Hamburg. Hamburg hofft auf rege Inanspruchnahme der Corona-Hilfen. Tschentscher hält an Maskenpflicht fest: “Nerven behalten“.

In der Corona-Pandemie hoffen viele Menschen auf Immunität. Tests finden jedoch bei vielen Menschen kurz nach einer Infektion schon keine speziellen Antikörper mehr im Blut. Was heißt das für Herdenimmunität, Immunitätspässe und die Entwicklung von Impfstoffen? Tschentscher hält weiter an der Makenpflicht fest und in Schleswig-Holstein gibt es derweil einen neuen Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

Lesen Sie hier alle Nachrichten zu Corona am Mittwoch, 8. Juli:

Interaktive Karte: Coronavirus in Hamburg, Deutschland und weltweit

Hoheluft-Ost: Geschäft für britische Spezialitäten schließt

Ein weiteres Hamburger Geschäft muss während der Corona-Krise schließen: Das Kittel's im Lehmweg verkündete am Mittwoch seine Entscheidung. "Nach langen und sehr eigehenden Überlegungen" habe man sich entschlossen, den Laden für britische Spezialitäten in Hoheluft-Ost nach vier Jahren aufzugeben. Gründe dafür seien etwa die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen.

"Es ist nicht klar, ob wir euch in naher Zukunft das Shopping-Erlebnis bieten können, wie ihr und auch wir es gewohnt sind", so Alexander Kittel. Das Geschäft lebe gerade im Winter von "kuscheliger Enge" und persönlicher Beratung. Auch der Brexit sorge für Unsicherheit und stelle den Betreiber vor Herausforderungen bei der Warenbeschaffung.

Wendy Kittel verkauft bei Kittel’s am Lehmweg britische Spezialitäten. Sie sagt: „Ich schätze, die Produkte werden etwas teurer. Aber ich bin optimistisch, dass unsere Kunden uns treu bleiben.“ (Archivbild)
Wendy Kittel verkauft bei Kittel’s am Lehmweg britische Spezialitäten. Sie sagt: „Ich schätze, die Produkte werden etwas teurer. Aber ich bin optimistisch, dass unsere Kunden uns treu bleiben.“ (Archivbild) © HA | Marcelo Hernandez

Hamburg hofft auf rege Inanspruchnahme der Corona-Hilfen

Finanzsenator Andreas Dressel hofft auf eine rege Inanspruchnahme der neuen Corona-Überbrückungshilfen durch kleine und mittlere Hamburger Unternehmen. Er habe ein hohes Interesse daran, "dass sehr viele Anträge auch in Hamburg gestellt werden und wir von den 25 Milliarden Euro Bundesgeld auch einen hohen Anteil zielgerichtet an die Elbe leiten können", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch zum Start des neuen Hilfsprogramms des Bundes. Anträge können nur online bis zum 31. August gestellt werden. "Man muss auch schnell dabei sein", mahnte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos).

Mit den nicht zurückzuzahlenden Überbrückungshilfen soll kleinen und mittelständischen Firmen mit unter 250 Mitarbeitern geholfen werden, die weiter erhebliche Umsatzeinbußen durch Corona haben. Die Zahlungen sind je nach Umsatzausfall gestaffelt. Erstattet werden fixe Betriebskosten wie Mieten und Pachten bis zu einem Betrag von 150.000 Euro. Die Hilfe soll für die Monate Juni bis August gewährt werden - für Branchen wie das Hotel- und Gaststättengewerbe, Clubs und Bars, Reisebüros und Schausteller, aber auch gemeinnützige Unternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Jobverlust nach WhatsApp-Scherz über Corona-Regeln

Ein scherzhaft gemeintes Selfie über die Corona-Regeln hat einen Arbeitnehmer aus dem Kreis Osnabrück den Job gekostet. Beide Parteien einigten sich am Mittwoch auf einen Vergleich, sagte der Sprecher des Arbeitsgerichts Osnabrück, Thomas Schrader. Demzufolge verliert der Mann zum 31. August seinen Job und wird bis dahin unter Fortzahlung seines Lohns und Abfeierns seines Resturlaubs freigestellt. Als Abfindung bekommt er einen Monatslohn in Höhe von 2000 Euro. Der Arbeitgeber wollte ihn ursprünglich fristlos kündigen, der Arbeitnehmer hätte eine Abmahnung als ausreichend empfunden. (Az.: 2 Ca 143/20)

