Hamburg. Stiftung schlägt Alarm. Anlagen im Tierpark marode, Blockade in Geschäftsführung. Investitionsstau von 40 Millionen Euro.
Der traditionsreiche Tierpark Hagenbeck in Hamburg-Stellingen steckt in ernsten Schwierigkeiten: Weil die Eigentümerfamilie seit mehr als zehn Jahren einen erbitterten internen Streit führt, droht die denkmalgeschützte Anlage zu verfallen.
Nach Recherchen des Hamburger Abendblattes wären inzwischen Investitionen von mehr als 40 Millionen Euro nötig, um die Elefantenzucht sowie die Haltung von Giraffen und Riesenottern langfristig zu sichern. Die Stiftung Hagenbeck, die Spenden für den Tierpark sammelt, schlägt Alarm: „Wenn es nicht bald gelingt, zu einer Zusammenarbeit zurückzufinden, steht der Tierpark vor kaum noch zu bewältigenden Problemen“, sagt der Notar Dr. Rolf-Hermann Henniges, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes.
Tierpark Hagenbeck: Familienzweige blockieren sich
Bereits seit Jahren können nötige Sanierungsprojekte nicht mehr in Angriff genommen werden, weil sich die zwei Familienzweige blockieren. Prekär ist die Situation unter anderem im Bereich des Otterhauses, das baufällig ist und provisorisch abgestützt werden musste. Zudem genügen weitere Gehege in Größe und Zustand nicht mehr den Vorgaben von Bund und EU. Allein der Neubau eines Geheges, das die Haltung eines Elefantenbullen wieder erlaubt, dürfte mehr als 20 Millionen Euro kosten.
Die familieninterne Fehde wird vor allem von Claus Hagenbeck, direkter Erbe und Urenkel des Tierparkgründers Carl Hagenbeck, sowie seinem angeheirateten Neffen Joachim Weinlig-Hagenbeck geführt. Auch die Töchter beider Männer haben sich in leitender Funktion bekriegt. Mitarbeiter sprechen von einem vergifteten Klima im Tierpark.
Warum die Familien Hagenbeck streiten
Nachdem erst im April die bisherigen Geschäftsführerinnen abgelöst wurden, ist auch einer ihrer Nachfolger nicht mehr im Amt. Die Hoffnungen ruhen nun auf Annäherungen der Familienzweige. Geldreserven für einen Neustart sind laut Stiftung Hagenbeck vorhanden.
Der Streit bei Hagenbecks hatte sich an einer Geldforderung der Stadt öffentlich entzündet, aber bereits früher angebahnt. Nach Abendblatt-Recherchen standen sich beide Seiten in den vergangenen Jahren in mindestens 126 Gerichtsverfahren gegenüber. Dabei wurde auch um das Erbe von Hamburgern gestritten, die den Tierpark in ihren Testamenten bedacht hatten.