Hamburg. Das kleine Hoftheater zeigt als erste Hamburger Bühne eine Adaption der ausgezeichneten TV-Serie. Premiere am 21. August.
Dieses Jubiläum hatten sich Petra Behrsing und Claudia Isbarn anders vorgestellt. Dennoch, in diesem Corona-Sommer besteht das von ihnen gegründete kleine Hoftheater 35 Jahre. Den Auftakt zum Geburtstag sollte im Frühling die Uraufführung des Stücks „Die Maria und der Mohamed“ von Folke Braband bilden.
Der Berliner Theatermacher hatte dem kleinen Hoftheater, bis 2006 in Wandsbek zu Hause und seitdem im Gemeindesaal der Martinskirche in Horn professionell etabliert, im Vorjahr Aufmerksamkeit beschert: Mit Brabands Stück „Herbstgold“ war das kleine Hoftheater bei den bundesweiten Privattheatertagen in Hamburg für den Monica-Bleibtreu-Preis nominiert. Intendantin Petra Behrsing spielte in der Komödie selbst mit, Regie führte Stefan Leonard.
„Der Tatortreiniger“ erhielt drei Comedy-Preise
Mit dem Schauspieler und neuem Co-Intendanten, der schon am Ohnsorg und im Schmidt Theater engagiert war, liefert das kleine Hoftheater trotz coronabedingter Verspätung einen Coup: In Horn feiert „Der Tatortreiniger“ Hamburger Bühnenpremiere. Leonards Adaption der Fernsehkultserie sollte schon im Juni herauskommen, nun wird das Stück am 21. August die Spielzeit 2020/21 eröffnen. Die Rechte hat der Berliner Henschel Verlag; er hatte ebensowenig etwas gegen Leonards Fassung einzuwenden wie die „Tatortreiniger“-Autorin.
Die selbst als Dramaturgin und Regisseurin tätige Ingrid Lausund hatte die Drehbücher unter ihrem Pseudonym Mizzi Meyer für die NDR-Serie geschrieben. Bis 2018 spielte Bjarne Mädel die Hauptrolle des Hamburgers Heiko „Schotty“ Schotte, der die Spuren und Rückstände menschlicher Leichen wegwischt. Mit TV-Regisseur Arne Feldhusen erhielten die Autorin und der Darsteller zwei Grimme-Preise, dreimal den Deutschen Comedy-Preis als Serie sowie den Deutschen Fernsehpreis 2019.
Regisseur Leonard vereint drei Folgen zum Bühnenstück
Doch wie aus nur jeweils knapp 30 Minuten langen Folgen ein Theaterstück kreieren? Die dialogstarken Fernsehepisoden hatten Kammerspielcharakter. Weil der Schwerpunkt des kleinen Hoftheaters ohnehin auf Komödien und Krimis liegt, fand Leonard hier mit seiner langjährigen Idee Anklang. Aus den 31 TV-Folgen entschied er sich für die drei Episoden „Nicht über mein Sofa“, „Sind Sie sicher?“ und „Pfirsich Melba“. Er schrieb ein vorlagentreues Textbuch – Überraschungen nicht ausgeschlossen.
In dieser Woche hat Leonard mit dem dreiköpfigen Ensemble begonnen zu proben. In dem Münchner Schauspieler Frank Piotraschke, einem gebürtigem Hamburger, glaubt der Regisseur, den richtigen Titelhelden zu haben.
Das kleine Hoftheater hat derzeit nur 54 Sitzplätze
Bis zu neun Eigenproduktionen zeigten Petra Behrsing und Claudia Isbarn im Hamburger Osten bisher pro Saison. Und nun? 90 Prozent ihrer 350 Abonnenten seien ihnen treu geblieben, zweimal 5000 Euro Soforthilfe haben die beiden Theater-Idealistinnen bis Ende Juni von der Kulturbehörde erhalten, für die weitere Zukunft Ausgleichszahlungen beantragt.
Die Zahl der Sitzplätze, bisher an kleinen runden Tischen, beträgt laut aktueller Verordnung statt 120 nur noch 54. Und dennoch: An ihrem Motto möchten Behrsing und Isbarn sowie ihre alten und neuen Mitstreiter festhalten: „Wo Theater Spaß macht.“ Nicht nur sauber, sondern rein.
„Der Tatortreiniger“ Premiere 21.8., 19.30, bis 20.9., jew. Fr/Sa/So, Das kleine Hoftheater (U Horner Rennbahn), Bei der Martinskirche 2, Karten: 25,-/23,-: T. 68 15 72; www.hoftheater.de