Hamburg. Möglichst viele Haushalte sollen regenerative Energie nutzen. „Blaupause für Städte in Deutschland“. Förderentscheid mit Spannung erwartet.

In 3500 Metern Tiefe unter der Elbinsel Wilhelmsburg liegt ein Schatz. Zumindest haben das seismische Untersuchungen ergeben. Kein Gold, kein Öl, sondern Wasser soll es dort im tiefen Hamburger Untergrund geben. Heißes Wasser. So heiß, dass damit einmal viele Wilhelmsburger mit regenerativer Wärme versorgt werden können, glaubt Michael Prinz, Geschäftsführer von Hamburg Energie.

Was der städtische Versorger rund um den Wilhelmsburger Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg – der heute als Energiebunker regenerative Energie liefert – plant, soll in der Geothermie Standards setzen und eine Blaupause für Norddeutschland werden.

„Wir haben für Wilhelmsburg gekämpft, weil wir dort sonst alles, was man sich an regenerativen Wärmequellen vorstellen kann, schon realisiert haben“, sagt Prinz. „Wir haben eine große Solarthermieanlage, wir haben Indus­trieabwärme, wir haben Biomethan-Blockheizkraftwerke, wir haben einen riesigen Warmwasserspeicher im Energiebunker. Uns fehlt eigentlich nur die Geothermie, um dieses erneuerbare Wärmekonzept einmal komplett an einem Standort zu leben.“

Entscheidung über Förderung in den kommenden Tagen

Genau dieses besondere Konzept ist eines von bundesweit 20, denen das Bundeswirtschaftsministerium im vergangenen Jahr im Rahmen eines sogenannten „Reallabors der Energiewende“ Förderung in Aussicht gestellt hat – aber das einzige Geothermieprojekt. Die Entscheidung über die Förderung soll in den kommenden Tagen fallen.

Und Förderung braucht es, denn bei der Geothermie gilt: Aller Anfang ist teuer. Etwa 17 Millionen Euro wird allein die erste Bohrung kosten, sagte Thomas-Tim Sävecke. Er ist Bereichsleiter Produktion bei Hamburg Energie und einer der Väter des Projekts, das mit dieser ersten Bohrung steht und fällt.

„Wir haben von da unten nur seismische Untersuchungen. Wir interpretieren bisher also nur die Daten, und wir müssen dort gewesen sein, um zu wissen, was da wirklich ist.“ Wird man fündig, braucht es eine zweite Bohrung. Zusammen liegt man dann schon bei rund 30 Millionen Euro.

Regenerative Energie für bis zu 50 Jahre

Vermutet wird in 3500 Metern 130 Grad heißes Wasser. „Das Wasser, das wir entnehmen, wird dem Boden wieder zugeführt. “ Deshalb die zweite Bohrung. „Und daher gibt es im Untergrund auch keine Veränderungen“, sagt Sävecke. Anders als bei Geothermieprojekten wie in Schwerin, wo man nur auf eine geringere Tiefe mit entsprechend geringer Temperatur gegangen sei, reichten die 130 Grad aus, um sie direkt zum Heizen oder zur Stromgewinnung zu nutzen.

„Wir gehen davon aus, dass so eine Geothermiebohrung zwischen 40 und 50 Jahre regenerative Energie liefert. Und wir erwarten eine thermische Leistung von mehr als zehn Megawatt.“ Da die Betriebskosten einer Anlage gering seien, sei die Wärme aus der Erde über die lange Laufzeit im Vergleich zu fossiler Erzeugung unschlagbar günstig und CO2-neutral.

2000 Haushalte werden bereits versorgt

Die im Sommer nicht benötigte Wärme soll in einem Aquiferspeicher gelagert und dann im Winter genutzt werden. Das Prinzip ähnelt dem der Erdwärmenutzung, nur dass hier einer Wasser führenden Gesteinsformation Wärme zugeführt wird. „Wir haben bei einem Pilotprojekt schon die Erfahrung gemacht, dass der Aquifer grundsätzlich funktioniert, und müssen ihn jetzt in Wilhelmsburg tatsächlich nur noch installieren“, sagt Sävecke.

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2000 Haushalte in Wilhelmsburg werden schon vom Bunker aus mit Wärme versorgt. Mit der Geothermie sollen möglichst viele Einwohner CO2-neutrale Wärme erhalten können, sagt Prinz. „Wir erschließen uns das Quartier mit regenerativer Nahwärmeversorgung. Und das ist das Besondere: Ein abgeschlossener Bereich mit Bestandsbauten und Neubauten – eigentlich ist Wilhelmsburg eine Blaupause für viele Städte in ganz Deutschland.“