Hamburg.
„Die Sperrung des Jungfernstiegs ohne Konzept für Verkehrsströme und eine Aufwertung des Areals ist ein Schnellschuss des neuen Verkehrssenators“, sagte der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete David Erkalp. „Für den Einzelhandel in der City, dessen ohnehin schwierige Lage sich durch die Corona-Krise noch einmal deutlich verschärft hat, ist das gefährlich. Zumal das Vorhaben eine Mogelpackung ist, in Wahrheit wird nicht nur der Jungfernstieg, sondern damit auch das gesamte innenstädtische Areal zwischen Rathaus und Gänsemarkt de facto gesperrt.“
Genau umgekehrt argumentierte Heike Sudmann, Verkehrsexpertin der Linkspartei in der Bürgerschaft: „Ganze 500 Meter Sperrung für den Individualverkehr werden als großer Schritt verkauft. Statt ein Konzept für eine autofreie Innenstadt vorzulegen und dann Schritte zu planen, wird das Thema durch eine Einzelmaßnahme beerdigt.“
Auch aus dem Bezirk Mitte kam Kritik: „Der Jungfernstieg mit weniger Verkehr ist sicher eine Bereicherung für die Innenstadt“, sagte der CDU-Bezirksabgeordnete Roland Hoitz. „Aber das ist rein ideologisch motivierter Aktionismus mit der Brechstange. Die Planung darf nicht nur vom einen Ende der Straße zum anderen gehen.“ Daher brauche es ein Gesamtkonzept für den Ring 1. Auch FDP-Fraktionschef Timo Fischer hält nicht viel von den Plänen: „Die Ankündigung des Senators erfolgt Hals über Kopf. Das Geld, das er für ein Prestigeprojekt am Jungfernstieg ausgeben möchte, fehlt in den Stadtteilen.“ SPD-Fraktionschef Tobias Piekatz konnte sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Wir begrüßen die Umsetzung der verkehrlichen Neuordnung am Jungfernstieg. Zukünftig darf die Verkehrsbehörde aber auch gerne verstärkt die Wohnquartiere im Blick haben.“
Volker Tschirch, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes VMG, unterstütze zwar das Senatsvorhaben, die Innenstadt deutlich aufzuwerten. Das Thema Jungfernstieg sah er jedoch kritisch: „Die Herausnahme des Individualverkehrs vom Jungfernstieg ist eine Operation am offenen Herzen. Wir sind skeptisch, ob dies funktionieren wird.“ Er begrüße aber, dass alle Parkgaragen erreichbar bleiben.