Hamburg. Ein Reinigungsunternehmer kassiert in der Corona-Krise fast 300.000 Euro Hilfen für Angestellte, die es gar nicht gibt.
Die Kripo ist in Barmbek einem groß angelegten Betrug mit Geld für Kurzarbeit auf der Spur. Beamte des Landeskriminalamts ermitteln gegen einen 31 Jahre alten Mann, der offenbar ganze Kolonnen von Reinigungskräften erfunden hat, um das Geld für die Wirtschaftsförderung zu kommen. Aufgeflogen ist der Betrug durch Meldungen von Verdacht auf Geldwäsche.
Bereits Mitte Juni waren der Financial Intelligence Unit (FIU) vom Zoll hohe Einzahlungen auf das Konto einer Gebäudereinigerfirma gemeldet worden. Unter anderem waren fast 300.000 Euro von der Bundesagentur für Arbeit überwiesen worden. Bei der Summe handelte es sich um Geld für 89 angebliche Angestellte, die das Unternehmen in Kurzarbeit geschickt haben will.
Die Firma ist ein Ein-Personen-Unternehmen
Eine Nachfrage ergab: Das Unternehmen, das erst im August vergangenen Jahres als GmbH gegründet wurde, beschäftigt gar keine Mitarbeiter. Tatsächlich ist lediglich der Geschäftsführer angemeldet. Die Firma ist demnach ein Ein-Personen-Unternehmen.
Die Staatsanwaltschaft erwirkte Durchsuchungsbeschlüsse. Auch ein sogenannter Vermögensarrest wurde beantragt. Er ist nötig, um Konten zu pfänden. Die wurden sofort „eingefroren“. Der 31-Jährige war offenbar ahnungslos, dass die Polizei gegen ihn ermittelt. In einem Forum beschwerte er sich noch über seine Bank, weil er wegen angeblicher „technischer Probleme“ keine Überweisungen durchführen und auch kein Geld abheben konnte. „Meine Mitarbeiter können kein Gehalt bekommen“, jammerte er dort, um dann „rechtliche Schritte“ gegen die Bank anzukündigen.
Kripo durchsuchte Wohnung des Geschäftsführers
Vergangene Woche schlug die Kripo zu. Beamte durchsuchten die Wohnung von Geschäftsführer Patrick I.. Auch seine Firma, die ihren Sitz in Bremen hat, wurde durchsucht. „Auf Konten konnten noch gut 130.000 Euro sichergestellt werden“, so ein Beamter. Der Rest der Wirtschaftsfördergelder sind verschwunden.
Der 31-Jährige bleibt zunächst auf freiem Fuß. Haftgründe gegen ihn lägen nicht vor. Die weiteren Ermittlungen werden im Landeskriminalamt in der Abteilung gegen Wirtschaftskriminalität geführt. Bislang sind solche Taten noch Einzelfälle. Bei der Polizei geht man davon aus, dass in den kommenden Monaten noch zahlreiche Betrügereien angezeigt werden, die im Zusammenhang mit den Hilfsmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise begangen wurden.