Der Mitarbeiter der Firma aus Bissendorf hatte am 23. März ein Selfie von sich und fünf weiteren Männern bei WhatsApp gepostet, die in enger Runde auf dem Boden zusammensaßen und zum Teil Karten spielten. Dazu lautete die Bildunterschrift: „Quarantäne bei mir“, zusammen mit einem Tränen lachenden Smiley.

Kurz zuvor hatte der Arbeitgeber eine Betriebsversammlung zu Covid-19-Sicherheitsbestimmungen abgehalten, um seine 25 Mitarbeiter vor einer Infektion zu schützen. Aus Sicht des Arbeitgebers habe der Mitarbeiter damit gezeigt, dass er die Corona-Hygieneregeln nicht ernst nehme, was auch Risikopersonen im Betrieb gefährde. Daher habe das Unternehmen kein Vertrauen mehr in ihn, sagte Schrader. Der Arbeitnehmer, der seit März 2018 bei der Firma arbeitete, hatte das Selfie als Scherz bezeichnet. Die Aufnahme sei Anfang März, also vor Inkrafttreten der Corona-Regeln, entstanden.

Schutzmasken-Spende aus China für Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein hat von seiner chinesischen Partnerregion Zhejiang eine Spende von 10.000 FFP-2-Schutzmasken bekommen. Die Staatskanzlei sprach am Mittwoch angesichts der Corona-Pandemie von einem „Zeichen der Solidarität und Freundschaft in einer schwierigen Zeit“. Staatskanzleichef Dirk Schrödter nahm die Masken symbolisch in Empfang.

„Mit der Region Zhejiang pflegen wir bereits seit 34 Jahren eine stabile und erfolgreiche Partnerschaft“, sagte er. Wie gut solche Partnerschaften funktionieren, zeige sich vor allem in Krisenzeiten. Schrödter ist Co-Vorsitzender der gemeinsamen Förderkommission. Eine für April vorgesehene Reise in die Partnerregion musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hält an der Maskenpflicht fest.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hält an der Maskenpflicht fest. © Michael Rauhe

Tschentscher hält an Maskenpflicht fest: "Nerven behalten"

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich für eine Beibehaltung der Maskenpflicht zumindest bis zum Ende der Reisezeit ausgesprochen und vor dem sogenannten „Cornern“ gewarnt. Es gehe darum, das in der Corona-Krise erreichte niedrige Infektionsgeschehen nicht zu gefährden, sagt der SPD-Politiker am Mittwoch im Sommerinterview des Senders NDR 90,3. „Abstand halten, die Maske tragen da, wo es mit den Abständen nicht geht: Das sind die beiden wichtigsten Maßnahmen, die wir jetzt noch aufrechterhalten.“

Zunächst müssten die Auswirkungen der jüngsten Lockerungen und die Rückkehr der Sommerurlauber abgewartet werden. „Viele fahren ja dann doch irgendwohin, wo wir nicht ganz sicher sind, wie die Virusverbreitung dort ist“, sagte Tschentscher. „Ich kann mir vorstellen, dass wir einen weiteren Lockerungsschritt machen, aber nicht vor Ende August.“ Zunächst gelte daher, „die Nerven zu behalten, auch wenn es lästig ist, die Maske zu tragen in Bus und Bahn und beim Einkaufen.“

Urlaub 2020: Interaktive Karte:

Tschentscher warnte auch vor massenhaften Ansammlungen vorwiegend junger Leute an warmen Sommerabenden auf öffentlichen Plätze in den Szenevierteln. „Das ist - wie wir in anderen Bundesländern sehen - eine Gefahr. Es kann sehr schnell zu einer Virusverbreitung dabei kommen.“ Alkoholverbote seien hier ein sehr wirksames Mittel. „Die jungen Leute wollen dann da Bier trinken im öffentlichen Raum. Und wenn sie das nicht gekühlt irgendwo bekommen, dann funktioniert eben dieses Cornern nicht so wie sie sich das vorstellen.“

Sechs neue bestätigte Corona-Fälle in Hamburg

In Hamburg hat es sechs weitere bestätigte Coronavirus-Neuinfektionen gegeben. Damit stieg die Zahl der seit dem Ausbruch der Pandemie infizierten Hamburgerinnen und Hamburgern auf 5228, wie die Gesundheitsbehörde am Mittwoch auf ihrer Homepage mitteilte. 4900 von ihnen werden nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen angesehen.

