Hamburg. Senat lehnt Forderung aus Bezirk Nord nach der Umgestaltung der sehr speziellen Einbahnstraße ab. Änderungen gibt es dennoch.
Die Sierichstraße und die Herbert-Weichmann-Straße gehören zu den bekanntesten Straßen Hamburgs, denn sie sind ein bundesweites Unikat: Eine zweispurige Einbahnstraße, die bis 12 Uhr mittags nur stadteinwärts befahren werden darf und ab 12 Uhr nur stadtauswärts. Für ortskundige Autofahrer sind sie eine praktische Möglichkeit, im morgendlichen Berufsverkehr einigermaßen flott in die Stadt und nachmittags oder abends wieder heraus zu gelangen.
Für alle anderen Verkehrsteilnehmer ist die schnurgerade Piste hingegen eine ziemliche Zumutung. Im nördlichen Teil existiert zwar stadteinwärts ein schmaler Radweg, doch der endet urplötzlich und schickt die Radler auf die Straße – vor 12 Uhr schon kein Vergnügen, danach lebensgefährlich, weil man in den Gegenverkehr gerät. Auf dem Fußweg weiter zu radeln, ist natürlich verboten und führt ebenfalls zu gefährlichen Konflikten mit Fußgängern, für die die Situation daher auch unbefriedigend ist.
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Sierichstraße: Bezirk Nord wollte fahrradfreundliche Lösung
Grüne und SPD in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord hatten daher Anfang des Jahres in einem Antrag den Senat aufgefordert, den Straßenzug umzugestalten. „Ziel der Umgestaltung soll neben barrierefreien Fußwegen eine Radverkehrsführung sein, die so attraktiv ist, dass zukünftig keine Radler*innen mehr auf den Gehwegen anzutreffen sind“, hieß es in dem Antrag.
Doch daraus scheint nichts zu werden. Jedenfalls hat der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Götz Wiese klargestellt: „Zum gegenwärtigen Stand der Planung werden keine Änderungen an der Rad- und Gehwegführung im Bereich der Sierichstraße erfolgen. Die teilweise vorhandenen baulichen Radwege in der Sierichstraße werden in die Planung eingebunden und nicht verändert. Die Fahrbeziehungen in der Sierichstraße und der Wechselverkehr werden im Zuge dieses Projektes ebenfalls nicht verändert.“
Keine neuen Radwege geplant
Wiese ist darüber erfreut: „Es ist gut, dass der Senat jetzt die grün-rote Koalition im Bezirk Nord einhegt: Der Richtungswechsel auf der Sierichstraße bleibt so erhalten, wie er sich seit Jahrzehnten bewährt hat. Damit wird eine wesentliche Forderung der CDU für die Sierichstraße erfüllt.“ Aus seiner Sicht gibt es für Radler ohnehin keine Notwendigkeit, die Sierichstraße zu nutzen: „Fahrradfahrer können in unmittelbarer Nachbarschaft weiter auf dem Leinpfad fahren“, sagt Wiese.
Eine Verbesserung der Situation für Radfahrer und Fußgänger an der Sierich- und der Herbert-Weichmann-Straße soll es dennoch geben. Nördlich der Maria-Louisen-Straße seien die vorhandenen Radwege bereits instandgesetzt worden, schreibt der Senat und fügt hinzu: „In den übrigen Bereichen sind Radverkehrsanlagen im wesentlichen nicht vorhanden und die Fußwege teilweise sanierungsbedürftig. Die aktuellen Radverkehrsanlagen und Fußwege entsprechen daher nicht mehr dem Stand der Technik und müssen deswegen erneuert werden.“
Entstehen also doch neue Radwege? Nein, heißt es dazu auf Nachfrage aus der Verkehrsbehörde. Das Wort „erneuern“ beziehe sich nur auf die vorhandenen Anlagen. Im übrigen gelte die Antwort in der Anfrage: „Aktuell liegen keine Planungen vor.“