Hamburg. Wegen Mehrwertsteuersenkung Freifahrten auch ins Umland möglich. Weitere Vergünstigungen und Angebote für Fahrgäste.
Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) lädt alle Bürger ein, an den vier Sonnabenden im November kostenlos Bus und Bahn zu nutzen.
Vier Sonnabende im November: HVV kostenlos nutzen
Die Freifahrten gelten für die Ringe A bis F und damit nicht nur in Hamburg, sondern auch in den Landkreisen Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Lüneburg, Harburg, Stade sowie in Teilen der Landkreise Lüchow-Dannenberg, Uelzen, Heidekreis, Rotenburg und Cuxhaven.
Der Grund dafür ist, dass die Bundesregierung zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie ein Coronasteuerhilfegesetz beschlossen und den Mehrwertsteuersatz bis zum Ende des Jahres von sieben auf fünf Prozent gesenkt hat.
HVV gibt Mehrwertsteuersenkung an Fahrgäste weiter
„Die Mehrwertsteuerreduzierung gibt der HVV jetzt an seine Fahrgäste weiter, in Form eines attraktiven Pakets an tariflichen Vergünstigungen und Angeboten vom ersten September bis zum 31. Dezember diesen Jahres“, kündigte HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner am Dienstag an. Der finanzielle Wert der Mehrwertsteuersenkung liegt laut HVV bei rund sechs Millionen Euro.
Auch die Mitnahmeregelung für Zeitkarten wird ausgeweitet. So können Inhaber einer Zeitkarte von September bis Ende des Jahres täglich ab 11 Uhr eine Person beliebigen Alters und zusätzlich bis zu drei Kinder kostenlos mitnehmen. Dieses Angebot gilt auch für Wochen-, Teilzeit- und Seniorenkarten.
Günstigere HVV-Tickets bei Kauf über App oder Online-Shop
Außerdem gibt es auf alle über die HVV-App, die HVV-Card oder im Online-Shop gekauften Einzel- und Tageskarten anstatt der üblichen drei Prozent in dem oben genannten Zeitraum sieben Prozent Rabatt.
„Die Weitergabe der Mehrwertsteuersenkung an die Kunden ist ein tolles Zeichen des HVV, zum einen als Dank an die treuen Fahrgäste, die den öffentlichen Nahverkehr auch während der Coronapandemie genutzt haben, zum anderen als Zeichen und Anreiz an Kunden, die dies nun wieder verstärkt tun wollen“, sagte Anjes Tjarks (Grüne).
Wissenswertes zum HVV:
- Der Hamburger Verkehrsverbund wurde 1965 gegründet und nahm ein Jahr später seine Tätigkeit auf
- Im 8616 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet des HVV leben 3,5 Millionen Menschen
- Neben dem Hamburger Stadtgebiet gehören die Schleswig-Holsteiner Kreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie die niedersächsischen Landkreise Stade, Harburg und Lüneburg zum HVV
- An jedem Werktag befördert der HVV rund 2,6 Millionen Fahrgäste
- 4454 Fahrzeuge gehören zum HVV: 2093 Bahnen, 2335 Busse und 26 Fähren
- Im HVV sind 23 Verkehrsunternehmen organisiert
- Neben den vier U-Bahn- und sechs S-Bahn-Linien gehören die drei AKN-Linien und mehr als 700 Buslinien zum HVV
- Dazu kommen diverse Regionalbahn-Linien verschiedener Betreiber
- Außerdem gehören die Fährlinien der Hadag zum HVV
- Insgesamt sind 10.184 Haltestellen im HVV verzeichnet – der weitaus größte Teil sind Bushaltestellen (9869)
- Das Tarifgebiet des HVV ist in fünf Tarifringe unterteilt, die wiederum aus 130 Tarifzonen bestehen
Westhagemann: "Win-Win-Situation" für Hamburg
Der Senator für Verkehr und Mobilitätswende betonte. „Der HVV hat ein attraktives Angebot geschnürt, das ein zu eins dem Wert der Mehrwertsteuersenkung entspricht und von dem die Fahrgäste unmittelbar spürbar und praktisch profitieren. Die Hamburger genauso wie die Menschen aus unseren Nachbarländern, die den HVV regelmäßig nutzen.“
Aber Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) verfolgt noch ein weiteres Ziel. „An vier Sonnabenden kostenlos durch Hamburg, für die Stadt und ihre Menschen ist das eine Win-Win-Situation. Mit dieser Aktion möchten wir den Einzelhandel pushen, die Innenstadt und Bezirkszentren stärken und außerdem die vielfältigen Gastronomie- und Kulturangebote unterstützen.“
Senator Westhagemann ist wichtig: „Gleichzeitig möchten wir die Hamburger sowie auch die Tagesgäste einladen, die Stadt neu für sich zu entdecken, zu bummeln und die Vorteile vom Shopping vor Ort voll auszukosten.“
Geschäfte in der Innenstadt leiden unter Umsatzrückgängen
Denn die Lage in der City ist schwierig. „Während der Online-Handel boomt, leiden viele Geschäfte in der Innenstadt und den Bezirkszentren unter starken Umsatzrückgängen. Das betrifft deutschlandweit vor allem den stationären Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sowie den Einzelhandel mit Waren verschiedener Art. Dort ging im Juni 2020 der Umsatz um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück.
Die kostenlosen Bus- und Bahnfahrten sollen den Menschen einen Anreiz geben, die Vorzüge des stationären Handels, wie persönliche Beratung, Service oder die sofortige Mitnahme der Waren, neu zu entdecken“, sagte Westhagemann weiter.
CDU fordert ein 365-Euro-Ticket für Busse und Bahnen
Unterdessen gibt es Kritik von der CDU: „Ein kurzes Strohfeuer alleine wird die Öffis nicht wieder in die Spur bringen. Dafür sitzt die coronabedingte Verunsicherung viel zu fest in den Köpfen der Fahrgäste. Vielmehr müssen der Tarifdschungel endlich dauerhaft gelichtet und die Preisgestaltung nachhaltig kundenfreundlicher werden“, sagte CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker.
Seine Forderung: „Unser Vorschlag eines 365-Euro-Tickets für Busse und Bahnen ist vor diesem Hintergrund aktueller denn je.“
"Nachhaltiger wäre eine dauerhafte Senkung der HVV-Preise"
In diesem Punkt sind sich die CDU und die Linke einig. „Die heute verkündeten einmaligen Aktionen sind schön. Nachhaltiger wäre eine dauerhafte Senkung der HVV-Preise und der Einstieg in der das 365-Euro-Jahresticket“, sagte Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke.
Für SPD-Verkehrsexperte Ole Thorben Buschhüter steht fest. „Mit dem neuen Preispaket wird die Mehrwertsteuersenkung vollständig an die Hamburger weitergegeben. Das HVV-Abo-Ticket leistet bis zum Ende des Jahres deutlich mehr und ermöglicht künftig etwa Familienausflüge, wenn Familien mit bis zu drei Kindern auf einem einzelnen Ticket fahren können. Aber auch die Preisnachlässe bei Online-Tickets und die kostenfreien Samstage im November sind Lösungen, die Hamburgern zugutekommen.“