Hamburg. Raus aufs Brett und Stadt und Natur genießen. In diesem Sommer haben viele Hamburger das Stand-up-Paddling entdeckt.
Es ist ein besonderes Lebensgefühl, das viele Hamburger erleben wollen: Ruhig, fast meditativ übers Wasser gleiten und dabei viel für Körper und Geist tun. Die Hamburger sind aufs Suppen gekommen – auf das Stand-up-Paddling. Das Paddeln im Stehen boomt, auf der Alster stehen und paddeln die Menschen vor allem bei schönem Wetter in Massen auf ihren Brettern. Hamburgs Gewässer laden dazu ein, die Stadt aus einer neuen Perspektive zu entdecken. Das Abendblatt stellt SUP-Touren in Hamburg vor, die der Reisebuchautor Björn Nehrhoff von Holderberg in seinem neuen Buch „SUP Guide Hamburg und Umland“ zusammengestellt hat.
1. Billerhuder Insel: Vom Gartenidyll Billerhuder Insel Richtung City und zurück. Länge: acht Kilometer, Dauer: zwei bis drei Stunden.
Los geht unsere Tour mitten in der City, gleich am Anckelmannsplatz 1 hinter dem Bürogebäude Berliner Bogen. Ja, es ist ein seltsames Gefühl im Sommer mit Badeshorts und Flip-Flops über diese stark befahrene Kreuzung zu gehen mitsamt der SUP-Ausrüstung. Aber die Aussicht auf ein paar entspannte Stunden auf dem Wasser lässt einen die Scham schnell überwinden. Dort hinter dem auffälligen Bürogebäude steigen wir an einem kleinen Steg auf die Boards und gleiten links an schicken Hausbooten vorbei und die zweite wieder links in den Südkanal vorbei an Speichern, Lagerhallen und Wohnblöcken. Nicht schick, aber beeindruckend. Die Tour führt bis zum Rückerskanal. Dort biegen wir rechts ab und wieder rechts, um die Billerhuder Insel zu umrunden. Was für ein Erlebnis, vor allem wenn der Wind wie an diesem Tag auf einmal kräftig bläst und wir ganz schön gefordert werden.
Ansonsten verläuft die Tour sehr ruhig. Wir staunen über die vielen Gartenhäuschen und einfallsreich gestalteten Gärten der Gartenkolonie Billerhude 1921. Die Fülle an Motorbooten, die vor den Gärten liegen, lässt ahnen, dass es hier am Wochenende auf dem Wasser sehr voll ist. Zurück am Rückerskanal geht es die Zweite links in den Mittelkanal. Wer Kinder dabei hat oder selbst hungrig ist, kann am magischen M haltmachen. Die Fast-Food-Kette McDonald’s hat hier einen eigenen Steg: Bei McBoat können Supper über die Gegensprechanlage ihr Essen zum Bootssteg bringen lassen. Gestärkt geht es die letzten Meter weiter, bis wir wieder rechts abbiegen am Berliner Bogen.
Die Tour lässt sich auch andersherum paddeln. Dann ist der Ein- und Ausstieg östlich der Grünanlage Löschplatz in Höhe der Steinbeker Straße 4. Wer ein Board mieten möchte, kann das nach vorheriger Anmeldung bei Elbgänger SUP (www.elbgaenger-sup.de) und kann die Tour dort starten. Vom Löschplatz aus geht es links entlang die Bille stromaufwärts in den Rückerskanal und hinter einer Fußgängerbrücke wieder links in den Südkanal.
2. Alsterkanäle: Zwischen grüner Idylle und alter Industriekultur, Länge: neun Kilometer, Dauer: zwei bis drei Stunden.
Ein Evergreen unter den SUP-Begeisterten, die in den innerstädtischen Bezirken wohnen, ist eine Tour über die Alsterkanäle fast vor der eigenen Haustür. Ein- und Ausstieg ist an der Wiese am Stadtparksee gegenüber der Liebesinsel. Dort gibt es in der Nähe auch diverse Verleihe (www.sup-strand.de, www.sup-piraten.com, www.supperclub.de, www.supclubhamburg.de). Los geht’s an der Liebesinsel vorbei auf den Stadtparksee, einmal um den See. Im Blickfeld: die Festwiese und das Planetarium. Auf der Rückseite der Liebesinsel geht es unter einer Klinkerbrücke rechts über eine Verbindung in den Goldbekkanal. Hier ist es schön grün, teilweise dschungelartig, die Großstadt scheint weit entfernt zu sein. Hier kann es passieren, dass ein Alsterdampfer entlangfährt. Dann heißt es sich mit dem Board schnell ganz rechts einzuordnen. Ist der Dampfer vorbei, empfiehlt es sich Abstand zu halten wegen der stinkenden Abgase. Die Tour führt rechts bis zum Rondeelteich, um den herum sich prächtige Villen gruppieren.
