Hamburg. Kaum Neuinfektionen im Norden. Bereitschaft zu Corona-Impfung sinkt. Viele Landgasthöfe von Insolvenz bedroht.
Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Hamburg steigt weiterhin nur gering an. Am Sonnabend und Sonntag gab es jeweils einen weiteren Corona-Fall. Dafür registriert die Hamburger Polizei mehr Fälle von häuslicher Gewalt während der Corona-Krise registriert. Das ist nicht überall der Fall. So stagnierten in Schleswig-Holstein die registrierten Fallzahlen auf niedrigem Niveau. In Niedersachsen sind die Zahlen sogar rückläufig.
In Niedersachsen können Gefangene, die wegen nicht gezahlter Geldstrafen im Gefängnis sitzen, nicht auf dauerhafte Haftverschonung aufgrund der Corona-Pandemie hoffen. Ein Gnadenerlass nach Berliner Vorbild ist nicht geplant. Niedersachsen hatte allerdings aufgrund der Corona-Pandemie die Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafen ausgesetzt.
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Lesen Sie hier alle Nachrichten zu Corona am Sonntag, 12. Juli:
- Umfrage: Bereitschaft zu Corona-Impfung sinkt
- Wegen Corona: Kirchengemeinde Süsel bietet Solo-Konfirmationen
- Zwei weitere bestätigte Corona-Fälle am Wochenende in Hamburg
- Häusliche Gewalt in Corona-Zeit steigt nicht überall
- Niedersachsen verzichtet auf Corona-Gnadenerlass
- Tschentscher: Corona-Krise hat die Regierungsbildung schwieriger gemacht
- Prostituierte demonstrieren auf dem Kiez für Bordellöffnung
Corona-Pandemie: Polizei sperrt Steinhude für Tagesbesucher
Die Polizei hat Steinhude am Steinhuder Meer (Niedersachsen) am Sonntag für Tagestouristen gesperrt. Ab Mittag waren die Parkplätze belegt, und die wegen der Corona-Pandemie vorgeschriebenen Abstände konnten nicht mehr eingehalten werden, sagte ein Sprecher der Polizei Wunstorf. Die Beamten hatten zunächst mit Lautsprecherdurchsagen darauf hingewiesen, dass die Besucher Abstand halten sollen.
Die Warteschlangen an den Verkaufsständen im Ort seien jedoch immer länger geworden, bis sich dann zu viele Menschen in Steinhude aufhgehalten hätten. Die Polizei stellte Sperren und Schilder auf und wies mit Durchsagen im Radio auf die Sperrung hin. Am späten Nachmittag entspannte sich die Lage wieder, da viele Gäste wegfuhren. Die Sperrung wurde aufgehoben.
Corona-Regeln: Viele Landgasthöfe von Insolvenz bedroht
Rund 80 Prozent der Landgasthöfe sind nach Ansicht des Hotel- und Gaststättenverbandes Niedersachsen (Dehoga) von einer Insolvenz bedroht. Das berichtet NDR 1 Niedersachsen. Jeder Betrieb, der nicht vom Tourismus oder vom Essen à la carte leben könne, stehe vor dem Aus, sagte Dehoga-Vizepräsidentin Birgit Kolb-Binder. Viele Landgasthöfe würden nur für Feiern gebucht, wegen der Corona-Pandemie dürften jedoch höchstens 50 Personen anwesend sein.
Diese Regelung hat das Land Niedersachsen bis Ende August verlängert. Deshalb gehen jetzt laut Kolb-Binder in vielen Landgasthöfen endgültig die Lichter aus. Der Rettungsschirm der Landesregierung über 120 Millionen Euro reiche nicht aus.
Allein im Weser-Ems-Gebiet seien 480 der 600 Betriebe bedroht. Viele hätten seit März gar nicht mehr geöffnet. Ältere Betreiber hätten aufgegeben und seien vorzeitig in Rente gegangen. Andere lebten inzwischen von Hartz IV, erklärte Kolb-Binder.
