Hamburg. Der Bee-Gees-Klassiker und das Eingreifen von Alexandra Momberg retteten einem Autofahrer (79) das Leben.

Einem Song der Bee Gees und vor allem Alexandra Momberg hat ein 79 Jahre alter Mann sein Leben zu verdanken. Die 22-Jährige reanimierte den Autofahrer, der leblos hinter dem Steuer zusammengesackt war, zum Song „Stayin’ Alive“. Ihr mutiges Eingreifen, da sind sich die Ärzte aus dem Krankenhaus Harburg sicher, hat ihm das Leben gerettet. Der 79-Jährige konnte nach mehreren Tagen auf der Intensiv- auf eine normale Station verlegt werden.

Am Sonnabendvormittag war die 22-Jährige zur Lebensretterin geworden. „Ich war mit meiner Schwester und mit meiner Nichte unterwegs“, erzählt Alexandra wenig Tage später. Die drei jungen Frauen waren gerade in der Haakestraße, als ein roter Polo von der Straße abkam, gegen geparkte Autos rollte und seitlich neben einem Baum stehen blieb. „Wir haben ein lautes Geräusch gehört und dann den Wagen gesehen. Der Wagen stand so, dass die Fahrertür blockiert war. Wir haben erst noch einen Witz über die Situation gemacht, weil es ja kein schwerer Unfall war“, sagt Alexandra. Dann haben sie den zusammengesackten Fahrer hinter dem Lenkrad gesehen. „Auch ein Mann von einem Kiosk kam. Wir haben dann festgestellt, dass die Türen verschlossen sind“, so Alexandra. „Der Mann ist dann erst mal wieder weggegangen. Meine Schwester wusste, dass bei alten VW Polos der Kofferraum meistens nicht verriegelt ist. Das war auch so.“

Als Altenpflegerin kennt sie einige Tricks

Die 22-Jährige kletterte durch den Kofferraum ins Fahrzeug. „Ich habe meine Hand am Sitz vorbeigeschlängelt und die Beifahrertür von innen aufbekommen“, sagt sie. Dann stieg sie auf den Beifahrersitz und schnallte den leblosen Fahrer ab. „Da war dann auch wieder der Mann, der zuerst da war. Er war wirklich groß und kräftig. Aber er hatte es nicht geschafft, den Mann aus dem Wagen zu ziehen. Der hat das einfach nicht auf die Kette bekommen.“ Alexandra schon.

Die junge Frau, die als Vierjährige mit ihren Eltern aus Polen nach Deutschland kam, ist Altenpflegerin. „Wir haben unsere Tricks. Wir müssen ja auch oft schwere Personen heben“, sagt sie. „Ich habe ihn hinten an der Hose gepackt und rausgezogen. Die anderen haben noch geholfen, weil sich die Beine des Mannes am Schaltknüppel verhakt hatten.“ Auf der Straße machte sie den Oberkörper des Mannes frei. „Ich hab dann die Atmung und den Puls überprüft. beides war nicht vorhanden“, so Alexandra.

Ihre Schwester hatte schon mit dem Rettungsdienst telefoniert, sie übergab dann Alexandra das Telefon. „Die sagten dann, dass mit der Herzdruckmassage angefangen werden muss. ich hatte eigentlich Angst und denen das auch am Telefon gesagt“, sagt die 22-Jährige. „aber dann habe ich es einfach gemacht.“

Lob von den Polizisten

Da kamen die Bee Gees ins Spiel. „Vor zwei Wochen hatte ich einen Auffrischungskurs, bei dem echt klasse erklärt wurde, wie man es am besten macht. Da wurde empfohlen zum Rhythmus von ,Stayin’ Alive‘ zu pumpen. Ich habe beim Reanimieren die ganze Zeit nur an dieses Lied gedacht.“ Als zuerst die Polizei kam, sei sie schon „ziemlich am Ende’“ gewesen, sagt Alexandra. „Es ist so anstrengend zu reanimieren. Ich hab dann noch weitergemacht, bis der Rettungswagen kam.“

Die Notfallsanitäter übernahmen. Noch eine halbe bis dreiviertel Stunde, so schätzt die 22-Jährige, sei der 79-Jährige vor Ort reanimiert worden, bevor er ins nahe Krankenhaus Harburg kam. „Die Polizisten haben noch gesagt, dass ich es gut gemacht habe. Ich hab dann erst mal meine Mama angerufen.“ Für die 22-Jährige war es eine belastende Situation. „Es war ja ungewiss, ob der Mann überhaupt überlebt.“

Polizeidirektor war begeistert von ihrer Leistung

Wenige Tage später kam ein Anruf aus dem Krankenhaus. Ein Oberarzt sagte, dass der 79-Jährige noch auf der Intensivstation liegt und dass er höchstwahrscheinlich nicht ohne die schnelle Reanimation überlebt hätte. „Ich hatte eigentlich gar keine echte Lust auf den Auffrischungskurs, weil ich immer dachte, dass ich das sowieso nie machen muss“, sagt Alexandra.

In den Tagen danach riefen viele Menschen bei Alexandra Momberg an. Einer war Dirk Noetzel, Chef der Polizeiwache Harburg. „Ich bin wirklich begeistert von der Leistung“, sagt der Polizeidirektor, der mit der 22-Jährigen eine Führung durch die Polizeiwache machte. „Das war echt stark.“ Sie erwarte eigentlich, dass das „jeder macht“, sagt Alexandra. „Es könnten ja auch deine Mutter oder dein Vater sein, die auf eine solche Hilfe angewiesen sind.“