Hamburg . Krise gehe laut Vorstandssprecher auch an der Saga nicht spurlos vorüber. Dennoch lasse das Unternehmen die Mieter nicht im Stich.

Die Corona-Krise macht sich auch bei der Saga bemerkbar. „Wir verzeichnen einen ganz leichten Anstieg an Mietrückständen“, sagte Wilfried Wendel, Vorstandsmitglied des städtischen Wohnungskonzern, anlässlich der Vorstellung der Bilanz für 2019. Mit 2820 Mieterinnen und Mietern – rund zwei Prozent – seien Stundungen und Ratenzahlungen vereinbart worden.

Im Gewerbebereich habe sogar ein Fünftel der Mieter – 266 von 1389 – Stundungen angefragt, so Wendel. Die Zahl sinke aber im Zuge der Corona-Lockerungen schon wieder. Wie hoch die Einnahmeausfälle sein werden, ist nach Unternehmensangaben noch offen. Aber man gehe von „spürbaren Ergebnisauswirkungen“ aus.

"Wir lassen unsere Mieter nicht im Stich"

„Wir lassen unsere Mieter nicht im Stich“, betonte Wendel. So seien Mieterhöhungen generell bis 1. Juli ausgesetzt und für bereits wirksame Mieterhöhungen würden Corona-Betroffene eine Gutschrift erhalten. „Wir werden wegen Zahlungsproblemen aufgrund von Corona keinem Mieter und keiner Mieterin kündigen oder gar räumen“, so Wendel.

Vorstandssprecher Thomas Krebs sprach rückblickend auf 2019 von einem sehr erfolgreichen Jahr. Mit dem Baubeginn für 2017 Wohnungen sei die Zielmarke 2000 minimal übertroffen worden. 1262 Wohnungen seien fertiggestellt worden. Da gelegentlich für Neubauten alte Wohnungen abgerissen werden, wie für die neuen „Washington Höfe“ in Horn, ist die Zahl der Saga-Wohnungen unterm Strich nur um 1060 auf 135.518 gestiegen. Das ist deutlich weniger als im Vorjahr, als netto fast 2000 Wohnungen hinzugekommen waren.

Saga: Jahresüberschuss 2019 bei 205 Millionen Euro

Nach Angaben eines Sprechers war der überdurchschnittliche Anstieg in 2018 allerdings nicht auf eine höhere Bautätigkeit, sondern vor allem auf den Ankauf von Wohnungsbeständen zurückzuführen gewesen. Wendel zufolge lag die durchschnittliche Miete über alle Konzernwohnungen bei 6,71 Euro (netto-kalt) pro Quadratmeter. Das seien sieben Cent mehr als 2018, aber rund zwei Euro unterhalb des Hamburger Mietenspiegels.

Der Jahresüberschuss lag 2019 wie im Vorjahr bei 205 Millionen Euro, sagte Krebs und betonte: „Bei der Saga stehen keine Geldsäcke im Keller, sondern die erwirtschafteten Mittel werden vollumfänglich in die Bestände investiert.“ Der zweite Teil des Satzes war allerdings nicht ganz korrekt: Denn ausweislich ihrer Bilanz schüttet die Saga 25 Millionen Euro vom Gewinn an ihre Gesellschafter aus – das sind sind die Stadt Hamburg mit knapp 28,5 Prozent und die städtische Holding HGV mit gut 71,5 Prozent. Dass dieser Umstand nicht offen kommuniziert wurde, sei intransparent, kritisierte CDU-Finanzexperte Thilo Kleibauer. „Der Senat muss erklären, warum er sich erstmals von der Saga Gewinne ausschütten lässt und was er mit dem Geld vorhat.“

Saga will an Neubau-Strategie festhalten

Auf Nachfrage nach den Gründen hielt sich der Konzern bedeckt. Zum Zweck der Ausschüttung teilte ein Sprecher mit: „Die Saga beabsichtigt für 2019 eine Ausschüttung in Höhe von 25 Millionen Euro für einen Stadtentwicklungsfonds vorzunehmen, der für Maßnahmen in der sozialen Quartiersentwicklung gedacht ist und damit unmittelbar den Mieterinnen und Mietern in den Quartieren zugutekommt.“

2019 wurden Krebs zufolge 440 Millionen Euro in die Wohnungen gesteckt, davon 226 Millionen in Modernisierung und Instandhaltung. Die Neuverschuldung sei daher um 123 Millionen Euro auf 2,1 Milliarden Euro gestiegen. Dass die Investitionssumme gegenüber dem Vorjahr von 470 auf 440 Millionen Euro zurückging, schmeckte dem Vorstandschef auch nicht, aber: „Dieser Umstand ist begründet in der Verfügbarkeit von Baufirmen, Handwerkern und einer dramatisch überhitzten Baukonjunktur.“

Da sich der Mietenanstieg in Hamburg von 5,2 Prozent in 2017 auf 2,6 Prozent in 2019 halbiert habe, wolle die Saga an der 2011 eingeleiteten Neubau-Strategie festhalten: „Wir sind unverändert davon überzeugt, dass nur eine hohe Neubauleistung nachhaltig zur Entspannung des Hamburger Wohnungsmarktes beiträgt“, sagte Krebs.

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Das sei jedoch nicht nur wegen der „galoppierenden Baukosten“ eine große Herausforderung: „Geeignete Grundstücke sind Mangelware“, so der Vorstandschef. „Die niedrig hängenden Früchte sind in den vergangenen Jahren gepflückt worden. Jetzt stehen die schwierigen Grundstücke zur Entwicklung an, die aus gutem Grund zunächst links liegen gelassen worden sind.“ Dabei gehe es um kontaminierte Flächen, Abriss und Neubau, Flächen an Magistralen oder die „Mobilisierung von Schul- und Kleingartenflächen“, so Krebs.

Seinen Worten zufolge würde die Saga es begrüßen, wenn der neue Senat das erfolgreiche Bündnis für das Wohnen mit der Wohnungswirtschaft als „Bündnis für Wohnen und Klimaschutz“ wieder auflegen würde. Denn auch im Bereich Klimaschutz gebe es „gewaltige Herausforderung“, so Krebs. Schätzungen zufolge müsse die Saga rund neun Milliarden Euro in die energetische Ertüchtigung ihrer Gebäude investieren.

Wissenswertes zu Immobilien und Wohnen in Hamburg (Stand 31.12.2018):

  • In Hamburg gibt es insgesamt 252.751 Wohngebäude
  • 956.476 sind Wohnungen, davon 75.716 (7,9 Prozent) Sozialwohnungen
  • 190.648 (19,9 Prozent) sind Ein- oder Zweifamilienhäuser
  • Die durchschnittliche Wohnungsgröße in Hamburg beträgt 76,1 Quadratmeter
  • Der durchschnittliche Preis für Eigentumswohnungen beträgt 4483 Euro pro Quadratmeter
  • Hamburgs 1.891.810 Einwohner verteilen sich auf 1.041.724 Haushalte
  • In jedem Hamburger Haushalt leben im Schnitt 1,8 Personen
  • Mehr als die Hälfte der Hamburger Haushalte sind Single-Haushalte (567.587/54,5 Prozent)