Umfrage: Bereitschaft zu Corona-Impfung sinkt
Die Bereitschaft zu einer Corona-Impfung ist einer Studie zufolge in Deutschland zuletzt gesunken. So sei der Anteil der Befürworter in den vergangenen drei Monaten von 70 auf 61 Prozent zurückgegangen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ am Sonntag unter Berufung auf eine Umfrage.
Die Universität Hamburg hatte in Kooperation mit Hochschulen anderer EU-Staaten Tausende Menschen in mehreren Ländern gefragt, wie sie zu einer Impfung gegen das Coronavirus stehen. Bislang gibt es eine solche Impfung nicht.
Besonders gering ist die Impfbereitschaft in Deutschland den Angaben zufolge mit 52 Prozent in Bayern, in Norddeutschland sei sie hingegen mit 67 Prozent deutlich höher. Ein Ost-West-Gefälle gebe es nicht.
Jonas Schreyögg, Leiter des Hamburg Center for Health Economics an der Uni Hamburg, sagte laut „Süddeutscher Zeitung“, dass es jedoch nur wenige Menschen gebe, die einen Impfstoff generell ablehnen. Ein großer Anteil derjenigen, die sich derzeit nicht impfen lassen wollen oder unsicher sind, würden dies mit Angst vor Nebenwirkungen oder Unklarheit zur Sicherheit des Impfstoffes begründen.
Wegen Corona: Kirchengemeinde Süsel bietet Solo-Konfirmationen
Trotz der Corona-Pandemie müssen Jugendliche der evangelischen Kirchengemeinde Süsel im Kreis Ostholstein nicht auf einen feierlichen Konfirmationsgottesdienst verzichten. Statt wie üblich in einer Gruppe werden die Konfirmanden in der Laurentiusgemeinde in Einzelgottesdiensten eingesegnet.
Die Idee sei ihm und seiner Kollegin beim Nachdenken darüber gekommen, wie man die Konfirmandenzeit trotz der Corona-Pandemie feierlich abschließen könne, sagte Pastor Matthias Hieber am Sonntag. Deshalb bekommt jetzt jeder der 29 Konfirmanden seinen eigenen Gottesdienst. Ein Vorteil sei dabei unter anderem, dass er mit seinen Predigten viel stärker auf jeden Einzelnen eingehen könne, als in einem herkömmlichen Konfirmationsgottesdienst.
Keine weitere Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein
In Schleswig-Holstein liegt die Zahl der offiziell erfassten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus weiterhin bei 3206. Das meldete die Landesregierung auf ihrer Homepage unter Berufung auf das Robert-Koch-Institut mit Stand vom Sonnabendabend - damit kam im Vergleich zum Vortag kein weiterer Fall hinzu.
Die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus Gestorbenen blieb bei 154. Rund 3000 der seit Beginn der Pandemie nachweislich mit dem Sars-CoV-2-Virus Infizierten - ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer - gelten inzwischen als genesen. In Krankenhäusern wurden zuletzt drei an Covid-19 Erkrankte behandelt.
Zwei weitere bestätigte Corona-Fälle am Wochenende in Hamburg
Am Wochenende sind in Hamburg zwei weitere bestätigte Coronavirus-Neuinfektionen registriert worden. Damit liegt die Zahl der seit dem Ausbruch der Pandemie infizierten Hamburger bei 5230, wie die Gesundheitsbehörde am Sonntag auf ihrer Internetseite mitteilte.
Etwa 4900 von ihnen sind nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen genesen. Die Zahl der Todesfälle in Hamburg blieb laut RKI bei 261. Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das lediglich Fälle berücksichtigt, bei denen die Corona-Infektion laut Obduktion auch todesursächlich war, geht unverändert von 231 Toten aus.
Mit 0,9 Neuinfizierten pro 100.000 Menschen in Hamburg in den vergangenen sieben Tagen liegt der Wert derzeit weit unter dem Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, ab dem der Senat über erneute Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beraten müsste. Das wäre bei 900 Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen nötig.
15 Corona-Infizierte aus der Stadt und dem Umland werden stationär in Hamburger Krankenhäusern behandelt, vier davon auf der Intensivstation.
