Hamburg. S-Bahnhof Poppenbüttel versinkt im Kot der grauen Vögel. Sämtliche Bemühungen zur Vertreibung liefen ins Leere – bis jetzt.

Sie fliegen knapp über den Köpfen der Fahrgäste unter dem Bahnsteigdach die Treppe rauf und runter, sitzen auf allen verfügbaren Simsen und laufen sogar in den Kiosk auf der Brücke vor dem Bahnhof hinein: Die Tauben am S-Bahnhof Poppenbüttel. Selbst die tägliche Reinigung der Treppen und Geländer reicht nicht, um sauber zu bleiben. Besonders an der Rolltreppe muss der Fahrgast darauf achten, was er anfasst und wohin er tritt.

Tauben surfen auf der Rolltreppe

"Die Tauben fahren sogar auf dem Handlauf nach oben", sagt eine Anwohnerin. "Und man muss immer damit rechnen, von oben etwas abzubekommen."

Ähnliche Beschwerden hatten die Bahn schon im Herbst letzten Jahres erreicht. Sie hatte ein Maßnahmenpaket angekündigt. "Unsere Reinigungskräfte arbeiten mit Hochdruck daran, den Taubenkot zu entfernen und den Bahnhof sauber zu halten", sagte eine Sprecherin der Bahn. Ihr täglicher Einsatz sei eine der bereits umgesetzten Maßnahmen.

Die Anwohnerin sprach dagegen von deutlich größeren Putz-Intervallen. Die Bahnsprecherin kündigte eine Begehung mit dem Reinigungsunternehmen an. Im Anschluss daran würden die Reinigung möglicherweise noch intensiviert werden.

Falke nützt wenig – auch nicht auf CD

Der im September letzten Jahres von der Bahn angekündigte Einsatz eines Falken wurde wieder verworfen. Die Rufe und Rundflüge des Raubvogels sollten die Tauben erschrecken und dazu bewegen, den Bahnhof aufzugeben. Doch nach einer Begehung mit dem Falkner habe der Experte abgeraten und erklärt, dass der Vogel am Bahnhof zu viele Ablenkungen vorfinden werde, so dass er sich nicht richtig aufs Erschrecken der Tauben konzentrieren könne. Auf einen Versuch ließ die Bahn es nicht ankommen.

Im bayerischen Parsing verfiel die Bahn auf eine preiswertere Falken-Variante: Sie ließ den Ruf des Raubvogels via CD über Lautsprecher ertönen und schlug damit das unerwünschte Federvieh zumindest kurzzeitig in die Flucht. Doch obwohl die Bahn-CD sogar drei verschiedene Falkenrufe variierte, hatten die Tauben den Bluff schon nach wenigen Wochen durchschaut und die Rückkehr an ihre alte Wirkungsstätte vollzogen. Aus diesem Grunde, so ein Bahnsprecher, solle die Lautsprecher-Lösung in Hamburg nicht zum Zuge kommen. Sie sei nicht nachhaltig.

Bahn bekämpft Tauben mit Doppelstrategie

Jetzt soll es laut Bahn ein "Zwei-Phasen-Angriff" richten. Zunächst würden bei weiterhin verstärkter Reinigung Ende bis Ende Juni "Abrutschbleche" vor allem über der Rolltreppe montiert werden. Da die Dornen und Stacheln auf den Simsen die Tauben nicht vom Sitzen abhalten, soll jetzt mit den Blechen eine solche Schräglage auf den Mauervorsprüngen erreicht werden, dass die Tiere sich nicht halten können. Das soll ihnen den Aufenthalt sauer machen.

In einem zweiten Schritt sollen dann Töpfe mit Gelmasse dort aufgestellt werden, wo die Tauben am häufigsten herumstolzieren. Das Gel schimmere, so dass die Tauben es als Feuer wahrnähmen, sagte die Bahnsprecherin. Danach werde Bilanz gezogen und gegebenenfalls noch mehr versucht, um den Bahnhof sauberer und kundenfreundlicher zu machen.

Tauben sollen nicht gefährdet werden

Die Bahnsprecherin verwies darauf, dass die "Vergrämung der verwilderten Stadttauben tierschutzkonform erfolgen" müsse und die Gesundheit der Vögel nicht gefährden dürfe. Trotz der erheblichen Schäden, die die Tiere an Substanz und Erscheinungsbild der Gebäude anrichten. So sei etwa das Spannen von Netzen nicht erlaubt, weil die Tiere sich darin verfangen könnten.