Hamburg. Für die Aktion „Seid nett zueinander“ erzählt ein Kreativ-Paar aus Hamburg, wie es Künstler in der Corona-Krise unterstützt.

Manche von uns wünschen sich vielleicht sogar von Zeit zu Zeit, unsichtbar zu sein. Für andere ist es existenzbedrohend, wenn sie nicht gesehen werden oder das, was sie erschaffen, verborgen bleibt. Für Kulturschaffende zum Beispiel, für Schauspieler, Autoren oder eben auch für Fotografen. Letztere waren, wie so viele, von der Corona-Krise hart getroffen. Null Aufträge, keine Ausstellungen, wenig Aussicht auf bessere Zeiten.

„Deshalb haben wir uns schon im März überlegt, ob wir die Werke einiger befreundeter Fotografen nicht doch für eine breite Öffentlichkeit zugänglich machen können“, sagen Karoline und Jan Gericke. Sie, studierte Journalistin, arbeitet hauptberuflich im Marketing einer Hamburger IT-Firma, er ist selbstständiger Kreativdirektor, hat schon Kampagnen für Rimowa, Audi und Heineken verantwortet.

Ehepaar gründete Designstudio mit Wow-Effekt

Gemeinsam hat das Ehepaar, das drei Jahre lang in Antwerpen gelebt hat, nach der Rückkehr nach Hamburg im vergangenen Jahr das Designstudio Amai gegründet. Aus Leidenschaft, so nebenbei. Und der Name? „Amai ist flämisch und steht für einen echten Wow-Effekt“, sagt Karoline Gericke. Und den, da ist sich das Paar sicher, erleben auch jene, die sich die außergewöhnlichen Motive anschauen, die insgesamt 17 junge aufstrebende Fotografen aus ganz Deutschland, darunter die Hamburger Kai-Uwe Gundlach, Holger Wild und Daniel Cramer, für das Projekt der Gerickes beigesteuert haben.

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Unter dem Motto „Life without art sucks“ (frei übersetzt: Ohne Kunst ist das Leben sinnlos) zeigen die Gerickes auf ihrer Internetseite www.amaistudio.de die insgesamt 34 Bilder und bieten sie noch bis Ende August als hochwertige Prints auch zum Kauf an – knapp 125 Euro kostet ein DIN-A4-Format, knapp 200 Euro die DIN-A3-Größe. Zehn Euro pro verkauftem Bild gehen als Spende an den Deutschen Kinderverein.

Einnahmen werden unter allen Fotografen gerecht geteilt

„Es spielt überhaupt keine Rolle, welches Motiv sich am besten und am häufigsten verkauft“, sagt Jan Gericke, der in der Lutherstadt Wittenberg aufgewachsen ist und an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert hat, ehe er für namhafte Werbeagenturen in Hamburg gearbeitet hat. „Die Einnahmen werden unter allen 17 Fotografen gerecht geteilt“, sagt der 43-Jährige. Reich werde mit der Aktion ohnehin niemand, sagt Karoline Gericke. „Darum geht es auch nicht. Wir möchten einfach nur ein Si­gnal setzen, dass Kunst auch in diesen Zeiten nicht vergessen wird“, sagt die 42 Jahre alte Österreicherin.

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Als sie am Anfang der Krise auf dem Balkon in Lokstedt, wo das Paar mit seinen beiden kleinen Töchtern wohnt, Beifall für Pflegepersonal und Ärzte spendeten, diskutierten die Gerickes im Anschluss über das Attribut „systemrelevant“. „Fast jeder hätte wohl gesagt: Nee, auf Künstler trifft das nicht zu“, sagt Jan Gericke. „Aber gleichzeitig guckt fast jeder Netflix, liest Romane oder zieht vielleicht Inspiration aus einem schönen Fotoband.“

Der Verkauf laufe ziemlich gut, dafür, dass sie für ihr Projekt so gut wie keine Werbung gemacht hätten. „Eigentlich haben wir nur in den sozialen Netzwerken und auf Instagram darauf hingewiesen.“ Besonders gefragt seien Daniel Suhres „Mandarinen“-Bild und das Motiv „Because I am a girl“ der Fotografin Julia Marie Werner.

Ende August vielleicht eine große Ausstellung der Bilder

Karoline und Jan Gericke träumen davon, vielleicht Ende August im Oberhafen, wo sie sich seit Kurzem mit der Filmproduktionsfirma Erste Liebe, die unter anderem durch Musikvideos sehr bekannt geworden ist, ein loftartiges Büro teilen, eine Ausstellung mit Sommerfest zu organisieren.

„Es wäre doch toll, wenn man die Bilder alle großformatig ausstellen würde und Kunstinteressierte aus der ganzen Stadt dort die 17 Fotografen auf Abstand kennenlernen könnten“, sagen Karoline und Jan Gericke.

So ein Finale, das wäre dann wohl „amai“, wie man in Antwerpen sagen würde.