Hamburg. Achterbahnsommer? Schaukelsommer? Tatsächlich erlebt die Stadt nur einen weiteren Standardsommer. Sagen die Meteorologen...

Es sind Worte, die hochsommerverwöhnte Hamburger in den vergangenen zwei Jahren niemals hörten: Statt von Rekordsommer und Hitzerekorden ist in diesen Tagen, da der Sommer 2020 zur Hälfte passé ist, von „Schaukelsommer“, „Zickzackkurs“ und „Achterbahnsommer“ die Rede. Schuld daran tragen solche imposanten Tiefs mit Namen wie „Yvonne“, die Regen und relativ kühle Temperaturen im Wolkengepäck haben.

Oliver Weiner, Meteorologe beim Regionalen Klimabüro des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Hamburg, hat auf Abendblatt-Anfrage die Wetterdaten aus der ersten Hälfe des diesjährigen meteorologischen Sommers analysiert (1. Juni bis 16. Juli). Ob Sonnenscheindauer, Niederschlag, Temperaturen – „alles zusammengefasst haben wir derzeit einen absolut durchschnittlichen Hamburger ‚Standardsommer‘“, sagt er.

Sommer in Hamburg: Temperaturen sind Mittelmaß

Was die Landwirte erfreut und die Natur aufatmen lässt, bringt allerdings passionierte Sonnenanbeter im Juli an den Stränden zum Bibbern. Kaum verwöhnt die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen die ferienfrohen Urlauber, schieben sich binnen kurzer Zeit dunkle Wolken davor. Sommer geht anders, könnte man nur am Mittelmeer sein. Immerhin schien der Himmelskörper im Juni länger als im Folgemonat. In List auf Sylt beträgt die Sonnenscheindauer bislang 369,1 Stunden, in Hamburg 357,5 Stunden.

Die Temperaturen sind entsprechend Mittelmaß: Der Juni war in Hamburg etwa 2,1 Grad zu warm, der Juli bislang etwa 1,7 Grad zu kalt im Vergleich zum langjährigen Mittel von 1961 bis 1990. Deutschlandweit liegt die bislang erreichte Sommertemperatur 2020 bei 16,8 Grad; in Hamburg sind es 16,7 Grad, was genau in der Norm von 16,3 Grad liegt.

Einzelne Hitzetage sind in diesem Sommer die Ausnahme

Mehr will die tiefdruckverwöhnte Jahreszeit offenbar nicht leisten. Deshalb gab es von Juni bis zum gestrigen Freitag nur zwei Tage, an denen es mal heißer als 30 Grad war: Am 26. und 27. Juni wurden an der DWD-Wetterstation Hamburg-Fuhlsbüttel jeweils 30,6 Grad gemessen. „Bislang“, sagt Oliver Weiner, „hatten wir neun Sommertage mit mindestens 25 Grad.“ Wer es heißer mag, sollte sich an die beiden vergangenen Sommer 2018 und 2019 erinnern. Da war es insgesamt gut 2,5 Grad wärmer. Am 25. Juli 2019 zeigte das Thermometer an bundesweit mehr als 20 Wetterstationen 40 Grad und mehr an. Im gesamten meteorologischen Sommer 2019 (1. Juni bis 31. August) zählten die Experten in Hamburg 34 Sommertage mit mindestens 25 Grad Celsius und zwölf Hitzetage mit mindestens 30 Grad. Im Supersommer 2018 gab es sogar 43 Sommertage und 15 Hitzetage.

Und diesmal? Fehlanzeige. Beim Deutschen Wetterdienst heißt es dazu: Einzelne Hitzetage (Höchsttemperatur ab 30 Grad) seien im diesjährigen Sommer die Ausnahme. „An mehr als der Hälfte aller Wetterstationen stieg die Temperatur kein einziges Mal über die 30-Grad-Marke.“

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Der Sommer in Hamburg bleibt auf Schlingerkurs

Während also in den vergangenen Jahren Hitze und neue Temperaturrekorde für Schlagzeilen sorgten, hat in diesem Jahr ein „Wohlfühlsommer“ das Zepter übernommen. Er verwöhnt die heimische Flora hin und wieder mit Niederschlägen. Der bisherige Juli war in Hamburg so nass, dass das Maß jetzt bereits voll ist. Dagegen zeigte sich der Juni eher trocken. Der mit Abstand meiste Niederschlag binnen 24 Stunden fiel am 9. Juli mit einer Tagessumme von 24,7 Litern pro Quadratmeter. „Das entspricht gut einem Drittel der zu erwartenden Monatsmenge für Juli“, sagt Oliver Weiner.

Dass der Sommer 2020 in den nächsten Wochen seinen Schlingerkurs verlässt, ist kaum zu erwarten. Für die nächsten Tage wechseln sich ein Hoch namens Zebedäus mit dem nächsten Tief ab. Bis Sonntag verwöhnt Zebedäus den Norden mit viel Sonne und Temperaturen in Hamburg bis zu 27 Grad Celsius. Danach kommt, voraussichtlich von Blitz und Donner begleitet, von Norden aber schon wieder die nächste kühle Dusche. Die Temperaturen werden am Montag in Hamburg um gut zehn Grad fallen. Während der Südwesten Anfang der nächsten Woche nochmals bei Werten um die 30 Grad schwitzt, brauchen die Urlauber an der Nordsee bei 16 bis 20 Grad schon wieder einen Pulli, heißt es beim Deutschen Wetterdienst.

Von extremen Wetterereignissen wie einem Tornado, der 2006 und im Juni 2016 im Hamburger Osten eine Schneise der Verwüstung hinterließ, blieb die Hansestadt jedoch zum Glück verschont. Damals erreichte die sogenannte Windhose Spitzengeschwindigkeiten von rund 180 Kilometern pro Stunde. Die bislang höchste Windgeschwindigkeit dieses Sommers wurde am 5. Juni in Hamburg-Fuhlsbüttel mit 75 Kilometern pro Stunde gemessen. Stärker wehte der Wind höchsten bei lokal sehr begrenzten Ereignissen wie beispielsweise einem Gewitter Ende Juni.