Covid-19-Studien legen nahe, dass Menschen nach einer Corona-Infektion nicht automatisch immun sind (Symbolbild).
Covid-19-Studien legen nahe, dass Menschen nach einer Corona-Infektion nicht automatisch immun sind (Symbolbild). © picture alliance/dpa

Die Zahl der Todesfälle in Hamburg blieb laut RKI bei 261. Das Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das lediglich Fälle berücksichtigt, bei denen die Corona-Infektion laut Obduktion auch todesursächlich war, geht unverändert von 231 Toten aus. 14 Corona-Infizierte aus der Stadt und dem Umland werden stationär in Hamburger Krankenhäusern behandelt, davon unverändert 6 auf der Intensivstation (Stand Dienstag).

Wegen Corona: Lenny Kravitz sagt Konzert in Hamburg ab

US-Rockstar Lenny Kravitz hat wegen der Corona-Pandemie seine Konzerte in Berlin, Mainz und Hamburg abgesagt. Es werde vorerst keine Nachholtermine für seine „Here To Love-Tour 2020“ geben, wie sein Management am Mittwoch mitteilte.

Lenny Kravitz live in der Stadionsporthalle in Hannover im Jahr 2008 (Archivbild). Sein Konzert in Hamburg muss 2020 im Zuge der Corona-Krise ausfallen.
Lenny Kravitz live in der Stadionsporthalle in Hannover im Jahr 2008 (Archivbild). Sein Konzert in Hamburg muss 2020 im Zuge der Corona-Krise ausfallen. © picture alliance / Geisler-Fotopress

„Ich hatte mich darauf gefreut, für euch spielen zu können, aber eure Sicherheit sowie die meiner Band und Crew stehen an erster Stelle“, schrieb Kravitz auf Twitter. „Ich hoffe, euch alle bald in sicherer Umgebung wiederzusehen. Wir sind alle eins. Lasst uns zusammenhalten und lasst die Liebe regieren.“

Ticketbesitzer können sich für die Rückgabe ihrer Karten oder den Erhalt eines Gutscheines an die Ticketstelle wenden, bei der sie ihre Tickets erworben haben, hieß es in der Mitteilung.

Covid-19-Studien: Infektion bedeutet wohl nicht automatisch Immunität

Viele Studien deuten darauf hin, dass gerade bei Menschen, die nur wenige oder gar keine Symptome hatten, schon bald nach einer Corona-Infektion keine Antikörper im Blut mehr nachweisbar sind. Zwar ist noch unklar, was das für eine mögliche Immunität bedeutet. Doch die Beobachtungen wecken Zweifel an der Aussagekraft von Antikörper-Tests und an den derzeit diskutierten Immunitätspässen. Auch für die Entwicklung eines Impfstoffs wäre ein möglichst genaues Verständnis der Immunantwort auf Sars-CoV-2 zentral.

Die Immunantwort scheint bei Menschen uneinheitlich auszufallen. Grundsätzlich kann das Immunsystem etwa mit sogenannten T-Zellen auf Krankheitserreger reagieren. Manche T-Zellen aktivieren B-Zellen, die dann Antikörper bilden. Antikörper binden an bestimmte Merkmale von Erregern und können diese so inaktivieren.

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Auf den ersten Blick scheint das Vorhandensein spezieller Antikörper ein guter Hinweis auf eine frühere Infektion zu sein. Allerdings fand eine Untersuchung des Universitätsspitals Zürich bei Menschen mit milden oder asymptomatischen Verläufen keine sogenannten IgG-Antikörper im Blut. Diese sind wichtig für das Immungedächtnis - damit das Immunsystem bei erneutem Kontakt mit dem Erreger stärker und schneller reagiert. Die Studie ist bislang nur ein Preprint - ist also weder von Experten begutachtet noch in einem Fachjournal publiziert.

