschichte der Vierlande erzählen.
    • Hufnerhaus: Das Rieck-Haus ist eines der ältesten Hufnerhäuser der Vierlande. Auf dem Gelände des Freilichtmuseums am Curslacker Deich 284 erfahren Besucher Wissenswertes über das Leben auf dem Land: Im Rieck-Haus haben drei Generationen Bauern, Mägde und Knechte sowie ihre Tiere unter einem Dach gelebt.

    Die Gäste wussten es zu schätzen: In nur wenigen Tagen sammelten Haus und Gastgeberin hervorragende Bewertungen im Internet. Das Wunderlandhaus kletterte so im Ranking der Online-Buchungsseite www.booking.com ganz schnell und weit nach oben. „Als ich die positiven Bewertungen gelesen habe, hatte ich Tränen vor Freude in den Augen. Es ist mir sehr wichtig, dass meinen Gästen ihr Aufenthalt gefällt“, betont Nika Nikitina-Dill.

    Das größte Zimmer ist der Titelheldin gewidmet

    Drei Zimmer gibt es in der Kate zu mieten. Darin finden zwei, vier oder bis zu fünf Personen einen Schlafplatz. Sie sind den Hauptcharakteren der Geschichte gewidmet: Grinsekatze, weißes Kaninchen und eben Alice, der das größte Zimmer gehört. Auf einer Fläche von 24 Quadratmetern findet dort unter einem großen, mit Hunderten roten Steinchen verzierten Leuchter nicht nur ein Doppelbett Platz, sondern auch zwei Einzelbetten auf einer gemütlichen Empore unter dem Dach, auf die eine hölzerne Leiter führt.

    Für Radfahrer, die auf dem Weg durch die Vier- und Marschlande an dem Wunderlandhaus vorbeikommen, eignet sich eine Nacht im Wunderlandhaus ebenso wie für Pärchen und vor allem natürlich Familien mit Kindern. Sie schätzen auch das geräumige Spielzimmer im Erdgeschoss, in dem Brettspiele, Kaufmannsladen, Schaukelpferd oder Rutsche für die jüngsten Besucher bereit stehen. Dort können sich die Kinder austoben, während ihre Eltern nebenan am Frühstückstisch Platz nehmen, wo die erst Mahlzeit des Tages auf Etageren aus Porzellantassen und Tellern serviert wird. Eben ganz im Stil von Alice.

    Anreise und Kontakt:

    wunderland.jpg

    • Anreise: Aus Hamburg kommend über die A 25 Richtung Geesthacht bis zur Ausfahrt Bergedorf, dort nach links auf den Curslacker Neuen Deich in Richtung Elbe abbiegen und dem Kirchwerder Landweg bis zum Süderquerweg folgen. Bushaltestelle „Auf dem Sülzbrack“ (Linie 124) direkt am Haus.
    • Kosten: Im Wunderlandhaus kosten Zimmer zwischen 69 und 149 Euro pro Nacht. Buchung über das Internet-Portal booking.com.
    • Kontakt: Wunderlandhaus, Süderquerweg 107, 21037 Hamburg, Telefon 040/64 60 25 22, 0172/7 81 39 59, info@in-wonder.land

    Nächste Folge: Am Dienstag, 25. August, stellen wir Ihnen den Camping-Platz am Stover Strand am niedersächsischen Elbufer vor.