Hamburg. In der Kolumne heißt es, man solle Polizisten auf der Mülldeponie entsorgen. Hamburgs Innensenator Andy Grote wird deutlich.

Die taz-Kolumne "Abschaffung der Polizei – All cops are berufsunfähig" von Hengameh Yaghoobifarah hat bundesweit für mächtig Wirbel gesorgt. In dem am 15. Juni in der Berliner "tageszeitung" erschienenen Text heißt es unter anderem, dass man Polizisten auf der Mülldeponie entsorgen solle. Wegen der Kolumne gibt es bereits mehrere Beschwerden beim Presserat.

Die beiden Polizeigewerkschaften DPolG und GdP haben darüber hinaus noch Strafanzeige gestellt. Bei dem Text vom 15. Juni handle es sich um Volksverhetzung, zeigte sich die DPolG am Dienstag überzeugt. Auch Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat inzwischen Beschwerde gegen den Beitrag eingereicht. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) richtet sich nun in einem Brandbrief direkt an die Chefredaktion der taz.

Hamburgs Senator Grote: Kolumne "schürt den Hass auf Polizisten"

„Wo die Würde des Menschen so grob und mutwillig verletzt wird, kann ich dies nicht ohne Erwiderung stehen lassen. Der Beitrag widerspricht nicht nur jedem polizeilichen Ethos, hier wurde eine Grenze überschritten", schreibt Grote an Barbara Junge und ihre Stellvertreterin Katrin Gottschalk.

 Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat wegen der taz-Kolumne Beschwerde beim Presserat eingereicht (Archivbild).
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer hat wegen der taz-Kolumne Beschwerde beim Presserat eingereicht (Archivbild). © picture alliance/Markus Scholz/dpa

"Wir beobachten und beklagen zu Recht, wie aggressiv der gesellschaftliche Diskurs in den vergangenen Jahren geworden ist, mit wie viel gegenseitiger Verachtung und Feindseligkeit Menschen in unserem Land, gerade in den sozialen Netzwerken, kommunizieren. Dieser Entwicklung, so habe ich es auch wiederholt bei Ihnen gelesen, gilt es entschlossen entgegenzutreten", schreibt Grote weiter.

Die Kolumne von Hengameh Yagoobifarah bewirke jedoch das Gegenteil: "Sie schürt den Hass auf diejenigen, die jeden Tag unser aller Sicherheit und die Grundwerte unserer offenen, pluralistischen Gesellschaft schützen."

Die künstlerische Form der Glosse werde hier missbraucht, um persönliche Hassgefühle über allen Polizistinnen und Polizisten auszuschütten und ihnen jede Menschlichkeit abzusprechen.

taz-Kolumne: Polizisten am besten auf "Mülldeponie" aufgehoben

In dem satirischen Beitrag sinniert Hengameh Yaghoobifarah über die Abschaffung der Polizei und mögliche Berufsalternativen für Polizisten. Der Text kommt zu dem Schluss, dass Polizeibeamte am besten auf einer „Mülldeponie“ aufgehoben seien. Dort seien sie von Abfall umgeben und unter ihresgleichen.

Dies sei "unverbrämter Polizeihass in Reinform, der nicht mit Verweis auf verunglückte Sprachlichkeit oder Satire relativiert werden kann", kommentiert Grote. "Das ist nicht nur respektlos, das ist zutiefst niederträchtig und menschenverachtend und entspricht der Diktion von Rechtsextremen, die Sie sonst völlig zu Recht ablehnen."

Man brauche auch bei Meinungsverschiedenheiten in der Sache eine klare Grenze, die nicht überschritten werden dürfe. "Gerade die taz mit ihrem hohen ethischen Anspruch sollte sich dafür stark machen und das zu ihrem Selbstverständnis erklären, statt zuzulassen, dass ein Autor Hass, Häme und Menschenverachtung in dieser Form verbreiten kann.“

"Hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft"

Knapper, aber in ähnlicher Deutlichkeit hatte sich bereits kurz nach Erscheinen der Kolumne die DPolG geäußert. Der Beitrag sei für Polizisten ein „Schlag ins Gesicht“.

„Andere Menschen zu entpersönlichen, ihnen Würde und Menschen abzusprechen und sie wie Unrat auf einer Müllhalde entsorgen zu wollen – wie hasserfüllt, degeneriert und voller Gewaltbereitschaft muss man eigentlich sein, um solche widerlichen Gedanken aufzuschreiben?“, kritisierte DPolG-Vorsitzender Rainer Wendt.

Die Berufsvertretung werde solche Denkweisen mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.“