Häusliche Gewalt in Corona-Zeit steigt nicht überall
Seit dem Beginn der Corona-Krise sind in einigen Bundesländern mehr Fälle von häuslicher Gewalt registriert worden. Das hat eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den zuständigen Ministerien und Behörden der Länder ergeben. Die ersten Zahlen zeichnen aber ein uneinheitliches Bild für die Gesamtsituation in Deutschland.
In Hamburg verzeichnete die Polizei in den Monaten Januar bis Juni 2020 eine höhere Zahl an Delikten im Bereich der Beziehungsgewalt (2252) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (1812). Sie rechne mit einer weiterhin steigenden Fallzahl, da Straftaten aus diesem Bereich des Öfteren mit Zeitverzug anzeigt würden.
In Schleswig-Holstein hat die Polizei seit Ausbruch der Corona-Krise im März keine relevante Zunahme von häuslicher Gewalt festgestellt. Die registrierten Fallzahlen stagnierten weiterhin auf niedrigem Niveau, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Allerdings sei im Blick auf die Zahl der angezeigten Fälle auch zu berücksichtigen, dass die Corona-Situation das Anzeigeverhalten beeinflusst. So gebe es weniger Sozialkontrolle durch Schule, Freunde, Verwandte, Ärzte und Betreuer.
Im ersten Halbjahr 2019 waren 2323 Fälle häuslicher Gewalt in die Polizeistatistik eingegangen, 27 mehr als im Jahr zuvor. 1839 Mal waren die Opfer weiblich. Auch aus den Frauenberatungsstellen liegen laut Innenministerium keine eindeutigen Zahlen bezüglich eines Anstiegs häuslicher Gewalt vor.
In Bremen verzeichnen die Frauenhäuser laut der Gesundheitssenatorin seit Mitte Juni eine erhöhte Nachfrage: Die Auslastung der Plätze liege derzeit bei über 100 Prozent.
Niedersachsen registrierte rückläufige Zahlen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Wie das Justizministerium Niedersachsen mitteilte, gab es von März bis Mitte Mai einen Rückgang der Fallzahlen um 11,7 Prozent.
Niedersachsen verzichtet auf Corona-Gnadenerlass
In Niedersachsen können Straftäter, die wegen nicht gezahlter Geldstrafen ins Gefängnis müssen, nicht auf dauerhafte Haftverschonung hoffen. Ein Gnadenerlass nach Berliner Vorbild sei nicht geplant, sagte Niedersachsens Justizministerin Barbara Havliza (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Im Gegenteil: Wer nicht zahlen kann, wird seit Ende Juni wieder dazu aufgefordert, seine Ersatzfreiheitsstrafe abzusitzen.
„Die Strafe für begangenes Unrecht mit einem Federstrich aus dem Ministerium zu beseitigen, das halte ich nicht für richtig“, sagte Havliza. „Hinter jeder Ersatzfreiheitsstrafe steht eine begangene Straftat, die in einem gerichtlichen Verfahren mit einer Geldstrafe geahndet wurde.“
Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) hatte vor kurzem einen Corona-Gnadenerlass für die Bundeshauptstadt verkündet, etwa 1000 Verurteilte können dort von einer Haftverschonung profitieren. Auch Niedersachsen hatte im Zuge der Corona-Pandemie die Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafen ausgesetzt, unter anderem, um die Einschleppung des Virus in Gefängnisse zu vermeiden.
Bislang gab es in Niedersachsen lediglich vier bestätigte Fälle von Covid-19-Erkrankungen in den Justizvollzugsanstalten, die Betroffenen sind inzwischen wieder gesund. Mittlerweile werden alle Verurteilten vor Haftantritt symptomunabhängig getestet, um auch künftig Infektion in Gefängnisse zu verhindern.