Entsprechend skeptisch sieht Thomas Jacobs vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) die Einführung von Immunitätspässen für Menschen, die eine Infektion mit Sars-CoV-2 hinter sich haben. Wissenschaftlich ist ohnehin nicht gesichert, dass die Präsenz von Antikörpern automatisch vor einer erneuten Infektion schützt. „Wir wissen generell noch nicht genau, wie Antikörper schützen“, stellt der Immunologe fest. Studien würden zwar einen solchen Schutz nahelegen, „aber wie hoch beispielsweise der Antikörper-Spiegel dafür sein muss, bleibt unklar“.

Fünf neue Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein – ein Toter

In Schleswig-Holstein hat sich die Zahl der offiziell erfassten Infektionen mit dem neuen Coronavirus um 5 auf 3194 erhöht. Das meldete die Landesregierung auf ihrer Webseite unter Berufung auf das Robert Koch-Institut mit Stand Dienstagabend.

Die Zahl der im Zusammenhang mit dem Virus Gestorbenen stieg nach einem Todesfall im Kreis Herzogtum Lauenburg auf 153. Rund 3000 der seit Beginn der Pandemie nachweislich mit dem Sars-CoV-2-Virus Infizierten gelten inzwischen als genesen. In Krankenhäusern wurden zuletzt fünf an Covid-19 Erkrankte behandelt.

Coronavirus – die Fotos zur Krise:

Otte-Kinast: Corona als Chance gegen Werkverträge

Für Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast ergibt sich aus der aktuellen Krise eine Möglichkeit, gegen Werkverträge vorzugehen. „Corona ist eine historische Chance“, sagte die CDU-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch). Sie sei absolut dafür und hoffe, dass das gelingt, sagte sie auf die Frage nach einem Verbot in der Branche. „Das ist ein unhaltbarer Zustand, was da in und um die Schlachthöfe passiert.“

Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) will ein Ampelsystem für Schlachthöfe einführen (Archivbild).
Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast © dpa

Die Ministerin kritisiert aber nicht nur die Fleischwirtschaft. „Es haben alle gewusst und lange weggeschaut, was da mit den Werkverträgen und den Arbeitern passiert“, sagte Otte-Kinast. Verbraucher müssten sich das ebenso wie Politiker auf allen Verantwortungsebenen vorwerfen lassen. „Auch wenn das erst einmal unangenehm ist. Jetzt muss Schluss damit sein.“

Der verheerende Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies in Nordrhein-Westfalen hat die Debatte um Arbeitsbedingungen in der Branche und den Billigfleisch-Konsum neu entfacht.

Wegen Corona: Zirkus Charles Knie eröffnet Freizeitpark in Einbeck

Die Corona-Pandemie trifft Zirkus-Unternehmen besonders hart: Viele sind während einer Tournee auf einem Festplatz irgendwo in Deutschland gestrandet, andere hängen in ihren Winterquartieren fest. Weil nicht absehbar ist, wann der Zirkus Charles Knie wieder auf Tour gehen kann, eröffnet er an diesem Freitag einen Freizeitpark an seinem Stammsitz in Einbeck-Volksen (Landkreis Northeim). Das parkähnliche, mehr als 50 000 Quadratmeter große Gelände sei dafür sehr gut geeignet, sagte Zirkuschef Sascha Melnjak.

Das Konzept von „Charles Knie's Circus-Land“ will er an diesem Mittwoch (11.00 Uhr) gemeinsam mit Rebecca Siemoneit-Barum vorstellen. Die Schauspielerin wuchs im Circus Barum auf, der vor dem Zirkus Charles Knie sein Winterquartier in Einbeck hatte. Der neue Freizeitpark mit exotischen Tieren, Zirkusshows und Streichelzoo soll bis zum 30. August mittwochs bis sonntags für Besucher geöffnet sein.

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