Hamburg. Sie durfte wegen ihres Kopftuches nicht jobben, berichtet das Mädchen. Ihr Instagram-Video wurde mehr als 340.000 Mal angesehen.

Sie habe noch niemals Instagram-Videos gemacht und sei auch keine Influencerin – aber sie wolle jetzt ihren Mund aufmachen und für ihre Rechte kämpfen. Mit diesen Worten beginnen die Schilderungen einer 16-Jährigen über das, was sie in einem Edeka-Markt in Langenhorn erlebte.

Fast 15 Minuten redet das Mädchen auf ihrem Kanal @mxriam.jbg. Das Video, das seit Mittwoch im Netz ist, verbreitet sich rasend schnell.

Mehr als 340.000 Menschen haben es mittlerweile angesehen, viele haben das Geschehen kommentiert. Der Zuspruch, den die Schülerin erfährt, ist groß.

Der Schülerin wurde gesagt, dass sie ihr Kopftuch abnehmen müsse

Nach einem positiven Signal auf ihre Frage nach einem Job an der Kasse hätten sie und zwei Freundinnen sich mit Bewerbungsunterlagen und Lebensläufen erneut im Edeka-Markt vorgestellt, erzählt Miriam.

Sie seien bereits an der Kasse eingearbeitet worden, als sie dem Geschäftsführer vorgestellt wurden. Der habe sie von oben bis unten angesehen – angewidert, wie Miriam findet – und ihr gesagt, dass sie ihr Kopftuch abnehmen müsse, andernfalls könne sie dort nicht arbeiten.

„Realitätsklatsche“: Rassismus auch im „ach so offenen Hamburg“

Bei einem anschließenden Gespräch mit dem Personalleiter habe dieser gesagt, „er sehe das Problem“.

„Ich konnte nicht so reden wie hier und war den Tränen nahe“, berichtet Miriam weiter. Sie sei gewohnt, dass man sie wegen ihres Kopftuchs diskriminiere – „aber hinter meinem Rücken, nicht so face to face.“

Das sei für sie die „Realitätsklatsche“ gewesen, dass Rassismus auch im „ach-so-offenen Hamburg“ existiere.

16-Jährige will sich an Antidiskriminierungsstelle wenden

„Wie kann der Geschäftsführer denken, ich setze einfach mein Kopftuch ab, weil er es will? Ich glaube an meine Religion, liebe sie und trage das Kopftuch mit Stolz“, sagt Miriam – und dass sie sich an die Antidiskriminierungsstelle wenden wolle.

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„Im Grundgesetz steht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und die Religionsfreiheit gilt. Aber offenbar wissen das nicht alle.“

Instagram-Nutzer fordern Stellungnahme von Edeka

In den zahlreichen Kommentaren unter Miriams Instagram-Video verweist einer auf die Herkunft des Namens Edeka (Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin), in vielen anderen wird eine öffentliche Stellungnahme von Edeka gefordert.

Tatsächlich hatte das Unternehmen am späten Mittwochnachmittag reagiert und eine Entschuldigung an den Account von Miriam gerichtet.

Edeka-Sprecherin: „Wir lehnen jede Form der Diskriminierung entschieden ab“

„Wir lehnen jede Form der Diskriminierung entschieden ab und bedauern den Vorfall sehr“, sagt Helene Dahlke, Sprecherin von Edeka Nord, auf Abendblatt-Nachfrage.

„Daher sind wir bereits über Instagram mit @mxriam.jbg in Kontakt getreten und haben uns entschuldigt. Wir haben ihr außerdem ein Vorstellungsgespräch in einem anderen Markt angeboten.“

Der beschuldigte Geschäftsführer habe die Schülerin zu einem klärenden Gespräch eingeladen. In dem betroffenen Markt war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.