Hamburg. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist in Hamburg wieder zweistellig. Die Gesundheitsbehörde sieht einen Zusammenhang mit Rückkehrern aus Risikogebieten. Zum Ende der Sommerferien soll es eine kostenlose Testmöglichkeit am Flughafen geben.
Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten sollen sich künftig gleich nach ihrer Ankunft auf dem Hamburger Flughafen testen lassen können. Eine entsprechende Regelung für alle größeren deutschen Flughäfen beschlossen die Gesundheitsminister der Länder und des Bundes am Freitag in einer Telefonkonferenz, wie ein Sprecher von Hamburgs Senatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte. Mit dem kostenlosen Angebot werde die Möglichkeit geboten, die sonst vorgeschriebene 14-tägige Quarantäne zu umgehen. Außerdem erhielten die Behörden so ein klareres Bild, wer mit Covid-19-Symptomen nach Deutschland zurückkehre. Die Kosten teilen sich Bund und Länder.
Eine Sprecherin des Helmut-Schmidt-Flughafens konnte noch keine Einzelheiten zur geplanten Testeinrichtung sagen. Man unterstütze das Vorhaben und werde in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Gesundheitsamt den Standort der Testeinrichtung und die Rahmenbedingungen klären.
Die Testmöglichkeiten sollen so schnell wie möglich geschaffen werden. "Wir blicken mit einiger Besorgnis auf die Frage der Reiserückkehrer", sagte der Sprecher der Sozial- und Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich. In Hamburg enden die Sommerferien am 5. August. Das Gesundheitsamt meldete am Freitag 16 neue Fälle, am Vortag waren es 24 gewesen. "Wir gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang mit Reisen in Risikogebiete gibt", sagte Helfrich.
Er appellierte an Rückkehrer aus offiziellen Risikoländern - dazu gehören etwa die Türkei, Russland oder Serbien - , sich an die Vorschriften zu halten. Sie müssten sich entweder testen lassen oder zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Bei Verstößen drohten pro Person bis zu 10 000 Euro Bußgeld. Bereits nach den Schulferien im März hätten Rückkehrer aus Hotspots wie dem österreichischen Skiort Ischgl für höhere Fallzahlen in Hamburg gesorgt.
Unterdessen vereinbarten die Schulbehörde und die Kassenärztliche Vereinigung, dass sich alle Hamburger Lehrer nach dem Beginn des neuen Schuljahres kostenlos testen lassen können. Das Angebot richte sich auch an alle anderen Beschäftigten der Hamburger Schulen wie Erzieher, Sozialpädagogen und Sekretärinnen, hieß es. Die knapp 25 000 Lehrer und Mitarbeiter hätten die Möglichkeit, sich auch ohne konkreten Verdacht auf eine Infektion mehrmals testen zu lassen. Die Kosten von zwei bis vier Millionen Euro werde die Schulbehörde tragen.
Von der Pandemie betroffen sind zurzeit auch eine Flüchtlingsunterkunft in Wandsbek und eine Pflegeeinrichtung im Stadtteil Bramfeld. In dem Pflegeheim seien nach einem ersten Fall drei weitere Infektionen festgestellt worden, sagte Helfrich. Die Untersuchungen seien aber noch nicht abgeschlossen, die Bewohner sollten mehrfach getestet werden. Ergebnisse würden erst in der kommenden Woche vorliegen. Das gelte auch für die Flüchtlingsunterkunft mit 277 Bewohnern. Beide Einrichtungen stehen unter Quarantäne.
Um Verstöße gegen die Corona-Abstandsregeln durch Feiernde zu verhindern, plant die Polizei am Wochenende verstärkt Kontrollen, wie Helfrich sagte. Der Senat bereite eine neue Allgemeinverfügung vor, nach der die Bezirke von kommender Woche an den Alkoholverkauf in einer Straße oder einem Stadtgebiet für eine bestimmte Zeit verbieten können. Bislang ist das nur bei konkreten Verstößen möglich, und das Verbot betrifft dann auch nur die jeweilige Verkaufsstelle.
Helfrich appellierte an die Bürger, sich auch am Wochenende an die Abstandsregeln zu halten. Es bestehe nach wie vor ein Grundrisiko, Menschenmassen mit vielen Alkoholisierten stellten eine besondere Gefahr für Ansteckungen dar. Auf der Großen Freiheit an der Reeperbahn und im Schanzenviertel hatte es an den vergangenen Wochenenden zum Teil so dichtes Gedränge gegeben, dass die Polizei einschritt.