Tschentscher: Corona-Krise hat die Regierungsbildung schwieriger gemacht
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sieht in seinem neuen Senat den Beweis, dass Rot-Grün kein Auslaufmodell ist. Auch wenn Hamburg seit vergangenem Jahr das bundesweit letzte Land ist, dass von einem Zweierbündnis aus SPD und Grünen regiert wird, könne man „in solchen Entwicklungen aber auch eine Kehrtwende hinbekommen“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Die Corona-Krise habe die Regierungsbildung schwieriger gemacht, „weil die Auswirkungen der Krise doch sehr weitreichend sind, insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht“, sagte der Bürgermeister. „Andererseits war es auch leichter, weil klar war, dass wir uns jetzt nicht um Nebensachen kümmern dürfen, sondern uns auf die entscheidenden Zukunftsthemen konzentrieren müssen.“
Und die bekämen durch die umfangreichen Pakete zur Ankurbelung von Konjunktur und Wirtschaft nun einen besonderen Schub. „Wenn wir jetzt Milliarden investieren in Deutschland, dann sind es eben vor allem die Felder, in denen wir tatsächlich auch ohne Corona hätten vorankommen müssen.“ In Hamburg seien das beispielsweise Klimaschutz, Mobilität und Digitalisierung.
Das sind die Lockerungen der Corona-Auflagen für Hamburg:
- Privat können bis zu 25 Personen zu Feiern zusammenkommen, egal aus wie vielen Haushalten. Treffen in der Öffentlichkeit sind auf zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten begrenzt.
- Alle Kinder dürfen in einem eingeschränkten Regelbetrieb wieder die Kitas besuchen.
- Schulsenator Ties Rabe (SPD) geht davon aus, dass die Schulen nach den Ferien wieder ohne Mindestabstand in den Regelbetrieb gehen können.
- Unter Auflagen sind Veranstaltungen mit bis zu 1000 Teilnehmern im Freien und 650 Teilnehmern in Räumen zulässig.
- Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze dürfen Gäste beherbergen.
- Für größere Versammlungen gibt es keine Teilnehmerbegrenzung mehr. Es wird jeweils der Einzelfall mit Blick auf Hygiene- und Abstandsregeln geprüft.
- Die Lockerungen erfolgen unter Auflagen wie Abstands- und Hygienebestimmungen. Zudem gilt weiterhin die bundesweite Maskenpflicht in Handel und Nahverkehr.
Prostituierte demonstrieren auf dem Kiez für Bordell-Öffnung
Rund 400 Prostituierte und Bordellbetreiberinnen und -betreiber aus ganz Deutschland haben am Sonnabend auf der Herberstraße gegen das Verbot von Prostitution wegen der Corona-Pandemie demonstriert. Die Initiatoren argumentieren, dass andere "körpernahe Dienstleistungen" bereits wieder gestattet seien, nur Sexarbeitende litten weiter unter dem Corona-bedingten Berufsverbot. Zudem sei in vielen anderen europäischen Ländern Prostitution bereits wieder gestattet. Sie hielten Plakate in die Höhe mit Aufschriften wie: „Sexarbeit darf nicht durch Corona in die Illegalität abrutschen“ und „wir sind Hygieneprofis“.
Kundgebung auf St. Pauli für Öffnung der Bordelle
„Dass sich die jungen Leute in dieser Sache politisch engagieren, ist toll und es zeigt die Brisanz der Lage“, sagte Johanna Weber vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen. Die Sexarbeiterinnen und -arbeiter hätten sehr lange viel Verständnis für die Corona-Beschränkungen aufgebracht, doch so langsam schwinde die Geduld.
Das habe auch damit zu tun, dass in vielen Nachbarländern erotische und sexuelle Dienste bereits wieder erlaubt sind. „In der Schweiz ist Prostitution seit vier Wochen wieder erlaubt und es hat seitdem keine Corona-Fälle im Zusammenhang mit Bordell-Besuchen dort gegeben“, so Weber, die seit 27 Jahren in Hamburg als Prostituierte arbeitet.
Bereits im Mai hatte die Branche davor gewarnt, dass immer mehr Sexarbeiterinnen durch die andauernden Verbote in die Illegalität getrieben würden. Zudem sei Prostitution in verschiedenen europäischen Nachbarländern bereits wieder erlaubt. Auch Olivia Jones solidarisierte sich mit den Sexarbeiterinnen und nahm an dem Protest teil.
Coronavirus – die Bilder zur Krise:
Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen
- Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Hände waschen
- Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
- Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
- Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten