Hamburg. Zweifache Mutter soll Ehemann nach Syrien gefolgt sein und in einem Film für bewaffneten Kampf geworben haben.

Mit großem Sicherheitsaufwand, nicht nur wegen Corona, beginnt am 10. Juli vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht das Staatsschutzverfahren gegen Elina F (30). Ihr wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Die Mutter zweier Kinder soll in Propagandavideos der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) mitgewirkt und für den bewaffneten Kampf geworben haben.

Innerhalb von 15 Verhandlungstagen will die Generalstaatsanwaltschaft beweisen, dass die 30 Jahre alte Hamburgerin bereits ihrem Mann nach Syrien folgte, der Kämpfer des IS war. Ein paar Monate später soll sie im Jahr 2014 an einem Propagandavideo mitgewirkt haben, in dem sie mit einer Kalaschnikow, einem russischen Sturmgewehr, zu sehen ist. Darin wurde dazu aufgerufen, nach Syrien zu kommen und für den IS zu kämpfen. Zwar ist die Frau in dem Video verschleiert. Doch an der Stimme soll die Frau eindeutig identifiziert worden sein.

Paar wurde bereits frühzeitig vom Verfassungsschutz beobachtet

Die Generalstaatsanwaltschaft zeichnete den weiteren Weg der Frau nach. Das gelingt auch, weil das Paar bereits frühzeitig von amerikanischen und deutschen Sicherheitsbehörden, darunter der Verfassungsschutz, beobachtet wurde.

Nach dem Tod ihres Mannes im selben Jahr kam Elina F. in einem Frauenhaus des IS unter. Dort bekam sie Islamunterricht. Gegenüber einer Freundin in Hamburg, so Erkenntnisse der Anklage, hatte sie sich zum bewaffneten Kampf bekannt und auch angekündigt, ihr erstes Kind, das sie von ihrem getöteten Mann erwartete, im Sinne der Terrormiliz zu erziehen. Der Junge sollte zum „besten Kämpfer und Diener Allahs werden“. 2016 heiratete die Frau erneut. Sie lebte in Raqqa und bekam Geld vom IS. Dort wurde sie 2017 zum zweiten Mal Mutter. Als der IS immer mehr an Boden verlor, soll die Frau versucht haben mit Mann und Kindern in die Türkei zu flüchten. Dabei geriet sie noch vor der Grenze in die Fänge einer kurdischen Miliz und wurde im Nord-Irak im Camp „Ain Issa“ festgehalten.

Nach Offensive des türkischen Militärs kam es zur Auflösung des Camps

Nach der Offensive des türkischen Militärs im Nord-Irak kam es zur Auflösung des Camps. Die Frau wurde von türkischen Sicherheitskräften aufgegriffen und festgenommen. Mitte Januar 2019 schoben die türkischen Behörden sie mit ihren Kindern nach Deutschland ab. Noch in der Maschine nahmen Bundespolizisten die Frau kurz nach der Landung in Fuhlsbüttel fest. Ein Richter erließ Haftbefehl. Ihre beiden zwei und vier Jahre alten Kinder, die sie bei sich in der Maschine aus Istanbul hatte, kamen in die Obhut der Jugendbehörde.

An den IS war die heute 30-Jährige als Jugendliche in Hamburg durch ihren damaligen Freund geraten. Es war der Mann, den sie nach islamischem Recht heiratete und der später in Syrien getötet wurde. In Hamburg war Serkan E. einfach nur ein Krimineller, der im Rocker- und Rotlichtmilieu mitmischte. Als er 2012 wegen Beihilfe zum versuchten Mord angeklagt wurde – er war bei einer Schießerei zwei Jahre zuvor an der Eiffestraße dabei –, setzte sich die Frau mit dem Mann zunächst in die Türkei ab. Von dort ging das Paar nach Syrien.

Zum Islam war die damals junge Frau bereits vor ihrer Flucht aus Hamburg konvertiert. Sie galt als eifrige Verfechterin des radikalen Islam.