Zeit, sich aufs Board zu setzen und eine Pause zu machen – so wie die vielen anderen an diesem Sonnabendmittag auf ihren Boards und in ihren Booten, mit Getränken und Musik. Vom Teich aus geht es in den Werftkanal und links in die Alster bis zur Mündung in die Außenalster an der Krugkoppelbrücke. An sonnigen Tagen herrscht hier Rush Hour, also aufpassen und schön rechts fahren. Weiter geht es links wieder zurück über den Rondeelkanal in den Goldbekkanal und rechts in den engen Mühlenkampkanal. Hunger? Die Burgerkette Peter Pane hat einen Steg, an dem man gemütlich vom Board aus Bestellungen aufgeben kann. Ein Muss für jeden Paddler, ob auf dem Board oder im Boot, ist natürlich ein Halt am Café Canale hinter der Brücke des Poelchaukamps. Hier gibt es Kaffee, Kuchen und Eis direkt aufs Wasser geliefert. Weiter geht es zur Bucht Langer Zug, der die Außenalster mit dem Osterbekkanal verbindet. Links weiter führt die Tour in den Osterbekkanal bis in den Barmbeker Stichkanal und den Goldbekkanal. Von dort sind es nur noch ein paar Paddelschläge bis zum Stadtparksee, in den wir, wie viele andere auch, an diesem heißen Tag reinspringen.
3. Alster-Oberlauf: Von Wohldorf nach Ohlsdorf durch den Wald. Länge: 15 Kilometer, Dauer: drei bis fünf Stunden.
Einstieg ist im Wald in der Nähe der Alsterbrücke Timmermannbrücke an der Straße Schleusenredder. Ausstieg: Fuhlsbüttel. SUP-Vermietungen: www.anleger-hamburg.de oder www.sup-co.com. Diese Strecke gleicht einer Dschungeltour. Hier ist der Fluss umgeben von alten Bäumen und viel Grün. Aber Achtung: Gelegentlich können Bäume im Weg liegen oder Steine. Ab und zu berühren die Paddel Steinplatten. Denn: Trotz der vermeintlichen Natürlichkeit wurde die Alster zu einem gewissen Grad kanalisiert. Vom Wasser aus kann man in die Gärten der großen Häuser schauen. An der Mellingburger Schleuse führt der Weg durch das ehemalige Schleusenbecken. Die Boards müssen einige Meter getragen werden, um dann wieder in die Alster einsetzen zu können.
Kurz vor Poppenbüttel wird die Alster zum Teich aufgestaut. Auch hier heißt es wieder: aussteigen und das Board tragen. Vorbei an der Burg Henneberg und dem Restaurant The Locks. Wieder auf der Alster wird die Strömung stärker, es wird rasanter. Achtung! Aufpassen, dass die Finnen nicht den Boden berühren. Ist die Alster zu flach, muss gegebenenfalls wieder umgehoben werden. Auf dem letzten Abschnitt wird die Alster tiefer und breiter. An einem Linksknick, wo von rechts die Susebek mündet, ist die Stelle zum Aussetzen an einer Holzbrücke. Ziel erreicht! Zurück zum Einstieg geht es mit dem Bus 179 bis zur S-Bahn-Station Poppenbüttel, dort umsteigen in den Bus 276 Richtung Ohlstedt und bis zur Haltestelle Wohldorf.
4. Wilhelmsburger Inselpark: über schmale Wasserläufe und Teiche, Länge: drei Kilometer, Dauer: eine Stunde.
Einstieg ist vom Bürgerhaus Wilhelmsburg aus jenseits der Mengestraße in den Kanal Rathauswettern, Ausstieg neben dem Bürgerhaus. Der Loop auf dem strömungsreichen Gewässer startet auf der anderen Seite des Bürgerhauses entlang des ehemaligen Wasserwerkes Wilhelmsburg. Dann muss die B 75 unterquert werden. Spannend! Und das geht aufgrund der niedrigen Decke nur im Sitzen, dabei muss man sich mit den Händen an den Wänden abstoßen und landet im Kuckucksteich. Parallel zur B 75 führt der Weg auf einem von Seerosen überwucherten Kanal, bis zu einem kleinen Wehr. Dort aussteigen und umtragen. In seinem SUP-Guide rät Autor von Holderberg: „Wem das Gestochere im Grünzeug zu anstrengend ist, dreht um und paddelt den Weg zurück.“ Ansonsten gehen die letzten Meter im Zickzack durch den Inselpark bis zum Ziel vor dem Bürgerhaus.
5. Dove- und Gose-Elbe: durch ruhige Wiesen- und Marschlandschaft, Länge: 19 Kilometer, Dauer: vier bis sechs Stunden.
Ein- und Ausstieg dieses Törns ist östlich des Eichbaumsees im Bereich des Wasserparks Dove-Elbe. Die große Flussrunde führt auf den ersten 30 bis 70 Metern auf einer breiten Dove-Elbe vorbei an der Hamburger Kleinwerft „Werft Allermöhe“, der Reitbrooker Windmühle. Rechts geht es dann durch die Dove-Elbe-Schleuse und wieder rechts in den Abzweig, in den Neuengammer Durchstich. Ein Teppich aus Seerosen erschwert das Paddeln. Und Vorsicht an den kleinen Brücken: Dort gibt es flache Betonschwellen. Außerdem verstecken sich in dem flachen Wasser immer mal wieder Äste. Treibhäuser zeigen das Ende des Kanals an, also nach rechts in die Gose-Elbe. SUP-Board-Vermieter „Paddel Meier“ bietet zur Belohnung einen frischen Kaffee. Hinter der immer geöffneten Reitschleuse geht es auf der Regattastrecke zum Ende der Tour.
Björn Nehrhoff von Holderberg, „SUP Guide Hamburg & Umland“, Thomas Kettler Verlag, 16,90 Euro